Quelle: WR Plettenberg vom 08.03.2008
"Mann mit der Mütze" wird heute 80
Plettenberg. (jam) Seinen 80. Geburtstag feiert heute, Samstag, 8. März, Wolfgang Lückel,
Danziger Straße 16. Der "Mann mit der Mütze" ist vielen in guter Erinnerung als ehemaliger
Fußballer des TuS Eiringhausen und Gründer der Tischtennisabteilung des TuS. Fast 30 Jahre
lang leitete der anerkannt faire Sportsmann die aus einer Hobbytruppe hervorgegangene Abteilung.
In den letzten Jahren widmete sich der gelernte Maurer, für den der Begriff Zivilcourage nie
ein Fremdwort war, verstärkt seinem zweiten großen Hobby, der Schriftstellerei. Zahlreiche Funk-
und Zeitungsbeiträge künden davon. In der Cafeteria des Krankenhauses war eine Sammlung seiner
Aphorismen zu sehen, die Stadtbücherei präsentierte die Ausstellung "Die Nebelzwerge von Plettenberg".
Diese Sammlung von sieben Märchen, illustriert von Caroline Happe, ist inzwischen auch als Buch
erschienen. Den zahlreichen Glückwünschen zum Geburtstag schließt sich die WR gerne an.
Quelle: WR Plettenberg vom 04.11.2005
Ausstellung rund um die Nebelzwerge
Plettenberg. (rol) Seine Mütze, seine Schabernack-Augen, sein strahlendes Gesicht - das sind die Markenzeichen von Wolfgang Lückel, beschrieb Bürgermeister Klaus Müller gestern Morgen den heimischen Hobbyliteraten. Zusammen mit Caroline Happe stellt er in der Stadtbücherei die Reihe "Plettenberger Nebelzwerge" vor.
Klaus Müller betonte, dass sich der Schabernack in den Augen von Wolfgang Lückel in seiner persönlichen Biografie wieder, "denn die Kriegsjahre haben ihm seine Jugend geraubt. Mit dem Schreiben und durch das Schreiben hat er seine verlorene Kindheit nachgelebt." Dabei sei die unsichtbare Klammer seines Wirkens der einzige Krimi mit dem Titel "Der Tod in der Kuppel" gewesen, den er mit 18 Jahren begonnen und mit 75 Jahren beendet habe. Dazwischen seien dann auch die Nebelzwerge herausgekommen.
Der Traum von einer gewaltfreien Gesellschaft habe ihn getrieben, das Märchen zu schreiben. "Die Nebelzwerge von Plettenberg" entstanden vor zehn Jahren in nur drei Wochen. "Seine Antwort auf meine Frage zur Entstehung des Märchens lautete: Ich konnte mich nicht dagegen wehren", berichtet der Bürgermeister über die Entstehung.
Gerade diese 120 Seiten, die nie verlegt wurden, aber trotzdem in der Heimat bekannt sind, hat Caroline Happe mit Skizzen bebildert. Wolfgang Lückel selbst bezeichnet die junge Dame als Selscheider Lichtblick, die gerade durch ihre Arbeit mit den Nebelzwergen während ihres Studium auch höchste Anerkennung bei ihren Professoren bekam.
Doch nicht nur die Gemeinschaftsproduktion der Nebelzwerge wird in den nächsten Wochen in der Bücherei präsentiert. Auch ein Teil der rund 6200 Aphorismen aus dem "Buch des Lebens" werden präsentiert. "Diese Aphorismen bringen das wirkliche Leben auf den Punkt", so Klaus Müller dazu.
Dank sprach der 75-Jährige an diesem Tag seiner Mitstreiterin Caroline Happe aus. Er unterließ es aber auch nicht, Heiner Waltenberg besonders zu erwähnen. "Für mich ist er wie ein Mentor gewesen", so Lückel. Er sei es gewesen, der ihn immer wieder ermutigte in den vielen Jahren, weiter zu schreiben.
Quelle: WR Plettenberg vom 02.11.2005
Nebelzwerge geben sich die Ehre
Plettenberg. Am morgigen Donnerstag um 10 Uhr wird Bürgermeister Klaus Müller die Ausstellung "Die Nebelzwerge von Plettenberg" in der Stadtbücherei eröffnen. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen.
