Fahnensuche in den USA


Quelle: ST vom 28.08.1950, Zeitungsausschnitt im Archiv HH

Eine originelle Lösung:
Schützentöchter stiften Schützenfahne

Als Ersatz für die verlorengegangene Schützenfahne, die einst von einer preußischen Königin gestiftet worden war, stiften Plettenbergs künftige Schützenköniginnen eine neue Vereinsfahne

Plettenberg. Die Schützengesellschaft wendet sich heute mit einem Appell an alle Schützen zur Teilnahme an der Stiftung der neuen Vereinsfahne. Die neue Fahne soll eine Stiftung der Töchter der Schützen sein und die Erinnerung an das erste Plettenberger Schützenfest nach dem Kriege für immer wachhalten. Die alte Schützenfahne, die fast 100 Jahre lang in guten und schlechten Zeiten das Symbol der Plettenberger Schützengesellschaft war, war im Jahre 1847 den Plettenberger Schützen von der damaligen preußischen Königin Elisabeth, der Gemahlin König Friedrich Wilhelm IV., gestiftet worden. Diese Fahne ging bekanntlich durch Feindeinwirkung in den Apriltagen 1945 verloren. Nachforschungen, die inzwischen angestellt wurden, sind ergebnislos geblieben, so daß mit ihrem endgültigen Verlust gerechnet werden muß.

Seit etwa Jahresfrist wurde im Vorstand der Plettenberger Schützengesellschaft und in den Kommissionen eifrig gearbeitet, um das diesjährige Schützenfest zu gestalten. Hierbei war natürlich die Neubeschaffung der Vereinsfahne eine Angelegenheit von außergewöhnlicher Bedeutung.

Damals war es eine Königin, die uns die Fahne schenkte, dieses Mal sollen es die Töchter und Enkelinnen unserer Schützen, also die zukünftigen Schützenköniginnen sein, die ihren Beitrag zu der Wiederbeschaffung der Fahne freiwillig zur Verfügung stellen.

Gedacht ist an die Stiftung eines silbernen Fahnennagels, der die Aufschrift der Spenderin und die Jahreszahl 1950 trägt. Dieser Fahnennagel wird nach dem Schützenfest am Schaft der neuen Fahne angebracht. Die Plakette bildet für die Spenderinnen ein dauerndes Erinnerungsstück an das erste Schützenfest nach dem Kriege.

Der Mindestbeitrag, einschließlich des silbernen Fahnennagels, der Gravur, der fotographischen Aufnahme, die die feierliche Übergabe durch die Spenderinnen festhalten soll, beträgt 25,- DM.

Das Mindestalter der Spenderinnen ist unbegrenzt. Diejenigen, die das 5. und 6. Lebensjahr erreicht haben und bei der Übergabe der Fahne (vor der Fahnenweihe) dabei sein können, sollten möglichst weiße Kleidchen tragen, sie erhalten außerdem eine Schärpe in den Schützenfarben blau-gelb, die der Einheitlichkeit wegen von der Schützengesellschaft gestellt wird. Für eine größere Zahl von Schützentöchtern liegen bereits Anmeldungen durch ihre Väter bzw. Großväter vor. Weitere Anmeldungen können noch bis Freitag bei den Vorstandsmitgliedern F. W. Cordes, Am Wall 1 (Tel. 907), Herm Fischer, Kaiserstr. 5 (Tel. 367) und Walter Siepmann, Wilhelmstr. 63 (Tel. 863) erfolgen.

Die Fahnenweihe findet am Samstag, dem 2. September 1950, nachm. 2 1/2 Uhr, statt. Die Spenderinnen werden gebeten, sich gegen 2 Uhr in der Schützenhalle zu versammeln. Hier erhalten sie den Fahnennagel und die Schärpe. - Den Gedanken dieser sinnvollen Stiftung kann man nur aufrichtig begrüßen.


Quelle: S. 5 der Festschrift zur 100jähr. Jubelfeier der Plettenberger Schützengesellschaft
(erschienen 1936, Verfasser Rektor i. R. Ernst Weimann)

Fahnenweihe 1843

Ein in der Jugendzeit unserer Schützengesellschaft besonders wichtiges Jahr war 1843. Waren von ihr bis dahin die bei den ehemaligen Markenumzügen vorangetragenen Fahnen der Bürgerschaft geführt worden, . . .

