Quelle: Süderländer Tageblatt vom 28.03.1958

Oberstud.-Dir. Dr. Luck tritt in den Ruhestand
Unter seiner Leitung wurde Plettenbergs höhere Schule zur Vollanstalt

Plettenberg. Am 31. März tritt der Leiter des Plettenberger Gymnasiums, Herr Oberstudiendirektor Dr. Luck, nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand, damit beendet er eine fast 40-jährige erfolgreiche Tätigkeit im Dienste der Jugend. Herr Oberstudiendirektor Dr. Luck kam im August 1947 von St. Peter nach Plettenberg, weil er in der Verwirklichung des lange geplanten und gerade begonnenen Ausbaues unserer Oberschule zur Vollanstalt eine besonders reizvolle Aufgabe sah, der er sich mit seiner ganzen Kraft und seiner reichen Erfahrung widmete. Vor seiner Verabschiedung kann er voller Stolz zum 9. Male einem Abiturientenjahrgang das Reifezeugnis überreichen.

Herr Dr. Walther Luck wurde am 8. Mai 1892 zu Küstrin als Sohn des Mittelschullehrers Paul Luck geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium seiner Vaterstadt, legte Ostern 1910 die Reifeprüfung ab und studierte 9 Semester Philologie an den Universitäten Göttingen, München und Berlin. An der Landesturnanstalt Spandau machte er zusätzlich 1912 die Turnlehrerprüfung; 1914 wurde er an der Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert. Nach seiner Rückkehr aus dem Felde (Dr. Luck war von 1914 - 1918 - zuletzt als Leutnant - an der Ost- und Westfront) bestand er 1919 in Berlin das Staatsexamen und erhielt die Lehrbefähigung für Deutsch und Geschichte (Oberstufe) und Erdkunde (Mittelstufe).

Darauf wurde er von 1919 bis 1920 am Königstädtischen Gymnasium in Berlin als Studienreferendar ausgebildet. Nach der Ostern 1920 mit "Gut" bestandenen Assessorenprüfung war er an der Körnerschule (Realgymnasium und Oberrealschule) zu Berlin-Köpenick nur 1 Jahr als Studienassessor tätig, da er Ostern 1921 an derselben Schule bereits als Studienrat angestellt wurde.

Über 20 Jahre wirkte Herr Dr. Luck an dieser Anstalt. Seine besondere Arbeitsfähigkeit und berufliche Einsatzfreude verdeutlichten sich nicht nur darin, dass er in den Jahren vor 1933 zeitweise Vertrauenslehrer der Schüler, Vertrauensmann des Lehrerkollegiums und Vorsitzender der Ortsgruppe des Philosophieverbandes war, sondern besonders auch darin, dass unter seiner Mitwirkung der Oberrealschulzweig der Körnerschule zur Vollanstalt ausgebaut wurde.

Als schönste Bestätigung seiner Arbeit während dieser Berliner Jahre war es anzusehen, dass er 1942 zum Oberstudienrat ernannt und als Stellvertretender Leiter an die Richard-Wagner-Schule Berlin-Köpenick berufen wurde. Im II. Weltkrieg tat Herr Dr. Luck von 1939 - 1943 Dienst als Hauptmann beim Wehrbezirkskommando Berlin V. Nach seiner Rückkehr in den Schuldienst übernahm er 1944 in Berlin die Geschäfte der drei evakuierten Oberschulen des Bezirks (Richard-Wagner-, Eichendorff- und Wilhelminenschule). Im März 1945 ging er als Schulleiter mit der von Posen verlegten, evakuierten Richard-Wagner-Schule nach St. Peter.

Seit Wiedereröffnung der Schule durch die Britische Militärregierung am 24. November 1945 war Herr Dr. Luck als Lehrer und stellvertretender Leiter an der Staatlichen Oberschule für Jungen und Mädchen in St. Peter tätig. Von dort bewarb er sich 1946 um die Leitung des Plettenberger Gymnasiums, das er 1947 übernahm und zur Vollanstalt ausbaute.

Herr Oberstudiendirektor Dr. Luck kann in Plettenberg auf 11 Jahre verantwortungsbewußter erzieherischer Arbeit zurückblicken. Von Berlin kommend, blieb er der alten Hauptstadt innerlich immer verbunden. Das zeigte sich besonders in der Verkörperung bester preußischer Beamtentugenden und Tradition, die ihn in persönlicher Unabhängigkeit nur der Sache dienen ließ. Vorbildliche Pflichterfüllung und eine bewundernswerte Korrektheit, wie sie nur dem möglich ist, der im Beamteneid noch eine höchste Verpflichtung sieht, zeichneten ihn aus. Dabei ließ er in seiner demokratisch-toleranten Grundhaltung alles gelten, wenn es nur die eine Bedingung erfüllte: dass es dem Wohl der Schule dienlich war.

Der Schule war und ist er bei aller Sachlichkeit, bei allem beherrscht-unpathetischen Sinn mit dem Herzen verschworen. Seinen Schülern begegnete er mit Verständnis und Vertrauen, getreu dem PestalozziWort: "Es ist etwas Wunderbares, immer wieder ans Menschenherz zu glauben, obschon es uns immer wieder enttäuscht." Der Jugend gegenüber war er immer wieder zu diesem Neubeginn bereit, um ihr zu helfen und sie lebenstüchtig zu machen.

Persönlich ist Herr Oberstudiendirektor Dr. Luck von einer natürlichen Schlichtheit. Ihm gilt das Sein mehr als das Scheinen. Wie seinem liebenswerten Landsmann Theodor Fontane fehlt auch ihm der "Sinn für Feierlichkeit". So vollzieht sich sein Ausscheiden in Bescheidenheit und Stille. Alle, die die Schulgemeinde bilden, wissen, dass Herr Oberstudiendirektor Dr. Luck schweren Herzens von der Schule und seiner Arbeit Abschied nimmt. Der Dank, der ihm gebührt, wird sich am schönsten zeigen in der innerlichen Verbundenheit zwischen ihm und seinem bisherigen Lehrerkollegium, was in seinem Sinn weiterarbeiten wird.

Wir wünschen Herrn Oberstudiendirektor Dr. Luck noch viele schöne Jahre in seiner Wahlheimat Plettenberg und viel Erfolg in seiner wissenschaftlichen Arbeit über die Geschichte der Mark Brandenburg, der er sich bisher nur in seiner Freizeit widmen konnte.

Dr. C.


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