Otto Klehm (†): Ein Bürgermeister zum Anfassen (ST v. 29.01.2014)


Quelle: WR Plettenberg vom 26.06.2009

Edith und Otto Klehm

Goldpaar ohne Fehl und Tadel

Von Jan Mertens

Plettenberg. Wenn das keine Liebeserklärung ist: „Manchmal”, sagt Edith Klehm (74), „manchmal bin ich richtig ärgerlich, wenn er lange weg ist.”

So gesehen wird sie an ihrem Otto am heutigen Freitag viel Freude habe. Dann feiert das Paar den ganzen Tag lang, gemeinsam mit vielen Verwandten, Freunden und Weggefährten seine Goldhochzeit; zunächst mit einem Dankgottesdienst in der Böhler Kirche, wo sich die beiden auch am 26. Juni 1959 das Ja-Wort gaben, anschließend in geselliger Runde im Gasthof Käsebrink in Landemert.

Von 1986 bis 1999 als letzter ehrenamtlicher Bürgermeister der Vier-Täler-Stadt hat sich Otto Klehm (73) nach dem Antritt seines Nachfolgers Walter Stahlschmidt aus der (Partei-)Politik komplett zurückgezogen. Der harte, nach seinem Verständnis unvermeidliche Schnitt („Jetzt müssen die Jüngeren ran”) ist ihm nicht schwergefallen.

„Seitdem singe ich aktiv im MGV Plettenberg. Außerdem sind wir viel verreist - bis auf das Saarland haben wir alle Bundesländer besucht”, sagt Otto Klehm. Und seine Edith ist froh darüber, ihren Mann, immer schon ein patenter Heimwerker, jetzt viel häufiger um sich zu haben als früher. Kein Wunder, drückt der sich doch, wenn's nötig ist, auch nicht vor so profanen Tätigkeiten wie Fenster putzen oder Treppe wischen.

Aber auch zu seinen aktiven Zeiten hatte Edith an ihrem Otto nicht viel auszusetzen. Was immer auch im Betrieb oder in Politik passiert ist - „er war immer freundlich, hat nie Ärger mit nach Hause gebracht.”

Dabei hätte es Anlässe genug gegeben. Als Klehm, damals Fraktionsvorsitzender der SPD, sein Amt antrat, galt er manchem als Notlösung. In kurzem Abstand waren seine Vorgänger Dr. Heinz Baberg und Udo Scheepers gestorben; die SPD befand sich im Umbruch. Eine turbulente Zeit. Der Höhepunkt: Nachdem Dr. Hans Wellmann am 14. Januar 1986 als Verwaltungschef wiedergewählt worden war, nahm er die Wahl nicht an. Am 8. April wurde Walter Stahlschmidt Stadtdirektor. Wenig später starb Udo Scheepers. 23 Stimmen entfielen bei der Bürgermeisterwahl am 3. Juni 1986 auf Otto Klehm, 13 auf Udo Balshüsemann (CDU), bei einer Enthaltung. Die SPD verfügte damals über 20 Sitze im Rat.

Otto Klehm ist „gelernter Sauerländer”: Seine Wiege stand in Lollar bei Gießen. Als er drei Jahre war, zog die Familie um. Vater Albert war von dem Fabrikanten Hiby, den er als zwangsverpflichteten Kollegen beim Autobahnbau kennengelernt hatte, mit einer neuen Arbeitsstelle als Former nach Plettenberg gelockt worden. Nach einer kurzen Ausbildung zum Elektriker im Ohler Eisenwerk sattelte Klehm auf Werkzeugmacher um. Rund 30 Jahre lang, bis zum Konkurs des Unternehmens, stand er in den Diensten der Firma Mylaeus, arbeitete anschließend bis zu seiner Frühpensionierung bei Seissenschmidt.

