Quelle: "Plettenberger Köpfe", Plettenberger Stadtgeschichte Bd. 3, 2000

Werdes-Plaßmann, Karl

Landwirt, Politiker, geb. 21.06.1872 in Leinschede im Amt Plettenberg
gest. 24.03.1953 in Plettenberg

Karl Werdes-Plaßmann, auf dem elterlichen Hof an der Lenne geboren, wurde nach dem Besuch der Volksschule in Pasel (heute Plettenberg) als Landwirt für die Übernahme des Hofes ausgebildet. Frühzeitig kümmerte er sich um die Belange des bäuerlichen Berufsstandes im Landbund, Landwirtschaftlichen Kreisverein Altena, Waldbauernverein, Reiterverein Plettenberg u. a. m. U. a. war er Mitbegründer der Spar- und Darlehnskasse Plettenberg und deren 1. Vorsitzender bis zu seinem Tod. Insbesondere bemühte er sich um das Genossenschaftswesen in der Landwirtschaft. Bis 1940 war er Präsident des Verbandes ländlicher Genossenschaften in Münster. 1928 wurde W-P. für die "Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkspartei" in den Preußischen Landtag in Berlin gewählt. Er blieb Abgeordneter dieser Partei bis 1933.
W-P. verkörperte den Typ des selbstbewussten, bodenständigen und besonnenen westfälisch-sauerländischen Bauern. Seine unkoventionelle, aber für ihn und das Sauerland kennzeichnende Aussage über das sauerländische Klima machte im Berlin der späten zwanziger Jahre die Runde: Ich will nicht sagen, dass es bei uns im Sauerland immer regnet, aber, wenn es nicht regnet, dann hat es doch immer Lust zu regnen.
EW (Erwin Werdes)


Quelle: Ewald Baberg (in Festschrift der Spar- und Darlehnskasse)

Karl Werdes-Plaßmann

Am Ehrentage der Spar- und Darlehnskasse eGmuH Plettenberg gedenken wir des Mannes, der sich um die Gründung und um die Entwicklung dieses Geldinstitutes in den schweren Jahren nach dem I. Weltkrieg sehr verdient gemacht hat: Karl Werdes-Plaßmann aus Leinschede bei Plettenberg.
Wieviel Mut gehörte doch damals dazu, nach der soeben durchgeführten Inflation und bei deren noch nicht abzusehenden Folgen mit so viel Elan vorwiegend bei der Handwerkerschaft und beim Bauernstande zu werben mit dem Ziele, ein Geldinstitut auf genossenschaftlicher Basis ins Leben zu rufen.

Aber nicht nur bei der Gründung dieser Spar- und Darlehnskasse, deren 1. Vorsitzender er bis zum Jahre 1953 war, sondern auch in einer Reihe landwirtschaftlicher Organisationen sprach er als führendes Mitglied ein gewichtiges Wort. Genannt seien der landwirtschaftliche Kreisverein Altena, der Landbund, der Waldbauverein und der Reiterverein Plettenberg sowie die Hengsthaltungsgenossenschaft.
Wenn in einer Sitzung lebhaft diskutiert wurde, dann sagte Karl Werdes: "Dei Lüe meut wietten, dat vie noch do sind".

Sein großes fachliches Können und seine Beredsamkeit kamen Karl Werdes besonders zustatten, als er im Jahre 1926 als Abgeordneter der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei in den preußischen Landtag gewählt wurde. Dort war er bald ein sehr geschätzter Redner und Befürworter der "grünen Front". Er verstand es meisterhaft, seine Gegner entweder mundtot zu machen oder sie zu seiner Meinung zu überzeugen.
In seiner sauerländischen Heimat nannte ihn der Volksmund damals den "Käbbel-Kaal". Er kannte unser Vaterland in Ost und West, in Nord und Süd. Er kannte die Eigenarten der Landschaften und der Menschen, die dort wohnten. Als im August/September des Jahres 1924 ausgedehnte Regenfälle fast die gesamte Getreideernte vernichteten, sagte er von seinem geliebten Sauerland: "Iek well jo nit sien, dat et bi us im Suerlanne immer riänt, ower want mol grade nit riänt, Lust dotau hiät et immer."

Als Karl Werdes nach 1933 nicht in den preußischen Landtag zurückkehrte, wurde er Präsident des Verbandes ländlicher Genossenschaften in Münster. Aber einerlei, ob er in Berlin oder Münster tätig war, immer blieb er der schlichte Bauer seiner sauerländischen Heimat. Es machte ihm nichts aus, einem Regierungspräsidenten in seiner plattdeutschen Mundart Rede und Antwort zu stehen. Für Karl Werdes-Plaßmann galt immer das westfälische Wort: "Bo Isen liät un Eiken wasset, do sint ouck Lüe, dei dobie passet".


Quelle: Plettenberg-Lexikon

Werdes-Plaßmann, Karl; *21.06.1872 †24.03.1953; Landwirt, aus Leinschede, Mitbegründer der Spar- und Darlehnskasse Plettenberg im Jahre 1925, deren Vorsitzender bis 1953, führendes Mitglied in Landwirtschaftlicher Kreisverein, Landbund, Waldbauernverein, Reiterverein Plettenberg, Hengsthaltungsgenossenschaft; 1926 Abgeordneter der Christl. Nationalen Bauern- und Landvolkpartei im Preußischen Landtag (1928-1932), Spitzname »Käbbel Kaal«, Präsident des Verbandes ländlicher Genossenschaften Münster (1933-1943), nach dem Tod des "alten Flügge von der Wiebecke" übernahm er 1922 den Vorsitz im Landwirtschaftlichen Ortsverein; er gilt als Mitbegründer der Ev. Kirchengemeinde Eiringhausen; als ältestes von 12 Kindern führte er den "Plaßmannshof";


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