Quelle: WR Plettenberg vom 02.10.1998
Ritzel-Radtke geht
Plettenberg. (mg) In den Ruhestand verabschiedet wurde gestern morgen im
großen Kreis von Kollegen - "die ich vermissen werde" - Polizeihauptkommissar Wolfgang
Radtke; in einschlägigen Kreisen macht er noch immer als "Ritzel-Radtke" die Runde.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, bekannte der 60jährige, ziehe er
sich nach 42 Jahren aus dem aktiven Polizeidienst zurck. Mit seiner Frau Brunhilde
will er jetzt die neue Freiheit, seine Pension genießen; wohlwissend, daß er ein
Stück von sich selbst Am Wall zurücklässt, seinen Sohn Matthias. Ein Grund mehr,
den Kontakt zur Polizeiinspektion nicht abreißen zu lassen, hin und wieder bei den
Kollegen vorbeizuschauen. Anfangs, so Radtke, werde ihm die Pflicht sicherlich ein
wenig fehlen.
Apropos fehlen: Um ihn zu halten, hatte Inspektionsleiter Ralf Schmidt alles
versucht. Auch, Radtke (Jahrgang 1938) ein jüngeres Geburtsdatum zu verpassen.
Vergeblich, wie Schmidt mit Bedauern einräumte. Denn er habe den Polizeihauptkommissar
als lieben, verlässlichen und umgänglichen Kollegen, kennengelernt. Jürgen Henke,
der mit Radtke Zimmer an Zimmer gesessen hat, lobte dessen Kameradschaft, Selbständigkeit
und Durchsetzungsvermögen.
Nach einer Schlosserlehre (1953 bis 1956) und einer Grundausbildung an der
Landespolizeischule in Münster hatte Radtke unverschämtes Glck, er wurde in seine
Heimatstadt Plettenberg versetzt. Hier erwarb er sich schnell den Ruf des Bösen,
weil er so manchen aus seiner Schulzeit enttäuschte, der geglaubt hatte, der junge
Beamte werde Nachsicht walten lassen, sprich: schon mal ein Auge (des Gesetzes)
zudrücken.
Gefürchtet war Radtke - knapp 25 Jahre hat er im Wechseldienst zugebracht - insbesondere
bei jugendlichen Mofafahrern. Sie suchten das Weite, sobald Radtke am Maiplatz
auftauchte. Ihre Befürchtung: der pflichtbewusste Beamte würde den fahrbaren
Untersatz genau unter die Lupe nehmen. Denn zu seinen unbestrittenen Leidenschaften
zählte damals das Zählen von Ritzel-Zähnen. Fortan hatte er nicht nur bei den
Jugendlichen, sondern auch im Kollegenkreis seinen Spitznamen weg: Ritzel-Radtke. |