Die Text-Bild-Ausstellung, die vom 3. bis 24. November in der Stadtbücherei zu sehen ist, wird von Caroline Happe aus Selscheid (Zeichnungen) und Wolfgang Lückel aus der Kersmecke (Text) präsentiert. Sie zeigt erstmals das Märchen "Die Nebelzwerge von Plettenberg" mit Textpassagen und Zeichnungen.
Wolfgang Lückel, gebürtiger Plettenberger und gelernter Maurer, erfüllte sich Ende der 70er Jahre einen Jugendtraum und begann zu schreiben. Es wurde zur Passion. Sieben völlig gewaltlose Märchen unter dem Titel "Die Nebelzwerge von Plettenberg" entstammen seiner Feder und werden in der Stadtbücherei ausgestellt.
Die dazu passenden Zeichnungen stammen von Caroline Happe, ein Selscheider Lichtblick aus dem Jahre 1979. Sie studiert an der Uni Dortmund auf Kunstgeschichte und Lehramt, unterrichtet zur Zeit in Neuenrade.
Die Ausstellung der "Nebelzwerge" wird ergänzt durch etwa 30 bis 40 eines Teils der über 6000 Aphorismen aus der Feder von Wolfgang Lückel. Dessen Lebensmotto ist bis heute: "Nutze den Wind, doch heule nicht mit ihm, aber weiche dem Sturm nicht aus."
Quelle: WR Plettenberg vom 08.03.2005
Mann mit der Mütze wird 75
Kersmecke. Seinen 75. Geburtstag feiert morgen, Dienstag, 8. März, Wolfgang Lückel, Danziger Str. 16. Der "Mann mit der Mütze" ist vielen in guter Erinnerung als ehemaliger Fußballer des TuS Eiringhausen und Gründer der Tischtennisabteilung des TuS. Fast 30 Jahre lang leitete der anerkannt faire Sportsmann die aus einer Hobbytruppe hervorgegangenen Abteilung. In den letzten Jahren widmete sich der gelernte Maurer, für den der Begriff Zivilcourage nie ein Fremdwort war, verstärkt seinem zweiten großen Hobby, der Schriftstellerei. Zahlreiche Funk- und Zeitungsbeiträge und ein Buch aus seiner Feder künden davon. In der Cafeteria des Krankenhauses ist derzeit eine kleine Auswahl aus der Fülle der von ihm kreierten Aphorismen ausgestellt. Den zahlreichen Glückwünschen zum morgigen Geburtstag schließt sich auch die WR ganz herzlich an.
Quelle: WR Plettenberg vom 03.11.2000
Nochmal "Glück gehabt" - Das
Plettenberg. Angesichts des aufkeimenden Rechtsextremismus erzählt Wolfgang Lückel eine Begebenheit, die in keinem Plettenberger Geschichtsbuch nachzulesen ist: "Es war am frühen Morgen des 1. August 1936, der wohl ein Samstag war und an dem die Sonne in die Fenster schien, als mein älterer Bruder mit mir vom Zeitungsaustragen vor der Schule nach Hause kam. In freudiger Erwartung eines besonderen Tages waren viele Menschen, besonders die sportbegeisterten, schon zeitig erwacht, um, so weit sie bereits einen Radioapparat besaßen, alle Nachrichten zu hören, die sich mit der Eröffnung der Olympischen Spiele in der Reichshauptstadt Berlin befassten und seit Tagen Gesprächsthema waren.
Wir hatten einen solchen Apparat, der auf den Namen Lumophon hörte. Mein Vater hatte sich diesen Luxus für uns Kinder über elf Monate Ratenzahlung über je 14 Reichsmark aufgehalst. Die Typenbezeichnung Lumophon habe ich schon deshalb nicht vergessen, weil sie mir bei meinen acht Lenzen recht lateinisch vorkam und mein Vater auf Deubel komm raus keinen Volksempfänger haben wollte. Dass dieser Apparat in der Familie zuweilen als Ding oder Lumpenton bezeichnet wurde, lag wohl mehr an meinem Vater, der dann sagte: Dreh mal dieses verdammte Ding ab; ich kann den Lumpenton nicht mehr hören." Und er meinte das ganz sicher politisch. Die eigenen vier Wände gaben nämlich auch zu jener Zeit nur trügerische Sicherheit, war doch das Abhorchen der Hauswände auch hier in meiner kleinen Heimatstadt längst ein hinter der hohlen Hand verborgenes Geheimnis.