Hierzu folgender Quellenhinweis: Westfalenpost Plettenberg vom 16.06.1951, Verfasser Albrecht von Schwartzen: ...Die Schützen ergriffen (1836) als Symbol ihrer Vereinigung das städtische Wappen und die drei, der Bürgerschaft eigenen, bei den zeitweiligen Markenumzügen vorangetragenen Fahnen, deren älteste aus der Zeit des 30jährigen Krieges stammte und eine andere, wahrscheinlich die jüngste, die das Datum 1745 trug....

. . . worden, so erhielt sie in diesem Jahre als Zeichen besonderer königlicher Huld auf eine 1840 an ihre Majestät die Königin gerichtete Bitte eine weitere schöne Fahne, aus weißer Seide gearbeitet, auf welcher auf der einen Seite in blauem Felde, mit einem Kranz von Eichenzweigen umgeben, das Wappen der Stadt, das die Gesellschaft angenommen hatte, und auf der anderen Seite in weißem Grunde der Namenszug der Königin Elisabeth, überschwebt von der landesherrlichen Krone, gestickt ist.

Am 18. Juni 1843 teilte der Legationsrat Sasse, Sekretär ihrer Majestät, der Schützengilde mit, daß er das Vergnügen habe, die von ihrer Majestät der Königin derselben allergnädigst zum Geschenk bestimmte Fahne im Allerhöchsten Auftrag ergebenst zu überreichen. - Die Lieferung der Fahne geschah durch den Fuhrmann Teschmacher, Berlin, in der Zeit von etwa drei Wochen, der besonders verpflichtet war, das kostbare Geschenk "zu rechter Zeit und ohne Tadel" frei in Plettenberg abzuliefern. Angefertigt war die Fahne von dem Kgl. Hochsticker E. Röhrich (Berlin), der schrieb:

"Bei der Zusammenstellung der Fahne wollen Sie den Rücken der Flagge über den unpolierten Teil der Stange ziehen und die Befestigung dieser beiden Gegenstände durch beiliegenden Streifen Leder mit 50 Nägeln, für welche die Stellen auf dem Leder bezeichnet sind, geschehen lassen. Mit Genehmigung Ihrer Majestät der Königin habe ich Ihrem Wunsche gemäß das Stadtwappen in der Fahne angefertigt."

Nach einem umfangreichen, besonders aufgestellten Wahlreglement wurde der Fähnrich für die neue Fahne bestimmt, und der um die Schützenvereinssache hochverdiente Bürger J. W. Haape ging aus der Wahl als der erste Träger der Königinfahne hervor. Durch Trommelschlag und Böllerschießen wurden die Schützen damit bekannt gemacht, als am 8. Juli 1843 die Fahne hier ankam. Ihre Einweihung geschah in feierlichster Weise am Freitag, dem 21. Juli, in Gegenwart des Landrats von Holtzbrinck, Altena, und der Mitglieder der städtischen Vertretungen und wurde am Vorabend durch Böllerschießen, Antreten der Kompagnie auf dem Schützenplatze, Festakt auf dem Maiplatze mit Festkonzert und großem Zapfenstreich usw. eingeleitet.

Der Tag der Fahnenweihe selbst war dann für die Schützen, die sich um 8 Uhr vor der Wohnung des Hauptmanns Wiel versammelten, sowie für die ganze Bürgerschaft ein Tag der Freude und des Dankes. Schon um 4 Uhr morgens wurde er durch 50 Böllerschüsse eingeleitet. Unter Vorantragen der alten Fahnen wurde die Königinfahne in feierlichem Zug um 10 Uhr nach dem Schützenzelte durch die ganze Kompagnie gebracht. Der Tisch, worauf sie gelegt wurde, war 15 Schritt vom Eingange aufgestellt. Die Kompagnie stellte sich darum in Form eines Hufeisens auf. Landrat und Magistrat, Stadtverordnete und der Vorstand gruppierten sich rechts und links neben dem Tisch. Die Tambouren schlugen den Wirbel, der älteste Offizier kommandierte: "Das Gewehr über!" und der Hauptmann und Bürgermeister Wiel hielt darauf folgende herrliche Ansprache:

"Schützen! Eine schöne Feier - eine Feier, wie solche unser Städtchen wahrscheinlich noch nicht gesehen hat, vereint uns heute in diesem Zelte. Das huldreiche Geschenk unserer allergnädigsten Königin, die ersehnte Fahne liegt vor uns und wird sich bald vor unseren Blicken enthüllen. Sie - welche der Name der hohen Geberin bereits geweiht hat, soll Euch heute feierlich übergeben werden.

