Quelle: "Plettenberger Köpfe", Plettenberger Stadtgeschichte Band 3, 2000, S. 54-55, Autor: M. Zimmer
Priesack, Theodor
Ev. Pfarrer, geb. 05.10.1909 in München, 1944 vermisst in Rumänien
T. Priesack studierte nach dem Abitur zunächst Philosophie an der Universität
München, danach Theologie in Erlangen, Münster und Bethel. Während seines
Theologiestudiums war er begeisterter Anhänger der Erneuerung kirchlichen
Lebens auf liturgischem Gebiet, wie sie von dem Münsteraner Professor für
praktische Theologie, Wilhelm Stählin, gelehrt wurde und in dem aus der
evangelischen Jugendbewegung hervorgegangenen "Berneuchener Kreis" zwischen
1923 und 1932 Ausdruck fand. Idealistisch gesonnen, setzte er sich 1934
von nationalsozialistischen Tendenzen in der Jugendbewegung ab. Priesack
wurde Mitglied der "Bekennnenden Kirche" und des 1934 von M. Niemöller
gegründeten "Pfarrernotbundes". Seine Entfernung von Münster während seiner
Ausbildung zum Pastor nach Plettenberg-Eiringhausen kam einer Strafversetzung
gleich. 1935 legte er in Münster das 2. Theologische Examen ab und blieb
dort zunächst als Hilfsprediger.
In diesem Jahr verschärfte sich überall die Auseinandersetzung
zwischen "Bekennender Kirche" und den nationalsozialistischen "Deutschen
Christen" (D.C.) nach der Verhaftung Niemöllers im Juni. Sie führten zu
einem regelrechten Kleinkrieg in und zwischen den Gemeinden, beginnend mit
Observierungsberichten und Bespitzelungen des Gottesdienstes durch die D.C.'n,
über den passiven Widerstand der Bekennenden durch die Verweigerung ihrer
Kirchen für D.C.-Gottesdienste und den Einsatz der Glocken zur Mahnung an
Niemöller, bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen vor und in den Kirchenräumen.
So auch in Plettenberg-Eiringhausen.
In diesem Kirchenkampf stand Priesack "mannhaft in seinem Amt" (Pressezitat
nach 1945). Damit war insbesondere Priesacks Widerstand gegen das gewaltsame
Eindringen von Deutschen Christen aus Eiringhausen und Plettenberg-Stadtmitte
am Abend des 6. März 1938 in die Eiringhauser Kirche unter Mitwirkung von
zwei D.C.-Pfarrern aus Plettenberg gemeint. Priesack erlitt dabei Körperverletzungen
und stellte tags darauf mit seinem Presbyterium Strafantrag gegen die D.C.-Pfarrer
und vier Vertreter der D.C.'n aus Eiringhausen. Der Fall "Eiringhausen - Pfarrer
Priesack" beschäftigte daraufhin verschiedene kirchliche und politische Instanzen,
wobei der Vorgang immer mehr an kirchenpolitischer Bedeutung zunahm, aber, wie
unter damaligen Verhältnissen nicht anders zu erwarten, wie das "Hornberger Schießen"
ausging.
1941 wurde Priesack zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer Ausbildung in Belgien
kam er als Infanterist an die Ostfront. 1943 wurde er schwer verwundet und lag
fast ein Jahr im Lazarett. Für seine Kriegseinsätze wurde er mit dem
Infanteriesturmabzeichen, der Nahkampfspange und dem EK 2 ausgezeichnet. Als
junger Offizier sollte er im Mai 1944 von Rumänien zur Krim geflogen werden.
Es ist ungewiss, ob er jemals dort gelandet ist. Seit Mai 1944 gilt er als
vermisst. |