Dass einige Jahre später inmitten des Zweiten Weltkriegs unser Lumophon mit seinem Propaganda-Berieselungsprogramm auch der Erinnerung dienlich sein könnte, hätte ich nie gedacht, lernte ich doch dank der guten Empfangsqualität die Herren Lindley Fraser und Hugh Carlton Green über die Ätherwellen kennen. Fraser und Green, die später in führende Positionen von Medien und Regierung kamen, meldeten sich regelmäßig um 22 Uhr von Radio BBC. Und aus unserem Lumophon ertönte das typische Erkennungszeichen Bum, bum, bum - hier ist England. Den "Feind" aus Furcht unter der Bettdecke gehört Zu dieser Zeit, 1943, saß ich jeden Abend bis zu meiner Einberufung als 16-jähriger Mensch mit meinem Vater und dem Lumophon unter einem dicken Oberbett und hörte den Feind aus England. Total verschwitzt zwar, aber gegen jedes Abhorchen geschützt. Fraser und Green wussten sicherlich, wie gefährlich es war, ihre Nachrichten zu hören (Todesstrafe!). Doch was war in dieser Zeit nicht gefährlich, wo doch schon die Luft bleihaltig war? Wahrscheinlich hätten sie es für typisch englischen Humor gehalten, wenn sie zwei völlig verschwitzte Menschen unter einem Oberbett gesehen hätten, das nur der Sicherheit diente, nicht erwischt zu werden. Gerade dieses alles durchdringende Bum, bum, bum hatte eine besondere Klangfrequenz und war deshalb sehr verräterisch.
Aber eigentlich ist es müßig, über einen Widerstand der kleinen Leute in Deutschland zu sprechen, der sich einfach verinnerlicht hatte. Und so genannte Historiker, die 40 Jahre später noch darüber berichten wollen, als wären sie dabei gewesen, halte ich glatt für 40 Jahre zu spät geboren. Ohne Geld konnte halt niemand fortlaufen. Und lebenserfahrene Menschen hofften darauf, dass strenge Herren nicht lange regieren. Geschichte erleben ist das Eine; zum Nacherleben braucht es keinen Mut. "An diesem Arm wird er die Welt verhungern lassen" Aber zurück zum 1. August 1936, der kein Samstag war, wie jeder andere sein sollte, und an dem trotz der frühen Sonne düstere politische Wolken aufzogen. Agitatoren wussten zu allen Zeiten, wie man die Massen begeistern kann. Man muss dazu nur die unterste Schublade aufziehen - und die Menschen jubeln wie bei des Kaisers neuen Kleidern. Hätte es dazumal schon die Toten Hosen oder Rolling Stones gegeben - wo wäre wohl der Unterschied gewesen? Endlich, um 16 Uhr, eröffnete der unvergleichliche Nachkomme Julius Cäsars, genannt Adolf der Große, mit schnorrender Stimme und erhobenem Arm die Olympischen Spiele 1936. Von diesem Arm übrigens sagte mein Vater später, als er Bilder von der Eröffnungsfeier sah: An diesem Arm wird er noch die Welt verhungern lassen. Dieser Tag ging bald zu Ende, doch für uns wurde es der Anfang einer langen Nacht. Um 22 Uhr war Nachtruhe angesagt, aber Karl May oder Billy Jenkins war noch kurze Zeit Pflichtlektüre.
