Quelle: Süderländer Tageblatt vom 04.02.2009
Der unglaubliche Karl-Heinz macht klar:
Auch mit 75 Jahren noch ein Unikum: Karl-Heinz Schwarz begab sich am 29. "Jahrestag" seiner Teufelsfahrt
wieder aufs (knackende) Eis der Oestertalsperre. 1980 war er mit seinem 123er Mercedes auf die Talsperre
gefahren, nicht ohne zuvor die Eisstärke zu prüfen. Damals trug das dicke Eis den 1,5 Tonnen schweren
Oberklassewagen, auch wenn Ehefrau Nora gespannt den Atem anhielt. - Der Teufelskerl unternahm seine
"Abenteuer-Exkursionen", von denen es im Laufe der Jahrzehnte mehrere gab, auch stets als Botschafter
seines Gewerbes. Der "Versicherungsfritze", unser Archivbild oben rechts zeigt ihn in seinem ehemaligen
Büro an der Ziegelstraße, erregte Aufsehen für sich und das von ihm repräsentierte Unternehmen und wurde
deshalb ein Dutzend Mal als Deutschlands bester Vertreter prämiiert. J. Mueller-Töwe, Fotos: V. Twer
PLETTENBERG Diese Geschichte wird bis heute in Plettenberg immer wieder gerne erzählt. Den Mercedes gibt es nicht mehr, wohl aber das Unikum Karl-Heinz Schwarz. Und weil der Wagen längst das Zeitliche gesegnet hat sowie der "unglaubliche Karl-Heinz" auch ein paar Tage älter, damit etwas ruhiger geworden ist, geht er mit dem Daimler nicht mehr auf Abenteuerfahrt. Indes: Schwarz ist immer noch eine Art Teufelskerl. Der 75-Jährige begab sich am 29. Jahrestag seiner "Expedition" wieder aufs Eis - diesmal mit Schlittschuhen. Um festzustellen, dass das Eis bereits weich geworden ist: Tauwetter hat begonnen. Deshalb überquerte der wagemutige Lichtringhauser die Talsperre nicht wie geplant "querfeldein", sondern beließ es bei einigen Runden am Rand. Karl-Heinz Schwarz war immer für einen Gag, eine Schnapsidee, gut. Das sicherte ihm Schlagzeilen - und lockte Kunden. Unter dem Motto "Geh sicher, geh in die Vereinigte Krankenversicherung", wagte sich der "Versicherungsfritze" (Schwarz über Schwarz) vor fast 30 Jahren aufs Eis der zugefrorenen Oestertalsperre. Seinen 1,5 Tonnen schweren Mercedes 230 E nahm er mit aufs Eis. "Aber vorher hat er mit einem Bohrer überprüft, ob das Eis auch dick genug war", erinnert sich seine Frau Nora. Ganz geheuer ist ihr das Manöver auch nach 30 Jahren nicht: "Besonders gefährlich waren die Momente, in denen er mit den beiden Vorderreifen auf die Eisfläche aufsetzte und als er wieder herunter fuhr," erzählt sie von der waghalsigen Aktion, bei der sie mit angehaltenem Atem Augenzeugin war. Zentimeter für Zentimeter fuhr Schwarz seinen 30 000 Mark teuren Neuwagen damals aufs Eis. Die Zuschauer am Rand der Sperre trauten ihren Augen nicht, als die Eisfläche tatsächlich unter dem Gewicht des Wagens hielt.
Die Aktion auf der Oestertalsperre war nicht die erste außergewöhnliche Werbeaktion des Karl-Heinz Schwarz. Nachdem er 1971 ein Versicherungsbüro in Plettenberg eröffnet hatte, fielen dem Unikum immer wieder ungewöhnliche Werbemethoden ein. Mit Kugelschreibern auf denen "Versicherungsfritze Karl-Heinz Schwarz" stand sorgte er ebenso für Aufsehen wie mit Flugzetteln auf denen stand "Ich bin nicht der Beste, aber der Lustigste."
Der Vorstand der Versicherung sah das eine Nuance anders: Er sei nicht nur der Lustigste, sondern auch der Beste, und deshalb wurde er zwölf Mal als "bester Versicherungsagent bundesweit" ausgezeichnet. Bis heute hat der 75 Jahre alte "Versicherungsfritze" seinen Witz und seinen Charme nicht verloren. Immer noch ist er aktiv und traut sich mehr zu als die meisten Menschen in seinem Alter. Nicht nur, dass er im Winter Schlittschuh läuft. Im Sommer geht der Rentner auch gerne Inlineskaten. Chapeau! Gleichwohl: Bei plus zwei Grad ist Eislaufen eine riskante Angelegenheit. Es knackt und knirscht vernehmbar auf der Talsperre. "Das Eis lacht, weil ich auf ihm laufe," sagt der 75 Jahre alte Versicherungskaufmann im Ruhestand. Dabei rumpelt es eher bedrohlich unter den Kufen des Eisläufers. Langsam taut die Talsperre in diesen Tagen auf. "Durch die wärmeren Temperaturen wird die Eisfläche brüchig," erklärt Schwarz. Er dreht ein paar geschmeidige Runden über das noch zugefrorene Gewässer, zieht einige große Bögen und traut sich in einer "Ehrenrunde" fast bis zur Mitte der Talsperre.
