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Quelle: Zeitungsausschnitt des Süderländer Tageblatt vom 20.07.1950
im Archiv HH
"Im Namen des Königs"
Plettenberg. Sr. Majestät Pressedienst gibt bekannt: Die Kommission der
Vertreter des Kronanwalts (Sr. Majesttät Biergerichtskommission) tagt seit
Wochen in regelmäßigen Abständen, um die in den letzten 10 Jahren begangenen
Straftaten aufzuklären. Da die Kurve der schweren Delikte erschreckend
angestiegen ist, hat sich Se. Majestät der alte König gezwungen gesehen, den
Vorsitz über das Tribunal selbst zu führen und junge geschulte Kräfte in die
Kommission zu berufen.
Es sind in den vergangenen Jahren in Plettenberg Dinge geschehen, die selbst
die legendären Gestalten unserer Stadt, man denke an den bekannten
Polizeidiener Pohle, in den Schatten stellen.
Das Hohe Biergericht wird sich daher gezwungen sehen, drastische Strafen zu
verhängen, um diesen Auswürfen erfolgreich entgegenzutreten. Die Kommission
erwägt, Sr. Majestät evtl. eine entsprechende Notverordnung zur Genehmigung
vorzulegen.
Die Verteidigung wird angesichts dieser Tatsachen einen schweren Stand
haben. Man vermutet, daß sie in den meisten Fällen lediglich auf mildernde
Umstände wegen vorübergehend beschränkter Zurechnungsfähigkeit plädieren
wird.
Da Se. Majestät der alte König persönlich den Vorsitz über das Hohe
Biergericht führen wird, werden evtl. Gnadengesuche an Se. Majestät den
Neuen König zu richten sein. Die Kommission sieht sich ebenso wie der
Vertreter des Kronanwalts jedoch genötigt, darauf hinzuweisen, daß derartige
Appelle wegen der Schwere der Delikte nur in seltenen Fällen erfolgreich
sein werden. Der Vorschlag einer Amnestie für kleinere Vergehen ist von Sr.
Majestät verworfen worden.
Die Hohe Biergerichtskommission bittet alle Bürger, sie in ihrer schweren
Tätigkeit zu unterstützen. Mitteilungen, die auf Wunsch vertraulich
behandelt werden, nimmt der Vizepräsident des Hohen Gerichtshofs, Alte
Majestät Paul Thomee, entgegen.
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