Um Mitternacht dann plötzlich, in die Stille hinein, grässliches Poltern im Treppenhaus, begleitet von Türenschlagen, lauten Schreien, Kommandos und kräftigem Fluchen. Es riss uns aus den Betten. Aufmachen, schrieen mehrere Stimmen gleichzeitig. Heftige Schläge gegen die Korridortür ließen nichts Gutes ahnen. Mein Bruder Herbert (er starb 1945 für ein dankbares Volk und Vaterland, nach Glockenläuten und Zeitungsaustragen, für jene, die sich Urteile anmaßen, völlig unschuldig mit 3000 anderen Menschen auf einem Schiff vor der Bucht von Pillau) sah meinen Vater zur Tür eilen. Ein Gewehrkolben aber durchschlug schon das Türglas im Eingang, bevor die Tür aus dem Schloss sprang. Zwei Polizisten sowie ein SA- und SS-Mann stießen meinen Vater zu Boden und stürmten über ihn hinweg. Die Eindringlinge waren uns alle bekannt, waren es doch unsere Nachbarn, die ein paar Häuser entfernt wohnten und hier in Uniform auftraten. Mehr als zehn Jahre später trugen sie wieder andere Kleidung, und es schien sich um völlig harmlose Zeitgenossen zu handeln. Sie genossen jedenfalls ihr schmutziges Überleben, und schon deshalb sollte man das Wort Genosse lebenslänglich verbieten.
In der Wohnung über uns hörten wir klatschende Schläge und Hilferufe. Mein Vater, der sich erhoben hatte, stammelte fassungslos: Was soll das alles? Was macht ihr in meiner Wohnung? Einer der Polizisten führte ihn in die Wohnstube und sagte: Es tut mir als Nachbar persönlich sehr leid. Wir wissen ja, dass sie ein schwer verwundeter Frontkämpfer sind. Aber wir haben Hinweise erhalten, dass in diesem Haus Flugblätter gedruckt werden, die gegen den Führer Adolf Hitler gerichtet sind. Er hat mir dabei nichtmals in die Augen geschaut, sagte mein Vater später. In unserer Wohnung sah es mittlerweile aus wie bei Hempels unterm Sofa. Ein erlösendes und wahrscheinlich nicht gespieltes Lachen meines Vaters, der in seiner Heimatstadt zwar ein bekannter, doch unbescholtener Mann war, ließ die Schergen in ihrem Tun inne halten. Und als er gar noch sagte tut mir leid, ich habe Maurer gelernt - nicht Buchdrucker, war der Bann wohl für den Augenblick gebrochen. Mit einem Achselzucken verließen die Herrenmenschen ohne Entschuldigung unsere Wohnung. Unser Nachbar aber wurde unter Gewalt in ein Auto verfrachtet und tauchte erst drei Tage später wieder auf - sehr schweigsam und mit blauen Flecken im Gesicht. Tief aufatmend drehte sich mein Vater vom Fenster weg und sagte trocken, wenn auch mit zittriger Stimme: Glück gehabt. Dann deutete er auf den Kleiderschrank, auf dem drei Dosen standen, die eigentlich in die Küche gehörten, trugen sie doch die Aufschrift Mehl, Salz, Zucker. Unsere Augen wurden immer größer, als er die Dosen herunter holte und öffnete. Pulver, sagte er. Und seine Stimme zitterte nun noch mehr. Es ist das Sprengpulver, das ich für die kleinen Felsbrocken auf unserem Bauplatz benötige. Es steht deshalb hier, weil es der trockenste Platz im ganzen Haus ist. Von Nachbarn Schikanen ausgesetzt War es nun Schicksal oder Zufall, was uns entkommen ließ? Jahre später hätte man mit Sicherheit von einem Attentatsversuch auf den Führer gesprochen oder eine Bombe gefunden und alles so aufgebauscht, dass die Unzulänglichkeit dieser Handlanger nicht mehr sichtbar gewesen wäre.
Eines aber ist sicher: Das damalige System kannte seine Widersacher in kleinen Ortschaften über die Nachbarn besser als in großen Städten und setzte sie immer wieder solchen Schikanen aus. Diese Zufallsbeute wäre bestimmt ein gefundenes Fressen gewesen und hätte für uns gewiss das Ende der Fahnenstange bedeutet. Ich denke, dass die Kinder dieser Zeit durch solches Erleben viel schneller erwachsen wurden. Und es ändert auch nichts an der Tatsache, dass sie mit 15 Jahren schon Männer sein mussten. Wo sie doch immer noch Kinder waren, deren Seelen auf der Strecke blieben."
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