Quelle:Süderländer Tageblatt vom 08.01.2009
Peter Klassen tot
PLETTENBERG Ein 55-jähriges künstlerische Schaffen ist zu Ende gegangen. Am 1. Weihnachtstag
verstarb der Plettenberger Bildhauer Peter Klassen. Der seit Sommer 2001 in der Nähe der französischen
Kleinstadt Guingamp lebende Künstler hat auch seine letzte Ruhe in der Bretagne gefunden.
Peter Klassen wurde am 24. November 1935 geboren und wuchs in Plettenberg-Holthausen auf. Schon
in jungen Jahren führten seine künstlerische Begabung gepaart mit großem handwerklichen Geschick
zum Schwerpunkt seines Lebenswerkes: Skulpturen ans Holz oder Stein, vorzugsweise aus Metall -
der Mensch fast immer im Mittelpunkt stehend!
Die gestreckten Figuren wurden zu einem Markenzeichen von Peter Klassen; die Ausdrucksstärke seiner
Skulpturen erreicht dabei alle Menschen. Die künstlerische Bearbeitung eines Themas bleibt bei ihm
allgemein verständlich. Im öffentlichen Raum vieler Städte, vor allem in Nordrhein-Westfalen, sind
Großplastiken von Peter Klassen zu erleben. Die meisten Skulpturen, die häufig einen monatelangen
Entwicklungsprozess durchmachten, befinden sich jedoch in Privatbesitz.
Das Kristallkreuz der Christuskirche war die letzte Arbeit für seine Geburtsstadt Plettenberg, in
der man vielerorts Werke von Peter Klassen findet, wie zum Beispiel die Holzskulptur "Warten auf den
Regenbogen" und den "Vier-Täler-Brunnen" in der Fußgängerzone, "Graf Engelbert" in der Innenstadt
sowie die Skulptur auf dem Plettac-Platz im Industriegebiet Köbbinghausen. Seine Erfahrungen als
Kunstschaffender hat Peter Klassen gerne an Jüngere weitergegeben, in seinem Haus an der Dorfstraße
in Holthausen genauso wie im Wind der Bretagne, seiner Wahlheimat.
Viele Visionen konnte er in seinen Werken realisieren oder aber zu Anstößen nutzen. So war Peter
Klassen auch Gründer des Kunstfördervereins Werkstatt Plettenberg. Bis zuletzt war die Möglichkeit
künstlerischen Wirkens der Gradmesser eigener Zufriedenheit für Peter Klassen. Bei schon eingeschränkter
körperlicher Leistungsfähigkeit entstanden im vergangenen Jahr noch Aquarelle mit umfangreichen
Textblöcken in prägnanter Kunstschrift. Die Kontakte in die Heimat wurden vor allem im Sommerhalbjahr
durch zahlreiche Besuche aus Deutschland gepflegt. Viele haben mit Peter Klassen auch einen belesenen,
vielseitig interessierten Gesprächspartner verloren.
Im August 2005 feierten Peter und Liselotte Klassen in der Bretagne ihren 44. Hochzeitstag mit einem
großen Gästekreis - kurz vor Peter Klassens 70. Geburtstag. Nicht nur Erinnerungen, sondern auch
Dankbarkeit bleiben der Ehefrau Liselotte. Dr. Volkmar Reinke, Detmold
WR Plettenberg vom 04.07.2001
Plettenberg. (sl) Nun ist es also endgülig. Am Dienstag rollte das Umzugsunternehmen an, am selben Tag sagten Liselotte und Peter Klassen ihrer Heimatstadt "Adieu". Ein bisschen Wehmut, aber noch viel mehr Vorfreude waren mit im Gepäck, als der bekannte Bildhauer und die Galeristin in ihre neue Heimat aufbrachen, die Bretagne.
Auf dem Hof ihres Sohnes Sven in Pommerit-le-Vicomte an der landschaftlich herrlich gelegenen Côte d´Armor entstand in den vergangenen Monaten ein im typisch bretonischen Stil gebautes Häuschen, das für Klassens nicht nur ein Altersruhesitz ist. Ihr Haus an der Dorfstraße 16 in Holthausen, gleichsam über viele Jahre Galerie und Treffpunkt für viele Künstler und Freunde der Familie, wurde bereits verkauft.
