Quelle: WR vom 08.02.2002
Im Internet feiert Molli Auferstehung

So haben ihn viele in Erinnerung: Das Böddinghauser Original Heinrich "Molli" Groll bei seinem 80. Geburtstag.

Plettenberg. (jam) Wer Matte trug, war König. Nur alte Säcke hatten Glatze. Aus der Musikbox dudelten die Beatles und "Väterchen" Franz Josef Degenhardt. Spätestens freitags standen sie in Vierer-Reihen vor der Theke - Mattenkönig und Glatzkopf, Anarcho und Bommecke-Bär in trauter Eintracht. Wer wissen wollte, was abging im Städtchen, musste hin.

Und mittendrin zwischen Bitze, Tucca, Mühle, Röhrchen, Kasa, Sabbel, Pam, Pano, Mine, Schalli, Conti, Tommi, Doktor, Schnuff oder wie sie sonst hießen stand Heinrich "Molli" Groll himself. Unübersehbar mit seiner Stupsnase, unüberhörbar mit seiner keckernden Lache. Glücklich, wenn er jemanden fand, mit dem er über Max Stirners "Der Einzige und sein Eigentum" philosophieren konnte. Ach ja, damals Bei Molli. . .

Nachdem das Gymnasium 1967 aus der Stadtmitte ins Schulzentrum Böddinghausen umgesiedelt worden war, war für die Pennäler der Weg zu ihren früheren Stammkneipen Hoppe und Amtsgericht zu weit geworden. Ersatz musste her. Der frisch eröffnete Böddinghauser Hof und Grolls 1912 gegründete Traditionskneipe standen zur Auswahl - und den meisten fiel die Wahl nach kurzer Testphase einfach: Die einzigartige Mischung aus jungen Feuerköpfen und Poahlbürgern, Malochern und Schülern, die sich bei Molli regelmäßig ein Stelldichein gaben, gab für sie den Ausschlag. Und eben Molli, der einzigartige. Der Zauber wirkte auch noch Jahre, als er nicht mehr hinter der Theke stand, sondern "nur" Gast war.

1998 ist Heinrich Groll gestorben - den Niedergang seiner Gastwirtschaft, die mittlerweise seit Längerem leersteht, hat er nicht mehr erleben müssen. Um so frischer ist die Erinnerung an die späten 60er, frühen 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bei einigen seiner früheren Gäste. Sie laden zum Revival ein - per Internet auf der Homepage www.molli-groll.de. Dahinter verbergen sich Peter-W. "Mühle" Gester und Birgit Pfänder, die 1972 am Albert-Schweitzer-Gymnasium Abitur gemacht haben.

Seit zwei Jahren stehen sie wieder in Kontakt. Bei ihren abendlichen Telefonaten fiel ihnen auf, dass sich die Gespräche immer wieder um ihre ehemalige Stammkneipe und den schrulligen Wirt drehten. In den wenigen Wochen, seitdem die Homepage im Netz freigeschaltet ist, sind bereits 220 Namen früherer "Mollianer" zusammengetragen worden. Viele der Ehemaligen haben auf diese Weise wieder von einander erfahren, sind per Telefon oder E-Mail in Kontakt gekommen.

Denn weniger nostalgische Rückbesinnung, sondern die Zusammenführung von mit der Zeit auseinander gedrifteter Lebenslinien ist ein Anliegen der Initiatoren. Für jeden neuen Hinweis, jede Adresse, jede kritische Anmerkung oder zusätzliche Informationen, jedes alte Bild sind sie dankbar.

Also rein ins Internet und keine Scheu, selbst wenn der prächtige Putz von einst längst einer Glatze Platz gemacht hat. The times, they are a´changing.


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