Ich bin von Euch zu Eurem Chef erwählt, und ich halte es als solcher für meine Pflicht und zeitgemäß, einige wenige schlichte Worte an Euch zu richten. Sie kommen aus einem echt preußischen Herzen und sind an Markaner als echte Preußen gerichtet.

Seit langem besteht in unserem Vaterlande die Sitte, daß der Bürger und die mannhafte Jugend sich in der Handhabung der Waffen übten. Wenn andere Herrscher zagten, ihren Bürgern Waffen in die Hand zu geben, fürchtend, daß sie solche gegen sie selbst gebrauchen könnten, so wurde das Waffenspiel nicht allein unseren Vorfahren und uns gestattet, es fand auch alle mögliche Unterstützung von seiten unserer Landesherren, die der nie wankenden Treue und hingebenden Liebe ihrer Untertanen gewiß waren und die Überzeugung hatten, daß der durch dies Waffenspiel geweckte kriegerische Sinn bei der etwa nötig werdenden Verteidigung des Vaterlandes nur günstig sein musste.

Der mutige Sinn des preußischen Volkes, seine unerschütterliche Treue zu seinem angestammten Herrscher, seine aufopfernde Liebe für ihn, aber auch das feste Vertrauen, welches von je her zwischen Fürst und Volk bestanden hat und welches nie getäuscht worden ist, haben Großes bewirkt; das bezeugt die Geschichte Preußens, das zeigen die glorreichen Schlachten der älteren und neueren Zeit, die seine Söhne geschlagen haben, und solange das Gestirn "Friedrichssöhne" unter dieser Benennung am Himmelszelte glänzen wird - so lange wird Preußens Ruhm bestehen.

Wo es die Ehre des Vaterlandes galt, scharten sich seine Söhne auf den Ruf ihres Fürsten um des Vaterlandes Fahnen und zogen mit ihnen freudig und mutig dem Feinde entgegen, siegten oder starben, doch nie wankte des Preußen Mut, und oft - nur, wenn der letzte Mann sank, fiel die Fahne, das Heiligtum des Krieges, sein Palladium, welches ihm im Siege vorangeleuchtet hatte, in der Hand des Feindes, und sterbend noch verteidigte er das Banner und färbte es mit seinem Blute rot, welches ihm sein Fürst, es zu wahren, vertrauend übergeben hatte.

Die hier vor uns liegende Fahne, das Geschenk unserer Allergnädigsten Königin, wird fortan Euer Fest verherrlichen mehr verherrlichen, und in friedlichen Zeiten wird dies ihr Zweck sein, - doch wer möchte daran zweifeln, der die Gesinnung der stets treu erfundenen Markaner kennt, daß, wenn es je ein übermütiger Feind wagen sollte, in unsere friedlichen Gaue und Berge einzudringen, daß die Älteren unter Euch sich zur Verteidigung ihres Herdes und ihrer Kinder unter ihrem Schatten sammeln werden, indes Eure jüngeren Brüder zur Beschützung der heiligsten Güter der Freiheit und der Selbständigkeit des Vaterlandes freudig den Kriegsfahnen zueilen, um sich den alten gewohnten Preußenruhm zu erkämpfen und der Väter würdig zu werden.

Wie dem Soldaten seine Fahne . . .


Quelle: S. 8 der Festschrift zur 100jähr. Jubelfeier der Plettenberger Schützengesellschaft
(erschienen 1936, Verfasser Rektor i. R. Ernst Weimann)

Königin-Fahne bei Brand stark beschädigt
Bei einem auf dem hiesigen Polizeibüro im Jahre 1865 vorgekommenen Brande wurde auch die neue Schützenfahne leider stark beschädigt. Der Vorstand (Wilhelm Dulheuer) beauftragte Fräulein Ida Ulrich zu Altena mit der Reparatur derselben. Durch Aufnähen der Stickereien auf neue Seide wurde das Geschenk Ihrer Majestät, der damaligen Königin-Witwe, mit einem Kostenaufwand von 30 Talern wieder hergestellt.