"Wir fangen noch einmal neu an", sagte Peter Klassen im Interview mit der WR, zu lesen auf der 3. Plettenberger Lokalseite.
Überall im Stadtgebiet, im Märkischen Kreis und darüber hinaus hat Klassen Spuren hinterlassen. Der "Pott
Jost" in Altena oder die "Schweinegruppe" in Werdohl sind sehr bekannte Werke des Plettenberger Bildhauers,
und in seiner Heimatstadt Plettenberg begegnet man den Klassenschen Figuren beinahe täglich. Zum Beispiel
dem "Warten auf den Regenbogen" und dem "Vier-Täler-Brunnen" in der Fußgängerzone, dem drolligen "Graf
Engelbert" auf dem gleichnamigen kleinen Platz, der "Zuneigung" im Trauzimmer des Standesamtes oder der
monumentalen Plettac-Skulptur im Industriegebiet Köbbinghausen.
Dass Klassens nach Frankreich übersiedeln, kommt nicht Knall-auf-Fall. Ihr Sohn Sven hatte schon 1994 den endgültigen
Schritt in die Bretagne vollzogen und sich dort niedergelassen. Jährlich fuhren Peter und Liselotte Klassen für mehrere
Monate in dieses herrliche Fleckchen Erde, schlossen Freundschaften und gute Bekanntschaften. Mittlerweile gehört die
Familie aus Holthausen zur Dorfgemeinschaft in Pommerit-le-Vicomte, dem sympatischen 2000-Seelen-Dorf an der Côte d´Armor,
nahe der größeren Stadt Guingamp.
WR Plettenberg vom 04.07.2001
Plettenberg. (sl) Der Bildhauer Peter Klassen verlässt Plettenberg, um in seiner neuen Heimat, dem Dörfchen Pommerit- le-Vicomte/Bretagne, "noch einmal neu anzufangen", wie er selbst sagt.
Klassen gehört zu den schillernden Persönlichkeiten der Vier-Täler-Stadt, die das
künstlerische Leben maßgeblich mitgeprägt haben. Grund genug für die WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU,
den Künstler nach seinen Motiven für die Übersiedlung und seinen Zukunftsplänen zu fragen.
"Ich heiße Peter, wie heißt Du?", begrüßte Klassen viele Gäste. Bleiben wir also auch im
Interview beim "Du".
WR: Was bewegt einen Künstler im ´Rentenalter´, seine Zelte in der Heimat nach über
60 Jahren abzubrechen und nach Frankreich, in die Bretagne, überzusiedeln?
Klassen: Ich wollte noch einmal neu anfangen. Ich wollte nicht in den alten
eingefahrenen Bahnen, die ich über 60 Jahre lang befahren habe, bleiben. Ich wollte eine
neue Spur haben.
WR: Fiel diese Entscheidung leicht?
Klassen: Sie ist durchdacht. Im Grunde genommen ist sie meiner Frau und mir leicht
gefallen, weil wir uns über mehrere Jahre an diesen Gedanken gewöhnt haben. Wir haben das
sehr vernunftsmäßig betrieben und unseren Abgang lange geplant.
WR: Mit welchen Gefühlen verlässt Du Plettenberg?
Klassen: Mit sehr positiven. Ich habe viel Zuspruch erfahren in den Jahren, in denen
ich in Plettenberg gelebt und gearbeitet habe. Ich habe Zuspruch in geschäftlicher und auch
in persönlicher Weise erfahren. Im Grunde genommen habe ich ein bisschen Wehmut.
WR: Was erwartet Dich in Frankreich?
Klassen: Es lässt sich nicht definieren, was mich erwartet. Ich weiß, dass es da
gutes Essen, ordentliche Weine und mittlerweile viel Freundschaft gibt. Ich denke, es
erwartet uns eine etwas veränderte Lebensart und ein Entgegenkommen von Nachbarn, Freunden
und Thekenbekanntschaften.
WR: Gibt es Projekte, an denen Du dort arbeiten möchtest?
Klassen: Ja, ich habe eine Menge Pläne. Die Pläne sind konkretisiert - etwas anders
als ich das in der Vergangenheit gemacht habe. Ich habe Skizzen gemacht, stellenweise sogar
auch Bilder gemalt. Ich fürchte, dass ich nicht fertig werde in diesem Leben.
WR: Was reizt Dich an der Bretagne?
