Quelle: WR Plettenberg - DerWesten - 24.10.2007
Für den Städtischen Beigeordneten Wolfgang Ising beginnt am 31. Oktober der Ruhestand
Lust auf Politik geht noch
Von Jan Mertens
Plettenberg. Was macht einer, der Zeit seines Lebens früh aus den Puschen kam, immer spätestens
um 7 Uhr im Büro saß, viel gearbeitet und sich erklärtermaßen „immer im Dienst” gefühlt hat, im Ruhestand?
Holt der jetzt um 5 Uhr die Brötchen und nervt die Lieben daheim? Wolfgang Ising schmunzelt. „Die ersten
zwei, drei Monate mache ich gar nichts. Dann will ich nur Druck abbauen, ganz für meine Familie da sein.”
Neben Ehefrau Inge – „Es war die beste Entscheidung meines Lebens, sie zu heiraten”– sind da noch Sohn
Alex (38) und Tochter Kathrin (37). Enkeltöchterchen Johanna (3) hat dann den lieben langen Tag die Chance,
den Opa um den Finger zu wickeln.
Sich ganz aufs Altenteil zurückzuziehen - danach steht dem nach eigener
Einschätzung „jungen Mann von 62 Jahren” freilich nicht der Sinn. Aber am 31. Oktober ist erst einmal
Schluss. Dann endet mit der Wahlperiode als städtischer Beigeordneter Isings berufliche Laufbahn. „Mir
ist schon ein bisschen wehmütig zumute. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen werde ich vermissen”, sagt
Ising, den letzten Tag im Büro bereits in Sichtweite.
Stones-Fan, Kicker und Leichtathlet mit Drang nach oben
Schon früh engagiert sich Wolfgang Ising kommunalpolitisch. 1975 wird er in den Stadtrat gewählt, dem er 25 Jahre angehört. Ising kennt die Materie, ist schnell, bissig, kann argumentieren, polemisieren, austeilen, aber auch einstecken: Beste Voraussetzung für einen Fraktionsvorsitzenden. Als Dieter Buttgereit 1985 dieses Amt niederlegt, übernimmt Wolfgang Ising die Führung. „Ich bin spontan, gradlinig. Klein-klein kann ich nicht vertragen. Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, bleibe ich dabei, auch wenn es weh tut”, beschreibt sich Ising. „Ich bin nicht nachtragend. Man muss sich fetzen und die Meinung sagen können, und dann muss gut sein.” Frustrationen aushalten, dicke Bretter bohren - schwarze Politik machen in einer überwiegend roten Stadt ist nicht immer einfach. Umso größer die Genugtuung, als es CDU und FDP bei der Kommunalwahl 1999 gelingt, die jahrzehntelange Dominanz der SPD im Rat zu knacken.
Fast bedauert es Ising, sich just in diesem Moment aus der aktiven Politik zu verabschieden. Aber die Entscheidung ist vorher gefallen. Aus dem Kommunalpolitiker und Ordnungsamtsleiter wird der Wahlbeamte in Plettenberg. Als Beigeordneter ist Ising seither für die Bereiche Jugend, Soziales und Ordnung zuständig. Wer damals glaubt, damit habe Ising seine Ambitionen als Kommunalpolitiker beerdigt, hat sich getäuscht. „Meine Freunde aus der CDU haben mich gebeten, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren - diesem Ruf bin ich gefolgt”, begründet Ising seine Entscheidung, sich 2004 zur Wahl zu stellen. Doch die Hoffnung, die CDU werde weiter stärkste Fraktion bleiben und gemeinsam mit der Liberalen die Kommunalpolitik in Plettenberg für weitere fünf Jahre bestimmen können, erfüllen sich nicht. Ising zieht den Kürzeren gegen den SPD-Spitzenkandidaten und Rathaus-Kollegen Klaus Müller. Das tut weh, das ist eine schwierige Zeit, „auch für meine Familie”. „Aber wer kandidiert, muss wissen, er kann auch verlieren”, sagt Ising, der als fairer Verlierer unmittelbar nach Bekanntgabe des Endergebnisses Klaus Müller zum Sieg gratuliert. Aus heutiger Sicht erkennt er an, dass die SPD mit ihrem konsequent auf „Klinkenputzen” abgestellten Wahlkampf taktisch klug und erfolgreich vorgegangen sei.
Etwas tun können für die Bürger – ein Privileg
ZUR PERSON
Quelle: WR Plettenberg vom 25.04.2007
Beigeordneter Ising geht in Pension
Plettenberg. (jam) Bürgermeister Klaus Müller plant eine Umorganisation
der Verwaltung, bei der die bisherigen Beigeordnetenpositionen abgeschafft werden.
An ihre Stelle treten - wie schon in vielen anderen Kommunen - Fachbereichsleiter.
Die Möglichkeit eröffnet sich, weil Beigeordneter Wolfgang Ising, der in diesem
Jahr die Pensionsgrenze erreicht, mit Ablauf seiner Amtszeit Ende Oktober 2007
in Ruhestand gehen wird. Müller will mit seinem Vorstoß, der in der nächsten
Ratssitzung am 8. Mai Thema sein wird, auch der immer wieder aus den Fraktionen
erhobenen Forderung nach einer Verringerung der Personalkosten in der Verwaltung
gerecht werden.
Auf rund 90 000 Euro im Jahr beziffert Müller allein die Einsparung durch den Wegfall der Ising-Stelle. Weiterer erwünschter Nebeneffekt: eine flachere Hierarchie innerhalb der Verwaltung.
Wie Ising auf acht Jahre gewählt ist auch Technischer Beigeordneter Norbert Sunderdiek.
Seine Amtsperiode endet im Jahre 2009 - dann wird er 65 Jahre alt. Bis dahin wird er,
unabhängig von den beabsichtigen Umstrukturierung, weiter als Dezernent arbeiten.
Bevor er im Jahre 1999 als Wahlbeamter ins Plettenberger Rathaus wechselte, hatte Ising 33 Jahre - zuletzt als Leiter des Ordnungsamtes - bei der Stadt Altena gearbeitet. In seiner Heimatstadt Plettenberg profilierte er sich seit Mitte der 60er Jahre mit wachsendem Einfluss kommunalpolitisch bei der CDU. Bis zum Wechsel in die Plettenberger Verwaltung fungierte er als Fraktionsvorsitzender. Auch nach seiner Pensionierung will sich Wolfgang Ising weiter in der Kommunalpolitik engagieren.
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