Quelle: WR Plettenberg vom 15.09.2007

Erfüllung in der Jugendarbeit erfahren

1967 heiratete Erhard Fuchs Ehefrau Annette und bekam mit ihr 5 Kinder, die den Eltern inzwischen 6 Enkel geschenkt haben. (WR-Bild: HH)

Plettenberg. (HH) Im kommenden Jahr, in seinem nächsten Lebensabschnitt, beginnt er am Banken- und Börsenplatz Frankfurt ein Schnellstudium "Vermögensverwaltung", dabei hat er in den letzten Jahren bei der Veräußerung des Krankenhaus-Anteile der Evangelischen Kirchengemeinde bereits bewiesen, dass er von der Materie etwas versteht: Pastor Erhard Fuchs. Er verlässt Plettenberg nach 17 Jahren als Pastor in der Ev. Kirchengemeinde in Richtung Mainz, geht in den Vorruhestand. "Lebendig, nie langweilig" sei der Dienst in der Gemeinde gewesen. Die Jugendarbeit hat ihm besonderen Spaß gemacht, und mit Ehefrau Annette hatte er stets einen aktiven Mitstreiter an der Seite. Im November 1990 wurde Fuchs Nachfolger von Pastor Bodo Krön in Plettenberg. Es mag Zufall gewesen sein, dass man ihn ausgerechnet am Volkstrauertag der Gemeinde vorstellte. Bis dahin hatte Erhard Fuchs ein bewegtes Berufsleben hinter sich.

Der Vater stammte aus dem Oberbergischen und hatte im 1. Weltkrieg bei der Kriegsmarine Dienst in der U-Boot-Waffe getan. Er begann ein Theologiestudium - und hier kann man Parallelen zu Martin Niemöller ziehen - schaffte dadurch ebenfalls den Weg vom U-Boot zur Kanzel.

Sohn Erhard kam in Brügge bei Lüdenscheid zur Welt, machte in Dortmund 1967 sein Abitur, studierte Theologie und einige Semester Jura in Bethel, Heidelberg und Göttingen, bekam seine erste Vikarstelle in Bielefeld. Am vergangenen Sonntag führte er Silberkonfirmanden in Ostwestfalen zum Tisch des Herrn, die er an seiner ersten Pfarrstelle selbst konfimiert hatte. 1967 heiratete Erhard Fuchs, bekam mit Ehefrau Annette 5 Kinder, die für inzwischen 6 Enkel (das 7. ist unterwegs) sorgten. Das älteste Kind lebt in Essenheim bei Mainz, die jüngste Tochter ist auch schon dort. In Essenheim werden Erhard und Annette Fuchs samt Hund "Luna" künftig ihren Lebensmittelpunkt haben und sich dort auch in der Kirchengemeinde engagieren.

1984 begann ein Lebensabschnitt auf der See
Anfang der 1980er Jahre fragte die Marine bei Erhard Fuchs nach, ob er sich eine Tätigkeit als Marinepfarrer vorstellen könnte. Er konnte, und so begann 1984 ein Lebensabschnitt auf See, wie ihn ja auch sein Vater erlebte. 16 Zerstörer gehörten zum Flottillenstab, bei dem Erhard Fuchs das Wort Gottes verkündete und zum Helfer in allen Lebenslagen wurde. Teilweise bis zu zwölf Wochen lang war er durchgehend auf See. 1990 nahm er Abschied und kehrte zurück ins Sauerland, wo er seine Jugendjahre verlebt hatte.

"Was nimmt man nach 17 Jahren in Plettenberg mit ins neue Zuhause?" fragte die WR Pastor Fuchs: "Das Bewußtsein, dass es keine vergebliche Zeit war - in beiden Richtungen. Ich habe ein Stück Erfüllung erfahren, insbesondere in der Zeit der Jugendarbeit mit Ten Sing, als wir viele junge Menschen für Christus gewonnen haben. Außerordentlich froh bin ich, dass wir am Ende meiner Zeit in Plettenberg einen Jugendreferenten gewonnen haben." Und das war ein Zufall: Als Erhard Fuchs den Grabstein seines Vaters vom Friedhof in Olpe nach Brügge brachte, lernte er dort den Jugendreferenten kennen und konnte ihn für Plettenberg gewinnen.

Zufall war es auch, dass Pastor Fuchs um 1994 herum eine Aufgabe übertragen bekam, die seine jetzige Zukunft prägt und die, wie er sagt "in mein Leben gefahren ist": Albert Hohage, in die USA ausgewanderter Handwerker aus der Stadtmitte, hatte 1935 der Ev. Kirchengemeinde ein Paket Wertpapiere als Stiftung vermacht. Diese Papiere hatten alle politischen und wirtschaftlichen Wirren überdauert. Als Dr. Bürger 1994 dafür die Stiftungszwecke neu formuliert hatte, wurde Erhard Fuchs ausgeguckt, sich mit den Themen Wertpapiere, Aktien, Vermögensverwaltung, Fundraising zu beschäftigen - also mit der Generierung und dem Erhalt der Hohage-Stiftung.

Erhard Fuchs wurde als "Finanzexperte" auch damit befasst, den Ausstieg der Kirchengemeinde aus der Ev. Krankenhaus eGmbH zu managen. "Wir standen vor der Haushaltssicherung. Durch die demografische Entwicklung und Fortzüge war die Gemeinde von 9000 auf 7400 Mitglieder geschrumpft - und ein Großteil davon verdiente durch die wirtschaftlich schlechte Lage immer weniger, was nochmal zu geringeren Kirchensteuer-Einnahmen führte." Erhard Fuchs zog die Notbremse, war trotz heftiger Angriffe aus der Bevölkerung nicht bereit, den Krankenhaus-Anteil zu verschleudern, sondern hatte die Kirchenfinanzen und die Selbständigkeit der Gemeinde im Blick.

Wenn Erhard Fuchs die Gemeinde zum Monatsende verlässt, sind die Kirchengebäude "baulich auf dem Stand der Zeit". Die Friedhofskapelle und das Haus an der Schwarzenbergstraße sind saniert, der Kindergarten für 1,4 Millionen Euro ausgebaut, das Bonhoeffer-Haus ist saniert und hat den schönsten Saal weit und breit und auch die drei Pfarrhäuser sind renoviert. Nach dem Weggang von Pastor Fuchs (und in einem Jahr geht Pastor Plaga in den Vorruhestand) wird die Ev. Kirchengemeinde dreipfarrig und wie früher gesamtgegliedert sein.

Gern denkt Pastor Fuchs an die großen Reformationsfeste, die Kirchenmusik, Gospel- und Rockkonzerte, an die Predigten und die Verkündigung des Evangeliums zurück. Für Hobbys, wie das Klavierspiel, blieb wenig Platz. "Der Beruf mit seiner ganzen Bandbreite hat mich voll und ganz beansprucht." Unterstützt wurde er von einer aufgeschlossenen Familie. "Durch die vielen jungen Menschen im Haus kam nie Langeweile auf."

Das zusätzliche Fachwissen, das sich Erhard Fuchs im kommenden Schnellstudium aneignet, will er anderen Kirchengemeinden anbieten. Mindestens als Finanz-Berater bleibt er der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg auch zukünftig verbunden.


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