Quelle: WR Plettenberg vom 09.03.2004
"Er handelte, wo andere wegsehen"
Plettenberg. (mic) "Sie handeln, wo andere zögern und stellen sich den persönlichen Nöten
Betroffener, wo andere lieber wegsehen." Landrat Aloys Steppuhn würdigte anlässlich der Verleihung
des Bundesverdienstkreuzes an Theodor Hoffmann in seiner Rede dessen jahrzehntelanges Engagement
im Blauen Kreuz.
Seit 1947 ist er aktives Mitglied des Blauen Kreuzes und seit 1973 Vorsitzender der Blau
Kreuz-Gruppe Plettenberg sowie Mitglied des Kreisvorstandes. Unter seiner Führung wurde
1976 in Plettenberg die erste Begegnungsgruppe des Blauen Kreuzes gegründet. Diese damals
neue Form der Arbeit wird heute von allen Suchthilfeorganisationen praktiziert.
Neben den persönlichen Gesprächen mit Alkohol-Abhängigen und deren Angehörigen plante
Hoffmann unter anderem Entziehungskuren mit und beteiligt sich an der Gestaltung von
Freizeiten und alkoholfreien Feiern. Zahlreiche Freunde, Bekannte und Weggefährten
gratulierten in einer Feierstunde im Paul-Gerhardt-Haus dem sichtlich gerührten
72-Jährigen zur Auszeichnung. Einmütig bezeichneten alle Redner den Geehrten als einen
Mann von großer Treue und Zuverlässigkeit.
"So bescheiden, wie wir sie kennen", sagte Hermann Hägerbäumer, Bundesgeschäftsführer
des Blauen Kreuzes, "habe ich mich gefragt, ob sie die Auszeichnung überhaupt
annehmen." Hoffmann ereilte die Nachricht der geplanten Verleihung des Verdienstkreuzes
am Bande just am Geburtstag seiner Ehefrau Gisela, die ihn bei seinen vielfältigen
Aufgaben tatkräftig unterstützt. Und tatsächlich entschied er sich erst nach ein paar
Tagen dafür, die Auszeichnung anzunehmen.
Die Arbeit fiel ihm nicht immer leicht. "Gerne wäre ich manchmal ausgestiegen", sagt
er rückblickend, "aber wem Gott einen Auftrag erteilt hat, den unterstützt er auch."
Besonders schwer sei es ihm immer gefallen, an Gräbern von Suchtkranken stehen zu
müssen, wo die Sucht stärker gewesen ist. Insbesondere dann, wenn die Verstorbenen
minderjährige Kinder zurück gelassen haben.
Quelle: ST vom 10.03.2004
"Das ist der spannendste Tag in meinem Leben"
PLETTENBERG "»Es gibt auf der Welt nichts Gutes, außer man tut es.« Sie haben es getan", betonte Landrat Aloys Steppuhn gestern mit Blick auf den Plettenberger Theodor Hoffmann.
Im Rahmen einer Feierstunde im Paul-Gerhardt-Haus wurde dem Plettenberger das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
"Seit 1947, also rund 57 Jahre, sind Sie aktives Mitglied im Blauen Kreuz", betonte Steppuhn bei seiner Ansprache. Zunächst habe sich Hoffmann intensiv der suchtvorbeugenden Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gewidmet. "Danach folgte die Arbeit mit Suchtkranken, die Sie auch zu Hause besuchten, um mit ihnen in privater Atmosphäre offen über ihre Probleme reden zu können." Im Jahr 1973 habe er die Leitung der Blauen Kreuz-Gruppe Plettenberg übernommen und sei kurz darauf auch in den Kreisvorstand des Blauen Kreuzes berufen worden - "beide Funktionen haben Sie bis heute inne", so Steppuhn.
"Unter Ihrer Führung wurde 1976 in Plettenberg die Begegnungsgruppe des Blauen Kreuzes gegründet", fuhr der Landrat fort. Diese damals neue Form der Arbeit werde heute von allen Suchthilfeorganisationen praktiziert. "Häufig werden Sie zu Menschen gerufen, die in ihrer Erkrankung rückfällig geworden sind und begleiten diese in ihrem persönlichen sozialen Umfeld."
Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für das Blaue Kreuz engagiere sich Hoffmann auch im Verkündigungsdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Eiringhausen und betreue gemeinsam mit Ehefrau Gisela Hoffmann die schwerstbehinderte Tochter, die seit ihrer Geburt spastisch gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt sei.
"Ihr Einsatz und Engagement galt immer dem Mitmenschen. Tief verwurzelt im christlichen Glauben, getragen und geprägt durch eigene, schwere Erfahrungen und den Problemen der Arbeiterschaft in der Nachkriegszeit haben Sie fast Ihre gesamte Freizeit und Kraft in diesen Dienst gestellt. Dabei haben Sie gezeigt, dass Sie wissen worauf es ankommt: Denn Sie handeln, wo andere zögern und stellen sich den persönlichen Nöten Betroffener, wo andere lieber wegsehen." Auf diese Weise habe der 72-Jährige ein Zeichen gesetzt: "Ohne eine solche Bereitschaft sich für den Nächsten und die Gemeinschaft einzusetzen, würde unsere Gesellschaft viel kälter sein. Wir tun deshalb gut daran, Menschen wie Sie zu ehren", so Steppuhn bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes.
"Bescheiden, besonnen und immer ein Lächeln im Gesicht - so kann man Herzen erwärmen - das passt gut zum Blauen Kreuz", beschrieb Hermann Hägerbäumer, Bundesgeschäftsführer des Blauen Kreuz in Wuppertal, die Charktereigenschaften des Plettenbergers, der in der Vier-Täler-Stadt "viele kleine Wunder" bewirkt habe.
Und in Anspielung auf den Nachnamen »Hoffmann« betonte Hägerbäumer abschließend: "Wer mit Ihnen in Berührung kommt, der darf hoffen."
Bevor Theodor Hoffmann die Gäste der Feierstunde zu einem alkoholfreien Umtrunk ins Foyer einlud, schilderte er seine Empfindungen, als er den entsprechenden Anruf der Stadtverwaltung bekam: "Wer will mich denn da auf den Arm nehmen?", habe er sich spontan gefragt. Und nun sei er da - "der spannendste Tag in meinem Leben."
Rückblickend auf sein Engagment beim Blauen Kreuz betonte Hoffmann gestern: "Es war nicht immer einfach, aber wenn Gott uns eine Last auferlegt, dann hilft er uns auch tragen."ged
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