Quelle: WR Plettenberg vom 13.09.2007

Berufliche Karriere im Geburtshaus


Seinem Sohn Jörg Peter (re.) steht Karl-Josef Schmidt weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Allerdings arbeitet er jetzt vom "Seniorenzimmer" aus. (WR-Bild: Maus)

Von Bernd Maus

Plettenberg. Am Sterbebett mahnte Josef Schmidt seinen damals 16-jährigen Sohn Karl-Josef in letzten Worten, im Leben stets den geraden Weg zu wählen. Der Rat des Vaters wurde Karl-Josef Schmidt zum Leitsatz für ein erfülltes Leben. Heute blickt der 82-Jährige auf sein 50. Berufsjubiläum als Anwalt und Notar in Plettenberg zurück. Und auch bei seinem facettenreichen ehrenamtlichen Engagement war er zwar streitbarer, immer aber grundehrlicher und kompetenter Verfechter seiner Überzeugungen. "Ich habe ein Seniorenzimmer bezogen", schmunzelt Karl-Josef Schmidt mit der Gelassenheit eines in sich ruhenden Mannes. Noch heute arbeitet der Notar a.D. (1967 - 2003) vormittags am Schreibtisch. Seine 50-jährige juristische Erfahrung ist bei seinem Partner Ralf Dienstühler in der Kanzlei An der Lohmühle ebenso gefragt wie bei seinem Sohn Jörg Peter, der dort vor vier Jahren als Rechtsanwalt in die Fußstapfen des Vaters trat.

Im Raum direkt neben dem "Seniorenzimmer" kam Karl-Josef Schmidt am 23. August 1925 zur Welt. Nach dem zu frühen Tod des Vaters 1941 mussten seine Mutter Gertrud und er mit bescheidensten Mitteln auskommen. Die beiden älteren Schwestern waren bereits 1930 bzw. 1938 verstorben, noch vor dem Vater. Es waren jene harten Jahre, die die preußisch-disziplinierte Art des prinzipientreuen Karl-Josef Schmidt prägten.

Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Kiel (1948 - 1950) und Münster (bis 1952), Referendarzeit und zweites Staatsexamen 1956 in Düsseldorf. Im September 1957 wurde er als Anwalt beim Amtsgericht Plettenberg und beim Landgericht Hagen zugelassen. Damit begann Schmidt seine berufliche Karriere in seinem Geburtshaus, in dem er heute, ein halbes Jahrhundert später, seinem jüngsten von drei Söhnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Kreise haben sich geschlossen.

Auch wenn es keine leichten Jahre waren, so erinnert sich Schmidt gern an seine Studienzeit. Um Erfahrung für die Praxis zu sammeln, arbeitete der zielstrebige Jurastudent in Semesterferien informatorisch am Amtsgericht Plettenberg, nur einen Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt. Im kommenden Jahr gehe er seit sechs Jahrzehnten beim Amtsgericht ein und aus, erwähnt Schmidt nicht ohne Stolz. "So habe ich drei Generationen Rechtspfleger erlebt - 1948 die Herren Sielermann, Kürmann und Hüser, 1957 die Herren Stephan, Koch und Hansper, jetzt Frau Baier sowie die Herren Lück und Gabriel."

Geht es ums Ehrenamt, ist der Name "Kajo" Schmidt wie kaum ein anderer mit der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 (PSG) verknüpft. Was Schmidt als SGVer für die Wanderbewegung, als Ratsherr der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG), erster Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke GmbH und im Verwaltungsrat des Ev. Krankenhauses für seine Heimatstadt geleistet hat, darf darüber nicht in den Hintergrund rücken.

Natürlich, als PSG-Verantwortlicher stand Schmidt im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Erst recht seit 1977 in 13 Jahren als deren Vorsitzender. Unvergessen bleiben seine Thronreden, häufig in weiten Passagen zitiert in der örtlichen Presse, immer viel diskutiert, manchmal umstritten. Gegen Kritik setzte Schmidt stets Leistung. Und in dieser Hinsicht sind seine Verdienste unbestritten.

Wer sich auf solch unterschiedlichen Ebenen engagiert, macht es nicht jedem recht. Auch wenn einer wie Karl-Josef Schmidt stets nach bestem Wissen und Gewissen genau darum bemüht war. Und wenn ihm zuweilen ein kalter Wind ins Gesicht blies, so blieb Schmidt in all den Jahren doch stets auf geradem Weg. So, wie es ihm sein Vater am Sterbebett geraten hat.

EHRENÄMTER IM STENOGRAMM
In der PSG: Als Nachfolger von Paul Niggemann seit 1964 im Amt des Zeremonienmeisters; als solcher betraut mit der Organisation des Westfälischen Schützentages vom 19. bis 21. April 1968 in Plettenberg; ab 1972 Vorsitzender; 1977 bis 1990 in der Nachfolge von Günter Dienstühler 1. Vorsitzender; in dieser Funktion neben Oberst Gerhard Wilmink im Blick aufs 150. PSG-Jubiläum im Jahr 1986 und in heimatgeschichtlichem Bewusstsein einer der Motoren bei der Brunnenfreilegung (auf 26 m Tiefe) an der Burgruine Schwarzenberg; zwei Jahre lang Koordination der Vorbereitungen aufs PSG-Jubiläum mit Erstellung des Jubiläumsbuchs; 1975 Schützenkönig; heute Ehrenvorsitzender.

Im SGV: über seinen Vater als 5-Jähriger erste Kontakte zur Wanderbewegung; Mitglied in der Abteilung Plettenberg seit 1941 nach dem Tod des Vaters; nach seiner Ausbildung zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden Alfred Klöckner bei der Bundesbahnverwaltung in Wuppertal Verhandlungsführer zum Kauf des jetzigen SGV-Heims am Hestenberg; von 1958 bis 1967 Organisation der Fahrten zu Deutschen Wandertagen; Vorbereitung und Durchführung des 43. Sauerländischen Gebirgsfests im Juni 1961 in Plettenberg.

In der UWG: 1975 als UWG-Mitglied in den Rat der Stadt Plettenberg gewählt (1979 wegen des Engagements in der PSG für kein weiteres Ratsmandat angetreten); als Vorsitzender des Stadtwerke-Ausschusses aktiv beteiligt an der Gründung der Stadtwerke GmbH und seit 1977 deren erster Aufsichtsratsvorsitzender; gleichzeitig Vorstandsmitglied des Wasserbeschaffungsverbands in Lüdenscheid; Spatenstich zum Bau der Wasserleitung von der Versetalsperre zum Bredeneck zur Sicherung der Wasserversorgung in Plettenberg; 1975 bis 1979 Vertreter der Stadt im Verwaltungsrat des Ev. Krankenhauses.


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