Als die beiden vor den Traualtar traten, waren sie bereits drei Jahre ein Paar. „Kennen gelernt haben wir uns am 11. Februar 1956 beim Winterfest der Grüner Schützen”, sagt Edith, eine geborene Broichhaus von der Herscheider Straße, die damals im Textilgeschäft Möller beschäftigt war. Nach der Heirat arbeitete sie als Hausfrau, zog Sohn Dirk-Uwe auf, betreute 24 Jahre lang ihre Mutter, die bis zu ihrem Tode im Alter von 94 Jahren 24 Jahre lang mit in der Wohnung an der Haydnstraße lebte. Daneben blieb genug Zeit, ihrer Leidenschaft für die Handarbeit zu frönen, wie dekorative und textile Elemente in der Wohnung beweisen.

Schon für den jungen Klehm war klar: Wer seine Interessen und die der Kollegen vertreten will, muss zum persönlichen Engagement bereit sein. Früh war er deshalb in der IG Metall aktiv, stand 20 Jahre dem Mylaeus-Betriebsrat vor. Unter seiner Ägide gelang es dem DGB damals, die Tradition der Kundgebungen zum 1. Mai mit Volksfesten neu zu beleben.

„Zur SPD gekommen bin ich 1969. Erwin Ackermann hat mich damals angeworben Kurz danach wurde ich sachkundiger Bürger im Werksausschuss, in der folgenden Legislaturperiode bin ich erstmals in den Rat gewählt worden”.

Wenn Edith und Otto Klehm zum Einkaufen auf den Wochenmarkt gehen, profitieren sie von einer Einrichtung, die Klehm, im Verein mit Mitinitiator Gerhard Heist noch „in Amt und Würden” ins Leben gerufen hat. Statt die Taschen zu Fuß nach Hause zu schleppen, nutzen sie den Bürgerbus. Doch Klehm hat Sorge um die Zukunft der Einrichtung. Nachdem viele der älteren Fahrgäste „weggestorben” sind, fehlt es auf manchen Strecken an Passagieren. Da wird der Kommunalpolitiker im Altbürgermeister wieder wach. „Lasst mal das Auto stehen, nutzt den Bürgerbus,” appelliert er an den Gemeinschaftsgeist der Mitbürger.


Quelle: WR Plettenberg vom 01.08.2008

Großer Bahnhof im Ratsaal

Verdienstkreuz am Bande für Otto Klehm


Von Jan Mertens

Plettenberg. Noch einmal „großer Bahnhof” für Otto Klehm (72). Im Ratssaal nahm der ehemalige Bürgermeister (1986 bis 1999) gestern Morgen aus den Händen von Landrat Aloys Steppuhn das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland entgegen. Damit, so Steppuhn, werde das langjährige Engagement des Gewerkschafters und SPD-Politikers vor allem im kommunalpolitischen Bereich gewürdigt.

Klehms bürgerschaftliches Engagement gründe sich in der Erkenntnis, „dass eine Demokratie und ein gedeihliches Zusammenleben eben nur funktionieren, wenn Menschen bereit sind, am öffentlichen Leben teilzunehmen und durch die Ausübung kommunaler und staatlicher Mandate und Ämter Verantwortung zu übernehmen”, sagte Steppuhn „Die Demokratie lebt vom Ehrenamt!” Dieses Wort des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss treffe auf Otto Klehm zu. Der ehemalige Bürgermeister habe die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für unsere Gesellschaft erkannt und für sich selbst als Verpflichtung angesehen.

Dem gelernten Werkzeugmacher Klehm sei es bald nach seinem Amtsantritt gelungen, „sich mit gradlinigen, klaren Worten schnell den Respekt seiner Ratskollegen zu verschaffen, ohne dabei seine Vorgänger kopieren zu wollen”, sagte Steppuhn. Klehm habe es verstanden, selbst in kontroversen Sitzungen ausgleichend zu schlichten, wobei ihm sein Humor und seine Schlagfertigkeit hilfreich waren.