Klassen: Es reizt mich in erster Linie dieses ´Laissez-faire´.
WR: Wie bist Du Bildhauer geworden? Wie kam die Entscheidung, als frei schaffender
Künstler zu arbeiten, zustande?
Klassen: Das ist ein langer, steiniger Weg gewesen. Ich bin Bildhauer geworden gegen
den Willen meiner Eltern. Meine Eltern hatten Erfahrungen mit künstlerisch tätigen Leuten
und sagten: ´Das nicht. Erst ein ordentlicher Beruf.´
WR: Hast Du diesen Schritt, Bildhauer zu werden, jemals bereut?
Klassen: Nicht einmal, nicht einen Tag. Ich muss allerdings sagen, vieles wäre nicht
möglich gewesen, wenn ich meine Frau nicht gehabt hätte. Ich bin beschützt worden in jeder
Weise. Sie hat die Entscheidungen, die ich für mich und für meine Tätigkeiten getroffen
habe, immer voll mitgetragen und unterstützt.
WR: Welches sind die Projekte, von denen Du sagst, es sind die wichtigsten Arbeiten
in Deinem künstlerischen Schaffen?
Klassen: Nun, das sind in erster Linie der Brunnen in Plettenberg und - wo ich Wert
drauf lege, als Herzensangelegenheit - das ´Warten auf den Regenbogen´. Es sind natürlich
die Großprojekte in Altena, in Werdohl, in Bünde, in Starnberg, Norderney und in Steinau
an der Straße. Das alles in einem Zeitraum von mehr als 30 Jahren.
WR: Danke für dieses Interview und viel Glück Dir und Liselotte in der Bretagne.
Quelle:WR Plettenberg vom 14.05.2001
Plettenberg. (sl) "Ein Künstler arbeitet nicht, ein Künstler lebt", sagte der heute in Detmold lebende ehemalige Plettenberger Baurat Dr. Volkmar Reinke in seiner Laudatio auf den Bildhauer Peter Klassen am Sonntag in der Christuskirche.
Wer in der vollbesetzten Kirche Reinkes "Drohung", 13 DIN-A4-Seiten über des Künstlers
Schaffen in den vergangenen Jahren zu verlesen, ernst nahm, dem huschte ein leichter
Anflug von Schrecken übers Gesicht. Doch Reinke machte es kurz und unternahm gar nicht
erst den Versuch einer detaillierten Analyse des künstlerischen Schaffens Peter Klassens,
sondern betonte vor allem dessen persönliche Eigenschaften.
Er beschrieb Liselotte und Peter Klassen als die unkompliziertesten Gastgeber, die er
je kennengelernt habe. "Wenn zu einer Ausstellung im Hause Klassen geladen wurde, war
das Haus voll. Man hatte dabei immer das Gefühl auf einer Familienfeier zu sein. Diese
unaufdringliche Art ist auch das Wesen in Klassens Figuren", sagte Reinke.
Ein Neuanfang in der Bretagne
In diesem Zusammenhang war auch die feierliche Einweihung des Kristall-Kreuzes und die
Ausstellung "Querschnitt" zu sehen. Mit der Veranstaltung am Sonntag bereitete die
Evangelische Kirchengemeinde dem Künstler und seiner Frau einen wunderbaren Abschied
aus der Vier-Täler-Stadt. Die Kantorei der Christuskirche, das Kammerorchester Lüdenscheid
sowie das Bläserensemble Feldhaus sorgten unter der Gesamtleitung von Kirchenmusikdirektor
Strub mit bekannten Kirchenliedern und Stücken von Mozart für einen gelungenen musikalischen
Rahmen der Kantate unter dem Thema "Das Kreuz - unsere einzige Hoffnung". So erfuhr das von
Peter Klassen gefertigte Kristall-Kreuz eine würdige Einweihung.
Der Kirchenhistoriker Dr. Rüdiger Warns referierte über die Beziehung des Kreuzes zur
Architektur der Kirche, zum Fenster-Kreuz im Chorraum, zum Fresko im Scheitelpunkt und
zum Tischaltar. Er machte damit deutlich, was für die Gemeindemitglieder ohnehin sichtbar
war: das Kreuz fügt sich in das Gesamtbild der Kirche harmonisch ein.