Eigentlich würde Karl-Heinz Schwarz die Talsperre gerne überqueren, aber das ist selbst dem wagemutigen "Versicherungsfritzen" zu risikoreich - und sei er noch so gut versichert. Auf Anraten seiner Frau Nora fährt er nicht bis an das andere Ufer, sondern bleibt in Sicht- und Rufweite. Der mutige Eisläufer bleibt in Sichtweite Nach einigen Runden seines Schaulaufens verlässt Karl-Heinz Schwarz die gefrorene Eisfläche wieder. Zwar fegt ein grimmiger Eiswind über die zugefrorene Oestertalsperre, doch der Schein trügt: es ist nicht kalt genug, um eine dicke Eisfläche zu bewahren. Direkt an der Mauer zeigen sich erste Löcher im Eis. Lebensgefahr! Durch die Eisdecke in das kalte Wasser zu krachen, wäre lebensgefährlich. Unterkühlung und Ertrinken drohen dann - was eigentlich jeder weiß. Der Oester-Talsperrenverband hat gleichwohl warnende Hinweisschilder aufgestellt. Sie weisen darauf hin, dass es grundsätzlich verboten ist, die Eisfläche zu betreten. Und außerdem sage bereits der gesunde Menschenverstand, wie gefährlich es sei, aufs Eis zu gehen, appelliert die Talsperrenverwaltung an die Selbstbeherrschung . . .
Karl-Heinz Schwarz war natürlich nicht der erste, der in dieser Saison vergnügt seine Pirouetten drehte. In der zweiten und dritten Januarwoche, als das Thermometer zweistellige Minusgrade anzeigte, kamen viele zum Schlittschuhlaufen an die Talsperre. Die Fotos in der Heimatzeitung belegten damals eindrücklich, wie schön das Eislaufvergnügen war. Doch aus und vorbei! Und so ist Karl-Heinz Schwarz für dieses Jahr wahrscheinlich der letzte Läufer gewesen, denn die Temperaturen erreichen in den nächsten Tagen bereits bis zu fünf Grad plus. Die Eisfläche wird mit jedem Grad dünner - und gefährlicher.
Uns bleibt eine letzte Frage an den "unglaublichen Karl-Heinz Schwarz": Würde er sich
noch einmal mit dem Daimler aufs Eis wagen? Die Antwort fällt eindeutig zweideutig aus:
"Wem an seinem Auto gelegen ist, tut das bestimmt nicht." Belassen wir es also bei dem
Hinweis, dass die Eislaufsaison 2008/2009 vorüber ist . . . vtw
Quelle: ST vom Dezember 2006
Der "Versicherungsfritze" Schwarz nimmt seinen Hut
PLETTENBERG Einst überquerte Karl-Heinz Schwarz mit seinem gelben Mercedes 230 E
die zugefrorene Oestertalsperre und warb so für die Vereinigte Krankenversicherung.
Das war im Jahre 1983, also 17 Jahre bevor die "Vereinte" von der "Allianz" übernommen
wurde. Nun nimmt der "Versicherungsfritze", wie auf seinen Kugelschreibern und Flugzetteln
stets zu lesen war, zum 1. Januar seinen Hut. Nach 37 Jahren im Versicherungsgewerbe
schließt er sein Büro an der Ziegelstraße.
Der 1933 "im ältesten Haus" Hattingens geborene Schwarz hatte 1969 in Bochum mit dem
Verkaufen von Versicherungen begonnen. Als er 1971 nach Plettenberg kam, eröffnete er
zunächst ein Büro in Kiesbert, zog zum 1. Februar 1982 aber in die zentraler gelegene
Ziegelstraße um. Stets beschäftgite er einige Mitarbeiter im Büro und im Außendienst
und bildete auch aus. Zuletzt hatte die von ihm hoch geschätzte Versicherungskauffrau
Alice Springob im Jahr 1995 ihre Gesellenprüfung abgelegt. Zwölf Mal wurde er seit
1969 als "bester Versicherungsagent bundesweit" ausgezeichnet.
Zu seinen guten Umsatzzahlen verhalfen ihm wohl auch seine ungewöhnlichen Werbemethoden.
Nicht nur seine Fahrt auf dem Eis der Oestertalsperre, die er unter dem Motto "Geh sicher,
geh in die Vereinigte Krankenkasse" bestritt, sondern auch seine volkstümlichen
Werbesprüche prägten sich den Plettenbergern ein. Brachten ihm die Kugelschreiber mit
der Aufschrift "Versicherungsfritze Karl-Heinz Schwarz" noch beißende Kritik der
Konkurrenz ein, die das Gewerbe abgewertet sah, so wurden Kritiker bald sprachlos,
als sie folgenden Werbespruch lasen: "Ich bin nicht der Beste, aber der Lustigte",
stand auf den Flugzetteln zu lesen. Und auch wenn der Vorstand der Versicherung in
einem darauf folgenden Schreiben augenzwinkernd anmahnte, er sei "nicht nur der
Lustigste, sondern auch der Beste", so blieb der "Versicherungsfritze" in der
Vier-Täler-Stadt in aller Munde – und erfolgreich.
Noch im Jahr 2005 besuchte er mit dem Vorstand des Allianz-Konzerns die italienische
Hauptstadt Rom – als Belohnung für seine guten Umsatzzahlen. So war er in den Jahren
2002 bis 2004, wie schon einige Mal zuvor, erneut unter den besten Versicherunsagenten
deutschlandweit. All die Jahre treu zur Seite stand Karl-Heinz Schwarz seine Ehefrau Nora,
mit der er im vergangenen Jahr goldene Hochzeit feierte. jmt
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