Quelle: Stadtarchiv Plettenberg, Reg. B, Fach II, Nr. 3, vom 19.10.1866

Die Plettenberger Fahne von 1866

Unterzeichnetes Comitee, gewählt von den Bürgern der Stadt Plettenberg im Jahre des Heils 1866, thut kund und fügt hiermit zu wissen:

Nachdem unser tapferes Kriegsheer, das Preußenvolk in Waffen, in dem nunmehr beendete glorreichen Feldzuge Sieg auf Sieg erfochten, unsere übermüthigen Feinde gedemüthigt, und das liebe deutsche Vaterland unter dem Schutze und Schirme des Adlers von Hohenzollern auf die Bahn zu der von uns und unseren Vätern heißersehnten Einheit hingeleitet hat, wird, nach dem nunmehr erfolgten Friedensschlusse, die Heimkehr der ruhmgekrönten Krieger und Brüder ins liebevoller und dankbarer Anerkennung des neubewährten, altgewohnten preußischen Heldensinnes und in gerechter Würdigung der dadurch errungenen großen Erfolge aller Orten freudig und feierlich begrüßt

Auch unser kleines Plettenberg will anderen Städten im großen Vaterlande nicht nachstehen, auch Plettenberg weiß, welche Gefahren durch den Muth und die Aufopferung unserer Soldaten von unserem königlichen Hause und uns abgewendet sind, und es erkennt, mit Dank gegen den Herrn der Heerscharen und Lenker der Schlachten, mit Dank gegen die kundigen Führer und tapferen Krieger, wieviel Macht, Ruhm und Segen für Preußen und Deutschland aus dem Kampf erwachsen sind. Deshalb haben seine Bürger auf den heutigen Tag eine allgemeine Sieges- und Friedensfeier angeordnet, ihre Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt und durch die Straßen der Stadt einen festlichen Aufzug veranstaltet.

Um jedoch von dieser Jubelfeier, deren Klänge zwar verrauschen, deren Erinnerung aber nie in unseren Herzen verlöschen wird, ein dauerndes, alle Zeit sichtbares Gedenkzeichen aufzubewahren, hat das unterzeichnete Comitee aus den von der Bürgerschaft gewährten Mitteln eine seidene Fahne beschafft, deren Farbe die Landesfarbe, und deren eine Seite das Wappen der Stadt Plettenberg, deren andere Seite die Inschrift "Den ruhmgekrönten Kriegern vom Jahre 1866" trägt. Diese Fahne, welche bei dem heutigen Aufzuge zum ersten Mal vorgetragen worden ist, wird urkundlich dieses dem Magistrate hiesiger Stadt vom Comitee hiermit übergeben, um dieselbe als Eigenthum der Stadt unter seine Obhut zu nehmen und ihre Verwendung dem Willen der Bürgerschaft gemäß zu überwachen.

Hinsichtlich der Verwendung ist aber Nachfolgendes bestimmt:

Art. I Oeffentlichen Aufzügen soll in Zukunft diese Fahne vorgetragen werden, damit bei deren Anblick diejenigen, welche die glorreichen Siege unserer Fahnen im Jahre 1866 erlebten, sich dieser hohen Zeit stets freudig erinnern. Kinder und Kindeskinder aber den schuldigen Dank für die Heldentaten der Väter nie vergessen, ihrem Beispiele nacheifern und nach ihrem Vorbilde es lernen, auf den Ruf von Preußens Königen neue Siegen an Preußens sieggewohnte Fahnen zu reihen.

Art. II Wer bei einem Aufzuge die Fahne vortragen soll, wird vom derzeitigen Bürgermeister der Stadt Plettenberg bestimmt. Jedoch ist derselbe verpflichtet, so lange solche, die im Sommer dieses Jahres mobil gemacht sind, als Bürger in hiesiger Stadt leben, aus diesen den Fahnenträger auszuwählen.

Art. III Wenn diese nach Art. II Vorzugsberechtigten durch unstreitige Stimmenmehrheit Einen aus ihrer Mitte zum Fahnenträger ausersehen und diesen rechtzeitig dem Bürgermeister namhaft gemacht haben, so ist Letzterer verbunden, denselben zum Fahnenträger zu bestellen.

Zur Urkunde dessen ist dieses Document von den Mitgliedern des Comitees eigenhändig unterschrieben und dem derzeitigen Bürgermeister Herrn Posthausen behufs Niederlegung im städtischen Archive übergeben worden.

So geschehen Plettenberg, den 19. October 1866 Das Comitee

Unterschriften: Heinrich Posthausen, Bürgermeister; G. Hanebeck, Lohgerber; Adolph Koetter, Hülfsprediger; C. Meuser, Fabrikant; Gust. Saalmann, Apotheker; F. W. Weihs, Post-Expeditions-Vorsteher; H. Schmellenkamp, Fabrikant; Aug. Thüsing (Rüsing?), Civil- Supernumerar.