Quelle: WR Plettenberg vom 27.11.2004
F.-W. Figge: Mit Chor 55 Jahre
Herscheid. (wi) Am 30. Oktober 1949 begann die Dirigenten-Laufbahn des jungen Holthausers Friedrich-Wilhelm Figge. Es war ein Sonntag, als der 19-jährige sich zu seiner ersten Chorprobe ins Bergdörfchen Rärin aufmachte. Sonntags durften damals keine Autos fahren, also bestellte Figge ein Taxi bei Gelhausen. Der Fahrer musste vor dem Lokal "Zur Brandeicke" zwei Stunden warten, bis die Chorprobe beendet war und kassierte 30 Mark. "Ein Vermögen zu der Zeit", erinnerte sich Figge an das entsetzte Gesicht seiner Mutter, als er mit dieser Nachricht nach Hause kam.
Später wurden die Chorstunden bei Gretel Krone auf Samstagabend verlegt und Figge konnte mit der "Schnurre", dem Bus von Werdohl oder dem "Herscheider", der Eisenbahn, bis zum Bahnhof in Herscheid fahren. Dort holte ihn Alfred Werthmann mit dem Pferdewagen ab.
Erste Sängerfahrt ein Riesenereignis
Zum ersten offiziellen Auftritt zu einem Wertungssingen mit etwa 22 Chören fuhr Figge mit 45 Sängern des Sängerbundes in die Schützenhalle Loh in Lüdenscheid. Als einziger der mitgefahrenen Sänger lebt heute noch der 92-jährige Wilhelm Schröder. "Für mich war das eine Zitterpartie", erinnert sich Figge. "Aber wir erreichten das obere Drittel."
Eine Riesenfahrt unternahm der Chor 1961. Es ging eine Woche nach Riva an
den Gardasee. Sänger Karl Kaiser kam abends in die Chorstunde und sagte:
"So, jetzt können wir fahren." Der Fabrikant der Firma Kracht in Werdohl
wollte die Sängerfahrt mit einer Spende von 3000 Mark unterstützen. Mit
einem gecharterten Linienbus mit Holzbänken und den Koffern auf dem Dach
fuhr der Chor die lange Strecke bis nach Riva. Wenn der Bus irgendwo eine
Unterführung passieren musste, durften die Sangesbrüder das Gepäck abladen
und anschließend wieder aufladen.
"Die Autobahn fing erst hinter Frankfurt an und der erste Stop war in München", erinnern sich die Sänger. Aber der Bus hatte schon Flügeltüren, die mit Luftdruck geöffnet wurden, was in Italien überall bestaunt wurde. Zwei Tage fuhr der heute noch lebende Busfahrer Albert mit den Sängern hin und zwei Tage zurück, da blieb nicht viel Zeit in Riva. Aber die Sänger hatten bei ihrer ersten großen Auslandsfahrt zum ersten Mal die Alpen gesehen - ein Riesenereignis. "Auch ich hätte viele Länder privat, ohne die Chorreisen, nie kennengelernt", erklärte Friedrich-Wilhelm Figge. Im Laufe der Jahrzehnte machte der "Sängerbund" viele schöne Reisen etwa nach Holland, Zürich, Dresden und zum Bodensee.
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