Quelle: September 2002
Letztes Schulfest für Heinrich Neukirch
Hallenschule verabschiedet sich Samstag von langjährigem Schulleiter

PLETTENBERG Am morgigen Samstag heißt es Abschied nehmen an der Hallenschule: Im Rahmen des Schulfestes sagen sowohl Schulleiter Heinrich Neukirch als auch der langjährige Hausmeister Hans Jürgen Kemper "Lebe wohl". Heinrich Neukirch zieht es bekanntlich in den Süden nach Nicaragua, wo er seine Zukunft verleben möchte.

"Eine Ära geht zu Ende", sagt Neukirch in Hinblick auf Hausmeister Kemper. Die Hallenschule habe seit ihrer Gründung nie einen anderen Hausmeister als aus der Familie Kemper gekannt. Nachdem sein Vater den Beruf an "den Nagel gehangen hatte", übernahm Hans Jürgen Kemper die Arbeit an der Grundschule.

Das Schulfest beginnt um 15 Uhr mit einer Theateraufführung in der Turnhalle der Hallenschule. Im Anschluss wird der scheidende Schulleiter einige Worte an die Besucher richten. Die Schüler werden ihre Arbeiten präsentieren, die sie in der vergangenen Projektwoche erstellt haben. Diese stand natürlich auch unter dem Thema Nicaragua; die Besucher können künstliche Südfrüchte und Schlaginstrumente begutachten. Außerdem werden für die Kinder viele Spiele und eine große Hüpfburg zur Verfügung stehen. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.


Quelle: WR vom 09.08.2002
Neukirch macht sich auf zu neuen Ufern


Heinrich Neukirch in dem leergeräumten Büro in der Hallenschule, das mittlerweile nicht mehr seines ist. (WR-Bild: Becker)

Von Timm Becker
Plettenberg. Während des Gesprächs schaut Heinrich Neukirch zum Fenster hinaus. Er sitzt in seinem Büro, das mittlerweile nicht mehr seines ist, und spricht von Landschaften, von der Musik und ganz viel von Menschen. In seinem Kopf entstehen Bilder, die er seinem Gegenüber zu beschreiben versucht. Die Bilder haben sehr wenig mit denen gemein, die man beim Blick aus dem Rektorenbüro sieht. Noch während der Sommerferien wird Neukirch nach Nicaragua ziehen. Genauer gesagt, nach Granada, in die ehemalige Hauptstadt des Landes.

Er wird dort bei der "Casa de los tres mundos" arbeiten. Was übersetzt "Haus der drei Welten" heißt und ein im Jahre 1985 vom österreichischen Schauspieler Dietmar Schönherr ins Leben gerufenes Projekt ist, das junge Künstler unterstützt. Dort haben sie die Möglichkeit, ihre künstlerischen Talente frei zu entfalten.

Weit ab von dem im immer noch armen Nicaragua großen Druck, ständig für das tägliche Auskommen sorgen zu müssen. Vielleicht kann man sich das als eine eigene, sehr viel freundlichere Welt, in einer ansonsten eher rauen Umwelt vorstellen. Neukirch beschreibt das "Casa de los tres mundos", das mittlerweile sehr viel mehr als nur ein einziges Haus ist, schlicht als "eine Zauberwelt".

Wer wie Neukirch mit 63 Jahren die Sachen in seinem Büro zusammenräumt und sie in kleine Kisten verpackt, der verstaut darin auch die Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen Jahre. Und der holt neue Wünsche hervor. Wünsche, dass nun ein neuer Lebensabschnitt beginnen möge. Mit mehr Zeit für sich selbst, für die Familie und die Hobbys. Und der Hoffnung, das noch irgendwo anwenden zu können, womit man sich all die Jahre hinweg beschäftigt hat.

Bei Neukirch ist das nicht anders. "Mich einfach hinsetzen und Hausmann spielen, kann ich nicht", sagt er, "ich wäre in ein tiefes Loch gefallen". Er will weitergeben, was er über die Jahre angesammelt hat. Seine pädagogischen Fähigkeiten, die musikalischen sowieso. Im Oktober ist er in Granada gewesen, hat sich die Einrichtung angeschaut, Anfang diesen Jahres hat er sich endgültig für diesen Schritt entschieden. Für ein Pendeln zwischen den verschiedenen Welten. Im Sommer wird er in Nicaragua sein, den Rest des Jahres will er in Deutschland verbringen. Sein Leben war bislang ohnehin nicht darauf ausgelegt, permanent an einem Ort zu bleiben.

In Plettenberg hat er nun seit 1981 gelebt, das ist für Neukirchsche Verhältnisse schon eine verdammt lange Zeit. 13 Mal hat er bisher den Wohnort gewechselt, schon zu Studienzeiten reiste er mit Jazzbands quer durch Europa, insgesamt zwölf Jahre lebte er in Lateinamerika. Dort war er Lehrer an einer deutschen Schule in Costa Rica, er hat zusammen mit einem internationalen Team von Pädagogen an einem Programm für die Aus- und Fortbildung für Lehrer gearbeitet, dort hat er im Laufe der Zeit viele Kontakte geknüpft. Und viele Eindrücke gewonnen. Insofern ist der Umzug in die "Casa des los tres mundos" so ein wenig auch eine Rückkehr in vergangene Zeiten.

"Diesen Träumen", sagt Neukirch, "hängt man irgendwo nach." Nun hat er die Möglichkeit, sie in die Tat umzusetzen. Was ihn genau in den nächsten Monaten erwarten wird, weiß er noch nicht. Wo und wie er wohnen wird, was konkret seine Aufgabe sein wird - das wird sich noch herausstellen. Unbehagen bereitet ihm das nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass Neukirch sich auf neue Menschen, neue Situationen einstellen muss. Man kann das Abenteuerlust nennen, oder einfach die Suche nach etwas Neuem.

"Was habe ich zu verlieren", fragt er. Es ist eine rein rhetorische Frage und die Antwort liefert er gleich mit: "Ich lebe nur ein einziges Mal. Ausprobieren muss ich es." Egal, was auch passieren wird, wie er sich in der neuen Umgebung einrichten wird. In einem ist sich Neukirch sicher: "Ich komme anders zurück, als ich weggegangen bin."


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