Quelle: Bericht über die Verwaltung und den Stadt der
Gemeindeangelegenheiten der Stadt Plettenberg für die Zeit
vom 1. April 1928 bis 31. März 1929, S. 27; Foto: Fam. Franz
b) Ratsherr Carl Kaiser .
"Namens der Stadtgemeinde Plettenberg, des Magistrats und der
Stadtverordnetenversammlung lege ich diesen Kranz am Grabe unseres
verstorbenen Ratsherrn Carl Kaiser nieder. Dieser Kranz soll ein
kleines, sichtbares Zeichen für unsetre große Dankbarkeit, Anhänglichkeit
und Liebe zu dem Verstorbenen sein. Mehr als 25 Jahre war der
Verstorbene in städtischen Diensten ehrenamtlich tätig, zunächst
als Stadtverordneter, dann als Mitglied des Magistrats. Noch vor
einigen Monaten, im Januar dieses Jahres, feierten wir das 25-jährige
Dienstjubiläum des Verstorbenen in dem mit Blumen geschmückten
Sitzungssaale der Stadtverordneten - und schon heute legen wir
Blumen auf das frische Grab des Jubilars.
Mit seltenem Geschick, mit großer Sachlichkeit, Unparteilichkeit
und Selbstlosigkeit hat es der Verstorbene verstanden, die an ihn
herantretenden ehrenamtlichen Aufgaben zu meistern. Er war ausgestattet
mit einem edlen Charakter und hervorragenden Gaben des Geistes.
Mit Recht kann man ihn als die markanteste Persönlichkeit in den
Reihen der kommunalpolitisch tätigen Männer bezeichnen, die in den
letzten Jahrzehnten hier auf diesem Hügel zu Grabe getragen worden
sind.
Er ging immer den geraden Weg. Er war ein Stadtvater im wahrsten
Sinne des Wortes, und deshalb trauern heute an seinem Grabe nicht
nur seine Angehörigen und seine Mitarbeiter im Magistratskollegium,
und nicht nur die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, nein,
die ganze Stadt nimmt Anteil an dem all zu frühen Heimgange dieses
vortrefflichen Mannes. Wohl selten hat die Stadt Plettenberg eine
solch allgemeine und innige Teilnahme bei dem Hinscheiden eines ihrer
Bürger gesehen. Wo man in den letzten Tagen hinkam, überall sprach
man über diesen vortrefflichen Mann aus aller Munde nur ein Urteil,
aus aller Munde nur ein tiefes Bedauern: All zu früh ging er aus
unseren Reihen.
Ich habe nahezu vier Jahre Hand in Hand mit unserem lieben Carl Kaiser
gearbeitet. Im Sitzungszimmer saß er an meiner rechten Seite und
war auch im übertragenen Sinne dieses Wortes 'meine rechte Hand'.
Wir lernten uns bald einander näher kennen, wir standen uns bald
sehr nahe als Menschen und Freunde. Er war mir in all den Jahren,
insbesondere in den Zeiten, von denen man mit einem Bibelwort sagt:
'Sie gefallen mir nicht', immer am nächsten. Ich hatte in ihm einen
treuen Kameraden.
Er kam mir vor wie ein erfahrener, reifer Seemann,
der neben dem jungen Steuermann steht, wenn das Schifflein durch
Sturm und Wellen steuert, er trug dazu bei, dass das kommunale
Schifflein die vorgeschriebene gerade Fahrstraße nicht verlassen
konnte. Er war bei seiner Aufrichtigkeit und Offenheit mir ein
treuer Gehilfe und Berater, ein Mann, der mein volles Vertrauen
genoss. Er war für mich in all den Jahren und schweren Zeiten ein
Mann, auf den ich mich unbedingt verlassen konnte, er war für mich
der 'getreue Ekkehard'.
Ich danke Dir, Du Toter, für deine Mitarbeit und Pflichterfüllung,
für deine Treue, für deine Aufrichtigkeit, die du mir gegenüber
immer an den Tag gelegt hast. Ich danke dir im Namen der Stadt
Plettenberg und der städtischen Körperschaften für alle deine
Tätigkeit im Dienste unseres Gemeinwesens, und wie können wir Dir
diesen Dank aussprechen? Ich glaube nur dadurch, dass wir hier an
deinem offenen Grabe versprechen, in deine Fußstapfen zu treten
und in deinem Geiste weiterzuarbeiten für das Wohl der Stadt, die
dir so sehr am Herzen lag, dass wir das kommunale Schifflein auf
der vorgeschriebenen Fahrstraße weiter vorwärts steuern wollen
zum Wohle deiner Vaterstadt, die du so sehr geliebt und für die
du so lange an hervorragender Stelle ehrenamtlich tätig gewesen
bist.
Du ruhst nun aus von deiner Arbeit. Wir wünschen dir die himmlische
Ruhe und den ewigen Frieden. Deinem Wirken und Schaffen in unserer
Stadt werden wir stets ein ehrendes Gedenken bewahren. |