Quelle: S. 14/15 der Festschrift zur 100jähr. Jubelfeier der Plettenberger Schützengesellschaft (erschienen 1936, Verfasser Rektor i. R. Ernst Weimann)
Brillantfeuerwerk mit Wasserfall aus Feuer
![]() Regierungsreferendar Dr. von Klitzing und Fräulein Gerda Schmidt vom Köbbinghauser Hammer.
Nun war das Jahr 1911 herangekommen, und die Jubelfeier des 75-jährigen Bestehens der Schützengesellschaft
stand vor der Tür. Da regten sich Hände und Herzen in unserer Stadt um die Wette, als es galt, diese zu einer
überaus glanzvollen zu gestalten. Vom hiesigen Landwehrverein kaufte man für das Offizierskorps Degen an,
für die neue Königin wurde ein Diadem und für die alte ein Haarschmuck besorgt.
Mit dem Feste wurde der im deutschen Reich allgemein am 18. Juni stattfindende "Blumentag" zum Besten der
Veteranen gern verbunden. Ein Gesuch um Verleihung einer neuen Fahne war bereits am 1. Februar an Se.
Majestät abgesandt worden. Die Wirtschaft für das Jubelfest übernahm W. Schulte zum Preis von
1.400 Mark. Eine Feuerwerkskommission, bestehend aus den Schützen L. Seißenschmidt, W. Laas und
R. Borbeck, wurde gebildet, eine vorzügliche Festordnung neu aufgestellt.
Der Glanzpunkt der wundervoll verlaufenen Feier, die bereits am Samstag, dem 17. Juni, mit einem solennen
Kommers begann, war das große Brillantfeuerwerk, daß mit einem in herrlichsten Farben erstrahlenden "W"
mit der Kaiserkrone darüber eröffnet wurde und das in feenhafter Weise weiter Nummer auf Nummer folgen ließ,
immer neues Entzücken der vielen Zuschauer hervorrufend, bis das selten schöne vom Konzert begleitete
Schauspiel in dem großartigen "Wasserfall aus Feuer" seinen Höhepunkt erreichte und mit den den Platz
weithin erhellenden bengalischen Flammen seinen Abschluß fand.
Die weitere Feier in der wundervoll geschmückten Schützenhalle gestaltete sich zu einer einmütigen, erhebenden
Kundgebung gut bürgerlichen Gemeinsinns, in dem der Stellv. Bürgermeister, Regierungsreferendar von Klitzing,
der später den Königsschuß abgab und sich Fräulein Gerda Schmidt vom Köbbinghauser Hammer zur Königin
erkor, von dem mit den Bildern der verstorbenen Gönner der edlen Schützensache, W. Seißenschmidt und C.
Meuser, gezierten Throne herab der verflossenen 75 Jahre der Schützengesellschaft in beifallswürdigen Worten
gedachte und sein Hoch den alten Königen, von denen viele der Einladung gefolgt waren, widmete.
Eine weitere feierliche Handlung war die Ehrung des auf dem Thron anwesenden Schützen Carl Vogt für 50 Jahre
lange ununterbrochene Zugehörigkeit zur Schützengesellschaft, in der er unter Überreichung eines prächtigen
gerahmten Diploms zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Das gesamte herrliche Fest, bei dessen Sonntagsfestzug
die "Kornblumenmädchen" alter Sitte gemäß am Marktplatz abgeholt wurden und dann im Zuge gleich hinter
der Musik gingen, zeigte so recht wieder die Einmütigkeit von Plettenbergs Bürgerschaft, die es verstand, alte
Traditionen wieder lebendig werden zu lassen. Die Gesamteinnahmen im Jubiläumsjahr beliefen sich auf
8.965,83 Mark, die Gesamtausgaben auf 9.102,38 Mark.
Zum Jubelfest telegrafierte Gustav Saalmann aus Bonn, wohin er von hier seinen Wohnsitz verlegt hatte: "Wünsche
ein frohes Fest und ein herzliches vivat, crescat, floreat in alter Anhänglichkeit." Frau Apotheker Scheele
depeschierte aus Godesberg: "Die Schützenkönigin des Jahres 1887 sendet zur 75-jährigen Jubelfeier herzliche
Glückwünsche und dem etwa anwesenden Schützenkönig desselben Jahres, Herrn Wuppermann, besten Gruß".
Bürgermeister Köhler schickte folgendes Telegramm: "Von den Höhen der Düppeler Schanzen, einer Ruhmesstätte
Preußens, sende Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zum heutigen Jubelfeste. Möge echter Bürgersinn und
stete Einigkeit der Hort der Schützengesellschaft sein und immerdar bleiben!"
Im übrigen stand im Jahre 1911 der Plan des Baues einer neuen Schützenhalle im Vordergrund des Interesses . . .
(siehe unter Schützenhalle) |