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Quelle: WR Plettenberg vom 13.06.2006
Biergerichts-Präses ging von Bord:
Plettenberg. (mau) "Danke, Bernhard!" Nach 15 Jahren an der
Spitze des PSG-Biergerichts legte Bernhard Schlütter gestern das
Präsidentenamt nieder. "Danke, Bernhard!", skandierte die Menge
und stand auf den T-Shirts der Schöffen. Unter stehenden Ovationen
kämpfte der 42-Jährige gegen Tränen der Rührung an, seine Frau Ai-Lan
im Arm und ins Mikro ein letztes "I did it my way" singend.
"Aufhören ist doch schlimmer, als ich dachte", gestand er engen Freunden
am Ende ein. Selbst von denen waren nur wenige über seinen Rücktritt
informiert. Im Bilde waren indes seine Schöffen, die ihren "Präsi",
der aus erster Reihe ins zweite (Schöffen-)Glied zurücktreten möchte,
mit einer würdigen Verabschiedung überraschten. Musikalisch erinnerten
sie an Schlütters Biergerichts-Eskapaden. Beispielsweise die Schrobenhausen-
und Andechs-Tour 1995, die Bernhard einen Tag früher als geplant beenden
und mit dem Zug nach Hause düsen musste. Zur Geburt seiner Tochter
Tanitha war er gerade noch rechtzeitig im Kreißsaal. . .
Vor dem Abschied hatte Schlütter selbst für einen Höhepunkt im dreistündigen,
aber nie langweiligen Biergerichtsprogramm 2006 gesorgt. Im Dialog mit
Sebastian "Sebo" Kintner feuerte er eine volle kabarettistische Breitseite
gegen das Bahnhofsviertel Eiringhausen und die Schützen dort ab. Bei
einer Sekundensequenz im Lokal-TV hatten diese mächtig vom Leder gezogen.
Sie wären die Erfinder des Biergerichts, bei ihnen wäre mehr los als in
der Stadtmitte etc. Gestern bekamen die "Aborigines Äggerins" die Quittung.
"Sie feiern unter Brücken und pinkeln auf dem Bahnhofsklo", lauteten noch
die harmloseren Giftpfeile. Der Eiringhauser Schützendelegation mit König
Kai-Uwe Eppmann und Biergerichtspräsidentin Doris Schauer an der Spitze
verschlug es nahezu die Sprache. Das schreit nach "Vergeltung" am 21. August,
dem Tag des Eiringhauser Biergerichts.
Neben der neuen Altmajetät Christoph Hümmler und dem neuen PSG-König Wolfram
Lux regierte gestern beim Frühschoppen vor allem König Fußball. Das Biergericht
sah es an der Zeit, dass sich was dreht, wie Grönemeyer singt. Motto: Ein
guter Deutscher denkt europäisch - außer wenn er Kicken guckt! Da wird
bestenfalls noch der Schweizer gefeiert, weil er dem Türken das WM-Ticket
vor der Nase weggeschnappt hat. . .
Gegenüber dem Biergerichtsfrühschoppen im Vorjahr hatte sich die Frauenquote
in der gut besetzten Schützenhalle gestern weit mehr als verdoppelt. Eine
willkommene, unspektakuläre "Unterwanderung", ohne dass dafür ein Beschluss
auf der Hauptversammlung gefasst worden wäre. Ein später Erfolg für Bernhard
Schlütter, der immer mutig und freigeistig ein für Frauen offenenes Biergericht
gefordert hat. |