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Quelle: Zeitungsausschnitt des Süderländer Tageblatt vom 19.06.1951
im Archiv HH
Lachsalven in der Schützenhalle
Plettenberg. Aus dem Rahmen unseres Plettenberger Schützenfestes ist das traditionelle
Biergericht am Montagmorgen nicht mehr wegzudenken. Es ist seit je gekennzeichnet durch
originellen Witz, sprühenden Humor und Hochstimmung. Das Hohe Gericht unter dem Vorsitz
des Biergerichtspräsidenten Paul Thomee hatte alle Verbrechen und Vergehen der Schützenmitglieder
im verflossenen Jahr genauestens erfaßt und verhängte Strafen verschiedener Höhe, die aber
nach Berücksichtigung der mildernden Umstände widerspruchslos hingenommen wurden. Ein
Glück dabei ist, daß die Sitzung unter Ausschluß der Öffentlichkeit, das heißt, unter Ausschluß
der Damen stattfindet, da sonst die Befürchtung naheliegen könnte, daß die von dem Ehegesponst
verhängte Strafe mitunter strenger ausfallen würde.
Die Verlesung der Sündenregister mit Urteilsverkündung nahm einige Stunden in Anspruch und
brachte manchen in Verwunderung, wie und woher die Schandtaten aufgedeckt wurden. Selbst ein
kurioser Druckfehler auf der Speisekarte des Wirtschaftsküchenbetriebes in der Schützenhalle
war der Aufmerksamkeit des Biergerichts nicht entgangen und fand seine Sühne. Auch die
Geschichte von der verschwundenen Schützenfahne, die als amerikanische Sturmfahne am
38. Breitengrad wieder auftauchte und am 1. April - beinahe - vom S.T. von Korea nach Plettenberg
zurückbeordert werden konnte, hatte noch ein lustiges Nachspiel.
Zum Beginn der Biergerichtssitzung hieß Oberst Winkemann namens des Königspaares und des
Hofstaates die in großer Zahl erschienenen Schützen willkommen und machte bekannt, daß S. M.
Willi (Cordes) als "Gnadenerlaß" für die Angeklagten eine Spende von 3.000 Biermarken gemacht
habe, was natürlich mit starkem Beifall aufgenommen wurde. Hauptmann Thomee verlas sodann
ein Schreiben des auswärts weilenden Stadtdirektors, der für seine "Flucht" um mildernde Umstände
bat und dem Fest einen guten Verlauf wünschte. Weitere Willkommensgrüße galten den Gästen
des Oberst aus Paris, wie auch dem Oberst Bergmann vom benachbarten Grüner Schützenverein.
Wie immer, nahm auch die diesjährige Biergerichtssitzung einen interessanten und lustigen Verlauf
und der verdiente Beifall nach den wochenlangen Vorarbeiten der Gerichtskommission blieb nicht aus. |