Quelle: Bericht über die Verwaltung und den Stadt der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Plettenberg für die Zeit vom 1. April 1928 bis 31. März 1929, S. 27; Foto: Fam. Franz

b) Ratsherr Carl Kaiser †.


Am 12. September 1928 starb in Bad Nauheim ganz unerwartet infolge Herzschlages der allseits beliebte und hochgeschätzte Ratsherr Sägewerkbesitzer Carl Kaiser. Herr Kaiser wurde am 4. September 1870 in Hüinghausen, Kreis Altena, geboren. Seit Januar 1903 war der Verstorbene in städtischen Diensten ehrenamtlich tätig, zunächst als Stadtverordneter, dann als Magistratsmitglied. - Was Carl Kaiser der Stadt Plettenberg war, das geht aus nachstehend abgedruckter Ansprache des Bürgermeisters Dr. Schneider, die derselbe bei der Kranzniederlegung am Grabe hielt, hervor:

"Namens der Stadtgemeinde Plettenberg, des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung lege ich diesen Kranz am Grabe unseres verstorbenen Ratsherrn Carl Kaiser nieder. Dieser Kranz soll ein kleines, sichtbares Zeichen für unsetre große Dankbarkeit, Anhänglichkeit und Liebe zu dem Verstorbenen sein. Mehr als 25 Jahre war der Verstorbene in städtischen Diensten ehrenamtlich tätig, zunächst als Stadtverordneter, dann als Mitglied des Magistrats. Noch vor einigen Monaten, im Januar dieses Jahres, feierten wir das 25-jährige Dienstjubiläum des Verstorbenen in dem mit Blumen geschmückten Sitzungssaale der Stadtverordneten - und schon heute legen wir Blumen auf das frische Grab des Jubilars.

Mit seltenem Geschick, mit großer Sachlichkeit, Unparteilichkeit und Selbstlosigkeit hat es der Verstorbene verstanden, die an ihn herantretenden ehrenamtlichen Aufgaben zu meistern. Er war ausgestattet mit einem edlen Charakter und hervorragenden Gaben des Geistes. Mit Recht kann man ihn als die markanteste Persönlichkeit in den Reihen der kommunalpolitisch tätigen Männer bezeichnen, die in den letzten Jahrzehnten hier auf diesem Hügel zu Grabe getragen worden sind.

Er ging immer den geraden Weg. Er war ein Stadtvater im wahrsten Sinne des Wortes, und deshalb trauern heute an seinem Grabe nicht nur seine Angehörigen und seine Mitarbeiter im Magistratskollegium, und nicht nur die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, nein, die ganze Stadt nimmt Anteil an dem all zu frühen Heimgange dieses vortrefflichen Mannes. Wohl selten hat die Stadt Plettenberg eine solch allgemeine und innige Teilnahme bei dem Hinscheiden eines ihrer Bürger gesehen. Wo man in den letzten Tagen hinkam, überall sprach man über diesen vortrefflichen Mann aus aller Munde nur ein Urteil, aus aller Munde nur ein tiefes Bedauern: All zu früh ging er aus unseren Reihen.

Ich habe nahezu vier Jahre Hand in Hand mit unserem lieben Carl Kaiser gearbeitet. Im Sitzungszimmer saß er an meiner rechten Seite und war auch im übertragenen Sinne dieses Wortes 'meine rechte Hand'. Wir lernten uns bald einander näher kennen, wir standen uns bald sehr nahe als Menschen und Freunde. Er war mir in all den Jahren, insbesondere in den Zeiten, von denen man mit einem Bibelwort sagt: 'Sie gefallen mir nicht', immer am nächsten. Ich hatte in ihm einen treuen Kameraden.

Er kam mir vor wie ein erfahrener, reifer Seemann, der neben dem jungen Steuermann steht, wenn das Schifflein durch Sturm und Wellen steuert, er trug dazu bei, dass das kommunale Schifflein die vorgeschriebene gerade Fahrstraße nicht verlassen konnte. Er war bei seiner Aufrichtigkeit und Offenheit mir ein treuer Gehilfe und Berater, ein Mann, der mein volles Vertrauen genoss. Er war für mich in all den Jahren und schweren Zeiten ein Mann, auf den ich mich unbedingt verlassen konnte, er war für mich der 'getreue Ekkehard'.

Ich danke Dir, Du Toter, für deine Mitarbeit und Pflichterfüllung, für deine Treue, für deine Aufrichtigkeit, die du mir gegenüber immer an den Tag gelegt hast. Ich danke dir im Namen der Stadt Plettenberg und der städtischen Körperschaften für alle deine Tätigkeit im Dienste unseres Gemeinwesens, und wie können wir Dir diesen Dank aussprechen? Ich glaube nur dadurch, dass wir hier an deinem offenen Grabe versprechen, in deine Fußstapfen zu treten und in deinem Geiste weiterzuarbeiten für das Wohl der Stadt, die dir so sehr am Herzen lag, dass wir das kommunale Schifflein auf der vorgeschriebenen Fahrstraße weiter vorwärts steuern wollen zum Wohle deiner Vaterstadt, die du so sehr geliebt und für die du so lange an hervorragender Stelle ehrenamtlich tätig gewesen bist.

Du ruhst nun aus von deiner Arbeit. Wir wünschen dir die himmlische Ruhe und den ewigen Frieden. Deinem Wirken und Schaffen in unserer Stadt werden wir stets ein ehrendes Gedenken bewahren.


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