Quelle: S. 165 bis 167 der "Willeke-Chronik" (1933-1939) im Archiv HH
Fritz Middelhaufe - beim 857. Schuß
Am 16. Juni durchzog wie alljährlich vor dem Schützenfest das Tambourkorps "Gloria"
mit Pfeifenklang und Trommelschlag die Straßen unserer Stadt, gefolgt von einer
großen Schar Kinder mit Birkenbüschen, um auf das bevorstehende Schützenfest
aufmerksam zu machen und alle, die der Schützengesellschaft noch nicht angehören,
aufzufordern, ihr schnellstens beizutreten.
Das eigentliche Schützenfest begann am Samstag Nachmittag mit dem Vogelschießen
der Jungschützen. Im Rahmen des gemeinsamen Kaffeetrinkens der rund 200 Jungschützen
in der Schützenhalle wurde die Krönung des neuen Jungschützenkönigs vorgenommen.
Am Abend fand dann die letzte Mitgliederversammlung, die von rd. 250 Schützen besucht
war und gegen 23 Uhr endete, statt.
Mit Weckruf und Böllerschießen wurde der Sonntag, der Tag des Königsschießens, eingeleitet.
Das Wetter war ausgezeichnet und hat den ganzen Tag über gehalten, was der
Sonnenschein am Morgen versprochen hat. Unter Vorantritt der Musik der Arnsberger
Regimentskapelle holte die 2. Kompagnie um 1/2 10 Uhr die Fahnen vom Rathaus ab. Vor
dem Kriegerdenkmal auf dem Schützenplatz traten dann um 10 Uhr die 3 Kompagnien zur
feierlichen Heldenehrung an. Flammen aus zwei Opferschalen auf hohen Pylonen loderten
empor. Eingeleitet wurde die Feier mit dem Choral "Wir treten zum Beten!" Nach der
Gedächtnisrede, die Ortsgruppenleiter Alb. Menschel jr. hielt, intonierte die Musik leise
das Lied vom guten Kameraden. Ein Frühkonzert in der Halle schloß sich der Feier an.
Nachmittags 1/2 2 Uhr verkündeten Böllerschüsse den Abmarsch zum Scheibenstand und
damit den Start zum großen Königsschießen. Um 18.30 Uhr brachte der Schütze Fritz
Middelhaufe mit dem 857. Schuß das stolze Wappentier zur Strecke. Dröhnende
Böllerschüsse brachen sich an den Bergwänden und kündeten der Bevölkerung im Tal, daß
der Königsschuß gefallen war. Mit dem Eichenkranz geschmückt, wurde dann der neue
König in feierlichem Zuge in die Stadt und zum Schützenplatz geleitet. Von hier brachte
anschließend die 3. Kompagnie unter Vorantritt der Kapelle die Fahnen zur Wohnung
des Obersten. Während des außerordentlich gut besuchten Balles am Sonntagabend
erfolgte dann der feierliche Einzug des Königspaares mit dem neuen Hofstaat und die
Proklamation.
Der Montagmorgen wurde wiederum durch einen Weckruf der Musikkapelle eingeleitet,
worauf die Schützen um 8 Uhr auf dem Schützenplatz zum Festzug durch die reich
geschmückten Plettenberger Straßen antraten. Um 1/2 10 Uhr begann das Frühkonzert
mit Biergericht, das auch diesmal wieder Stunden voll Heiterkeit und echten Humor
brachte. Mittags fand in althergebrachter Weise in der Halle das Königsessen statt.
Der Nachmittag brachte dann den großen Festzug durch Plettenberg, der von den Wagen
des Königspaares und des Hofstaats eröffnet wurde. Überall wurde der schier endlose
Schützenzug mit Jubel begrüßt. Auch die Veteranen der Plettenberger Schützengesellschaft
nahmen in einem Wagen am Festzug teil. Der Zug ging vom Wieden über die Straße der SA,
Horst-Wessel-Straße und Herscheider Straße und zurück über die Hindenburg- und
Adolf-Hitler-Straße durch die Stadtmitte, worauf er auf dem Schützenplatz sein Ende
erreichte, wo der König mit seinem Gefolge die Front der angetretenen Schützen abfuhr.
Der weitere Nachmittag war ausgefüllt durch das sehr gut besuchte Konzert in der
Schützenhalle und am Abend folgte der Festball, der eine bis auf den letzten Platz gefüllte
Halle sah. Auch hier herrschte eine großartige Stimmung, und auf dem Rummelplatz vor
der Halle war ein frohes Leben und Treiben. So vergingen die letzten Stunden des
Schützenfestes wirklich wie im Fluge, bis die ersten Strahlen der Morgensonne in die
Schützenhalle fielen und der Hofstaat und die Schützen zum Aufbruch rüsteten, um
unter Vorantritt der Musik den König und die Königin nach Hause zu geleiten.
Auf diesem Schützenfeste wurde auch nach langen Jahren zum ersten Male wieder
gespielt und gesungen: "Plettenberg, die Lob und Preis!" Dieses Lied hat am 6. Oktober
1872 der Dichter Emil Rittershaus, der Sänger des Westfalenliedes, anläßlich der
Einweihung einer Halle auf der Höhe des Hestenberges, gedichtet. Es lautet:
1.) Von des Hestenberges Kuppen . . . |