Quelle: Süderländer Tageblatt vom 10.??.19??

Carl Hüser wird heute 75 Jahre alt

Ehemaliger Justizoberinspektor auch im Ruhestand noch ehrenamtlich tätig

Plettenberg-Ohle Seinen 75. Geburtstag kann der Justizoberinspektor i. R. Carl Hüser heute in Ohle feiern, wo er einst als erstes Kind der Eheleute Lehrer Carl Hüser und seiner Frau Emma geb. Werdes in der alten Schule geboren wurde. Durch die mütterliche Familie ist er in Ohle und im Lennetal verwurzelt. Er ist von Herzen ein Ohler geblieben, wenn ihn auch seine Ausbildung und sein Beruf lange Jahre von Ohle getrennt hatten.

Nach der schulischen Vorbereitung durch seinen Vater, von dessen Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnung er noch heute gern erzählt, besuchte er das Gymnasium in Altena. Er wurde dort gleich in die Quinta eingeschult, nachdem ihm Pfarrer Hawerkamp in Ohle die nötigen Lateinkenntnisse beigebracht hatte. Zur Ausbildung in der Schulzeit gehörte zu Hause der Klavierunterricht, den der Vater als Organist in Ohle und als Leiter der Männergesangvereins seinem ältesten Sohn nicht erließ. Außerdem war der Sohn der Gehilfe seines Vaters bei der Pflege der Obstbäume im Dorf. Beide Beschäftigungen übt unser Jubilar heute noch mit Freuden aus. In der Zeit, als Radio und Fernsehen noch nicht existierten, konnte er mit seinem Musizieren - er beherrschte ein Repertoire von der Oper bis zum Volkslied - bei mancher Gelegenheit erfreuen und unterhalten.

Nach dem Besuch des Gymnasiums begann zu Ostern 1908 seine Ausbildung als Justizanwärter in Plettenberg. Nach der bestandenen 1. Prüfung für die gehobene Justizlaufbahn war er von 1912 ab als "Actuarius" an den Amts- und Landgerichten in Plettenberg, Dortmund, Olpe, Voerde und an der Strafanstalt Werl tätig. Der Erste Weltkrieg durchkreuzte seinen beruflichen Weg. Von 1914 bis 1919 war er Soldat und hat den Krieg an allen Kriegsschauplätzen mitgemacht. Als Unteroffizier und ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz wurde er 1919 entlassen.

Von 1919 bis 1922 hat er in Olpe und Hilchenbach schöne Zeiten als Justizinspektor verbracht und kam 1922 wieder zum Amtsgericht nach Plettenberg. Im August 1923 trat er in den Ehestand mit Emmi geb. Ulmke aus Fröndenberg. Sie kann den 75. Geburtstag in aller Freude und hausfraulicher Umsicht mitfeiern. Der Ehe entstammten zwei Söhne, von denen der jüngste, Hans Hüser, im März 1945 einem Bombenangriff in Hagen zum Opfer gefallen ist. Er war dort als Flakhelfer verwundet im Lazarett und hatte seine Eltern besucht, als er von Bombensplittern getroffen wurde. Auf der Grabstelle der Hüser in Ohle hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.

Zu berichten ist noch, dass Carl Hüser am 1. Juli 1930 nach Hagen versetzt wurde. Am Landgericht in Hagen war er zunächst als Kontrolleur und Kassierer der Gerichtskasse, später als deren 1. Buchhalter und Verwalter tätig. In dieser Stellung wurde er am 1. Juli 1941 zum Justizoberinspektor befördert.

Nach dem unglücklichen Ausgang des Zweiten Weltkrieges verließen die Hüsers das zerstörte Hagen und zogen wieder in die Heimat Ohle, wo das Elternhaus und die Bekanntschaft immer das beliebte Ferienziel geblieben waren. Bis zum 31. Januar 1956 hat Carl Hüser noch seinen Dienst am Amtsgericht in Plettenberg getan und lebt jetzt im tätigen Ruhestand.

Zu seiner Beschäftigung in den Mußestunden gehörte früher das Singen im Männergesangverein. In Ohle ist er nach 1945 noch viele Jahre aktiv als Sänger und Kassierer tätig gewesen. Es war ihm schwer, als er auf das Mitsingen verzichten musste, weil er wegen des fortgeschrittenen Alters stimmlich dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen war.

Seit 1947 ist er der gewissenhafte Rendant der evangelischen Kirchenkasse in Ohle und übernahm 1959 dazu das Amt des Rendanten der Kreissynodalkasse. Seine berufliche Ausbildung und die vom Elternhaus mitgegebene Treue und Redlichkeit haben ihn zu dem zuverlässigen Mann werden lassen, dem man die Kassenverwaltung anvertrauen kann. Dem stets einsatzfreudigen und hilfsbereiten Geburtstagskind gelten darum um so mehr unsere herzlichen Wünsche auch für den der ferneren Lebensabend.


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