„Erster Bürger” bleibt
seiner Stadt treu

In Klehms Amtszeit gefallen sei die Begründung der Städtepartnerschaften mit Schleusingen (Thüringen) und Bludenz (Österreich) sowie der Bau des neuen Rathauses, der um einige 100 000 DM kostengünstiger war als geplant. Klehm habe überdies den Ausbau der Fuß- und Radwege vorangetrieben. Keine andere Kommune im weitem Umkreis habe dies damals in dem Maße getan wie Plettenberg. Ein weiterer Verdienst von sei die flächendeckende Einführung der Tempo-30-Zonen in den Plettenberger Wohngebieten im Jahre 1992 gewesen – damit spielte Plettenberg eine Vorreiterrolle auf Landesebene.

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Quelle: WR Plettenberg vom 08.06.2006

Otto Klehm feiert heute 70. Geburtstag

Otto Klehm
Eine der ersten Amtshandlungen von Otto Klehm war die Grundsteinlegung des neuen Rathauses.

Von Jan Mertens

Plettenberg. Seinen 70. Geburtstag feiert Otto Klehm heute. Viel Aufhebens macht er nicht darum.1999 als letzter ehrenamtlicher Bürgermeister aus dem Amt geschieden und durch seinen hauptamtlichen Nachfolger Walter Stahlschmidt abgelöst, tritt Klehm in der (Partei-)Politik nicht mehr in Erscheinung. Eher unfreiwillig an die Spitze der Vier-Täler-Stadt gestoßen, hat sich Klehm als Garant für bürgernahe Amtsführung indes einen festen Platz in der Reihe der führenden politischen Köpfe Plettenbergs erworben.

Als Otto Klehm sein Amt antrat, galt er manchem als Notlösung. In kurzem Abstand waren seine Vorgänger Dr. Heinz Baberg und Udo Scheepers gestorben; die SPD, ihrer führende Köpfe beraubt, befand sich im Umbruch. Auch Klehm selbst quälten Zweifel, ob er den Anforderungen genügen würde. Bei seinem Ausscheiden aus dem Amt bescheinigten ihm auch politische Gegner, seine Aufgabe gut und bürgernah bewältigt zu haben.

Otto Klehm ist "gelernter Sauerländer": Seine Wiege stand in Lollar bei Gießen. Als er drei Jahre war, zog die Familie um. Vater Albert war von dem Fabrikanten Hiby, den er als zwangsverpflichteten Kollegen beim Autobahnbau kennengelernt hatte, mit einer neuen Arbeitsstelle als Former nach Plettenberg gelockt worden. Nach einer kurzen Ausbildung zum Elektriker im Ohler Eisenwerk sattelte Otto Klehm auf Werkzeugmacher um. Rund 30 Jahre lang, bis zum Konkurs des Unternehmens, stand er in den Diensten der Firma Mylaeus, arbeitete anschließend bis zu seiner Frühpensionierung bei Seissenschmidt.

Schon für den jungen Klehm war klar: Wer seine Interessen und die der Kollegen vertreten will, muss zum persönlichen Engagement bereit sein. Früh war er deshalb in der IG Metall aktiv, stand 20 Jahre dem Mylaeus-Betriebsrat vor. Altgediente Gewerkschafter erinnern sich noch gerne an die Zeit in den 1970er Jahren, in denen das DGB-Ortskartell unter Vorsitz von Otto Klehm und in denkwürdiger Zusammenarbeit mit der Initiativgruppe Jugendzentrum die gewerkschaftlichen Feiern zum ersten Mai als vielbesuchte, fröhlich-informative Volksfeste gestaltete. Übrigens: Martina Reinhold, damals in der Initiativgruppe sehr aktiv, ist heute stellvertretende Bürgermeisterin. Nachdem Dr. Heinz Baberg, als Bürgermeister und Landtagsabgeordneter unumstrittenes Aushängeschild seiner Partei, im Jahre 1983 völlig überraschen verstorben war und Udo Scheepers als Nachfolger feststand, übernahm Otto Klehm bald den Vorsitz der Fraktion.

