Quelle: S. 8 der Festschrift zur 100jähr. Jubelfeier der Plettenberger Schützengesellschaft (erschienen 1936, Verfasser Rektor i. R. Ernst Weimann)
Der Vogel ist blau anzustreichen
Scharf präzisierte Bedingungen regelten besonders im Jahre 1865 den Verding (Ausschreibung und
Vergabe) zur Bedeckung des Zeltes, die Übernahme und Ausführung des Vogelschießens, die
Verpachtung der Schenkbuden, den Aufbau und die Wiederwegräumung des Schützenzeltes und
das Böllerschießen.
101 Schüsse sollten im ganzen bei den Festen fortan abgefeuert werden, nämlich 9 bei der
Ankündigung, je 9 am ersten und zweiten Tag, je 12, wenn der Vogel fällt, der Hofstaat zum
Schützenplatz gelangt und beim Abgang zur Stadt, 6 am Nachmittag beim Eintreffen, je 12 beim
Eintreffen der neuen Königin und beim Abgange und 8 beim Eintreffen am 2. Tag.
Für die Anfertigung des Vogels verpflichtete sich der Unternehmer, denselben in gewöhnlicher
Größe von Birken- oder Buchenholz anzufertigen, mit Krone, Zepter und Reichsapfel zu versehen
und blau anzustreichen und an seinem unteren Teile eine eiserne Platte anzubringen, wenn es
sich herausstellen sollte, daß er nicht die gehörige Festigkeit habe. Für seine Anfertigung
erhielt der hiesige Drechsler Peter Riekesmann 1865: 2 Taler, 10 Silbergroschen, während H.
Lohmann 5 Silbergroschen mehr forderte.
Die Wirtschaft hatte für das Fest 1865 Frau Witwe Peter Heinrich Schulte auf ihr Angebot von
92 Talern gepachtet. Sie war verpflichtet, an jeder Langseite des Zeltes eine Schenkbude auf ihre
Kosten zu errichten, gehörig zu bedecken und zu bekleiden, so daß die Gäste darin vor Regen
und Sonnenschein geschützt blieben und mit den erforderlichen Stühlen, Tischen und Bänken
zum bequemen Aufenthalt darin auszustatten.
Die Musik zu den Festen jener Zeit stellte häufig die noch heute (1936, so Weimann) vielen Bürgern
in bester Erinnerung stehende "Giesenkirchensche Kapelle" aus Dortmund. Der Schütze
Schuhmachermeister Ludwig Hermens war zum Tragen des Schellenbaums bestimmt, den er
von Dahle abholen mußte, und der Schütze Heinrich Winterhoff zum Tragen der großen Trommel.
Als zweiter Trommler fungierte neben Johann Heidelbach noch der Fabrikarbeiter Peter Froeseler.
Bei einem auf dem hiesigen Polizeibüro im Jahre 1865 vorgekommenen Brande wurde auch die neue
Schützenfahne leider stark beschädigt. Der Vorstand (Wilhelm Dulheuer) beauftragte Fräulein Ida
Ulrich zu Altena mit der Reparatur derselben. Durch Aufnähen der Stickereien auf neue Seide wurde
das Geschenk Ihrer Majestät, der damaligen Königin-Witwe, mit einem Kostenaufwand von 30 Talern
wieder hergestellt.
Vom Tragen des Gewehres befreit
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