Quelle: Mappe mit 10 Holzschnitten im Auftrag der Volksbank Plettenberg,
1976, Auflage 531 Stück
Von Hause aus war PETER KLASSEN für eine technische Laufbahn bestimmt, da er
als "Praktikus" von Jugend auf eine geschickte Hand verriet. Dabei zeigte er
auch früh schon eine auffallende Neigung zu künstlerischer Betätigung, beschäftigte
sich mit der Holzschnitzerei und übte sich bald auch im Holzschnitt. Beruf
und künstlerische Neigung hielten sich auch später, als er ins Leben hinaustrat,
die Waage, bis er, als Techniker in der Eisenbahnbranche tätig, der Kunst den
Vorzug gab und sich als freischaffender Künstler selbständig machte.
Für die Außenwelt hatte seine Kunst lange im Verborgenen geblüht, auf ersten
Ausstellungen im heimatlichen Bereich offenbarte sich jetzt seine künstlerische
Begabung mit Arbeiten, bei denen "die Maße stimmten". Inzwischen hatte Klassen
auf Anhieb auch die Feuerprobe mit einer Ausstellung in Innsbruck bestanden,
wo Professor Mackowitz von der dortigen Universität die bildhauerische und
grafische Begabung des aus Westfalen stammenden Künstlers empfehlend hervorhob.
Als Bildhauer und Grafiker ist Peter Klassen mit unterschiedlichen Materialien
vertraut, er arbeitet in Kupfer, Messing und Blei, und nicht zuletzt immer
wieder auch in Holz. So sei auf seine schönen Holzplastiken hingewiesen, die
trotz ihrer sparsamen Gesten von großer Eindringlichkeit sind. Auch die in
dieser Kassette vorliegenden Holzschnitte mit Motiven aus dem Raum Plettenberg
und Herscheid zeugen von Klassens Begabung, mit dem Material Holz zu arbeiten,
einem Material, das ihm vor allem mit ihrem leichten und doch zähen und dauerhaften
Holz die im Hochgebirge wachsende Zirbelkiefer liefert. Mehrmals im Jahr
fährt Klassen deshalb nach Tirol, um sich an Ort und Stelle die passenden
Stücke auszusuchen.
Zur Geschichte des Holzschnitts sei folgendes bemerkt: In China und Japan
kannte man den Holzschnitt schon seit dem 10. Jahrhundert. In Deutschland wurde
das "Goldene Zeitalter des Holzschnitts" Ende des 15. Jahrhunderts in
erster Linie durch Albrecht Dürer präsentiert. Berühmte Namen wie Holbein,
Cranach, Altdorfer tauchen auf, während sich in neuer Zeit Daumier, Dore´,
Menzel, Richter, Rethel, Barlach und andere mit großem Erfolg dieser
Kunstsparte zuwandten. Auch in unserer Zeit haben moderne Techniken den
Holzschnitt nicht verdrängen können.
Peter Klassen wurde 1935 in Plettenberg geboren. Während seiner Lern- und
Studienzeit traf er mit Heinrich Höfer, einem erfahrenen Graveurmeister zusammen,
der ihm umfangreiche handwerkliche Fertigkeiten vermittelte. Bildhauerische
Arbeit brachte ihm 1960 den Preis des Westbundes CVJM, Essen, ein, 1963 den
Landespreis des Kuratoriums "Unteilbares Deutschland", Münster. Von 1960
bis 1974 war Klassen in der Industrie tätig, seit Mitte 1974 lebt er als
freischaffender Künstler, zeitweilig auch in Tirol, wo er eine zweite
Werkstatt hat. Nach einer Ausstellung 1975 in Innsbruck, Galerie am Dom,
folgte 1976 eine Ausstellung in der Volksbank Plettenberg.
Den Auftrag für die vorliegende Mappe mit zehn Holzschnitten erteilte ihm
die Volksbank Plettenberg. Auflage 531 Stück. 31 Stück dieser Auflage,
Handabzüge auf handgeschöpftem Japanpapier, handsigniert und nummeriert
von 1 - 31, sind für den persönlichen Gebrauch des Künstlers bestimmt.
Die Druckstöcke sind nach dem Gebrauch zerstört worden. |
![]() Skulptur "Zweifel" im Treppenhaus der Vereinigten Sparkasse Plettenberg |
![]() Klassen-Skulptur vor dem Plettac-Bürogebäude ![]() Zöger-Skulptur in Altena |