Otto Klehm stellte sich Herausforderung nach dem Tod von Udo Scheepers
Es folgten turbulente Jahre, in denen sich der Zwist der SPD mit dem damaligen Stadtdirektor Hans Wellmann zuspitzte. Der Höhepunkt: Nachdem Wellmann am 14. Januar 1986 als Verwaltungschef wiedergewählt worden war, nahm er die Wahl nicht an. Am 8. April wurde Walter Stahlschmidt Stadtdirektor. Wenig später starb Udo Scheepers nach kurzer, schwerer Krankheit..

Obwohl er sich anfangs fragte, ob die Schuhe, in die er da schlüpfen musste, nicht zu groß seien, ließ sich Otto Klehm von seiner Fraktion in die Pflicht nehmen und stellte sich der Wahl zum neuen Bürgermeister. "Wenn deine Familie mitspielt und die Arbeitgeber, dann mach das", hatte ihn der inzwischen verstorbene Ex-Bürgermeister und Ex-Landrat Heinz Chmill ermutigt.

23 Stimmen entfielen bei der Bürgermeisterwahl am 3. Juni 1986 auf Otto Klehm, 13 auf Udo Balshüsemann (CDU), bei einer Enthaltung. Die SPD verfügte damals über 20 Sitze im Rat. Der Mut, den ihm seine politische Freunde machten, der Zuspruch aus der Bevölkerung, die Rückendeckung durch seine Frau Edith und seinen Sohn Dirk-Uwe halfen ihm über die ersten Hürden hinweg. Ein Mann von der Werkbank als Nachfolger von studierten, sprachgewaltigen Herren als Repräsentant einer 30000-Einwohner-Stadt: das gab Anlass zum manchem Seitenhieb. Doch bald akzeptierte Klehm den Spruch von "Otto Maloche", den er zunächst so empfand, wie er auch manches Mal gemeint war - nämlich abwertend - eher als Auszeichnung.

Eine große Enttäuschung in seiner Amtszeit bedeutete für Klehm das Ergebnis der Kommunalwahl von 1989 mit ihm als Spitzenkandidat. 19 Sitze im Rat - das bedeutete den Verlust der absoluten Mehrheit. Viel schlimmer noch empfand es Klehm, dass die rechtsradikale "Republikaner"-Partei den Einzug ins Stadtparlament schaffte. Das Klima im Rat litt darunter sehr. Klehm konnte sein Selbstverständnis als Ratsvorsitzender, der sich aus dem Tagesgeschäft heraushält, der nicht entzweit, sondern ausgleicht, oft nur schwer verwirklichen. Umso größer die Genugtuung über den Erfolg der SPD bei der Kommunalwahl 1994, die das "Republikaner"-Kapitel beendete und der SPD wieder die absolute Mehrheit bescherte.

Rückblickend überwiegt für Klehm das Positive in seiner Amtszeit. Der Bau des Rathauses, die Städtepartnerschaften mit Bludenz und Schleusingen, der von Weitsicht zeugende umfangreiche Kanalbau zu einer Zeit, als es dafür noch erhebliche Zuschüsse gab, der weit und breit beispiellose Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes, der Bau der Hauptschule im Böddinghauser Feld, die Erweiterungen der Grundschulen in der Oester und in Ohle oder der Neubau der Feuer- und Rettungswache samt Bauhof am Wall - das sind die Hauptpositionen auf der Habenseite, die Klehm aufzählt. Ein weitere Höhepunkt waren die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum im Jahre 1997.

Seit er am 30. September 1999 aus Amt und Würden ausgeschieden ist, hat sich der Altbürgermeister aus der aktiven Politik zurückgezogen. Ungefragt Ratschläge zu geben, war nie sei Ding. Doch wird ihn nach seiner Meinung fragt, erhält auch heute noch eine klare Antwort. Auf das das noch lange so bleibe, schließen sich die WR und auch der Autor ganz persönlich den heutigen Gratulanten an: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute, Otto!


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