Quelle: Plettenberg-Lexikon

Fastenrath, Ernst E(wald).; *14.07.1886 Pl.-Eiringhausen †08.08.1964 Plettenberg; Schlosserlehre (1902-1905), Fabrikant (ERFA-Muttern), Erfinder des kleinsten Mutternautomaten der Welt, Flugpionier, Hobby-Filmer (1954: "Kennst du unser Plettenberg?"), Verfasser einer Biographie "Mein Weg" (1964), erhielt im Juli 1956 für seine Verdienste um den Flugsport das Diplom »Otto Lilienthal« verliehen; kaufte im Oktober 1956 privat eine "Cessna";


Quelle: WR Plettenberg vom 29.08.2007

Aus dem Tüftler wurde großer Flieger


Der Schulgleiter Paiterdirk kurz vor dem Start unterhalb des Dingeringhauser Wegs in den 1950er Jahren: Per Gummiseil wird die Maschine hinunter ins Elsetal katapultiert. (WR-Bilder: Archiv Fliegergruppe)

Plettenberg/Herscheid. Wie kaum ein anderer hat Ernst E. Fastenrath die Geschichte der Fliegergruppe Plettenberg-Herscheid geprägt: Er war hat nicht nur den Verein 1932 mitgegründet. Er erlebte auch das zwischenzeitliche Aus der Fliegergruppe in den Vorkriegsjahren mit. Ernst E. Fastenrath unterstützte die Fliegergruppe tatkräftig und finanziell nach dem Neustart in den 50-er Jahren und nahm bis zu seinem Tod im Jahr 1964 am Vereinsleben teil.

Am 14. Juli 1886 wurde Fastenrath in Plettenberg/Eiringhausen als Sohn eines Tischlers auf. Er erinnert sich in seiner Autobiografie: "Zu Ostern musste ich in die Schule. Das fand ich gar nicht schön, und ich muss leider sagen, dass ich kein Interesse am Lernen hatte. Viel lieber hockte ich in meines Vaters Schreinerwerkstatt und bastelte hübsche Dinge." Aber nicht nur Holz, auch Maschinen interessieren den jungen Ernst, so die Straßenbahn und die erste Lokomotive am Bahnhof in Eiringhausen. Zwölfjährig baut er einen Dampfwagen. Nach der Volksschule 1900 beginnt Ernst E. Fastenrath bei Firma W.O. Schulte eine Schlosser-Lehre.

Erste Flugversuche auf Elsewiesen
Nach der Lehre arbeitet er bei der Firma D.W. Schulte. 23-jährig macht sich Ernst E. Fastenrath selbständig. Die Zeit bis zur Verwirklichung einer "Maschinenbau-Anstalt" überbrückt er zunächst mit Fahrrad-Reparaturen und Aushilfe beim früheren Arbeitgeber. Nach und nach entwickelt sich das Maschinenbau-Geschäft, größere Räume und Mitarbeiter werden nötig.

Als Ernst E. Fastenrath in Schwelm eine Flugmaschine der Gebrüder Wright sieht, schmiedet er begeistert Pläne zum Bau eines eigenen Einpropeller-Flugzeugs. Sein Freund Willi Winterhoff hilft. "Zu dem Rumpf verwendete ich Eisenrohre, die ich bei dem Röhrenwerk der Firma Brockhaus in der Oester zusammenschweißen ließ. Die Tragflächen und den Propeller fertigte ich in der Schreinerei meines Bruders an. (...) Zur Bespannung der Tragflächen nahm ich gewöhnlichen Nessel..."

Erste Flugversuche auf den Elsewiesen: viele Propeller gehen zu Bruch. Die ersten Hopser und Sprünge gelingen in Reblin bei Herscheid. Ernst E. Fastenrath will einen Vierzylindermotor bauen. Sein Vorhaben hat sich in Plettenberg herumgesprochen; mehr und mehr Zuschauer kommen zu seinen Flugversuchen. Nach einigen Rückschlägen gelingt ihm ein erster Flug. Doch nach einem Absturz, bei dem er sich schwer verletzt, gibt er - auch zuliebe seiner künftigen Ehefrau Adele Henn - zunächst den Traum vom Fliegen auf. "Wenn ich heute, nach fast einem halben Jahrhundert, an diesen Fall zurückdenke, muss ich lächeln, und doch glaube ich, eine kleine Leistung vollbracht zu haben..."

Fastenraths 1915 geborene Tochter Ilse erbte die väterliche Begeisterung für die Fliegerei: 17-jährig erhält sie ihr Pilotenzeugnis als Deutschlands jüngste Fliegerin. Sie nimmt 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teil, wird Jugendidol der 30er Jahre. Ernst E. Fastenraths Firma wächst und zieht 1931 nach Holthausen. Unten im Haus baut die Fliegergruppe ihre ersten Segelflugzeuge. Fastenrath wird vom Fliegerverband zum Bauprüfer für Segelflugzeuge ernannt. Der zweite Weltkrieg sorgt für einen herben, geschäftlichen Rückschlag für Ernst E. Fastenrath: Seine Firma in Holthausen wird demontiert. Doch er bringt den Betrieb wieder nach vorne - und erwirbt eine Cessna 170, fliegt oft vom Habbel nach Westerburg, zu seiner zweiten Firma. Er wird Ehrenvorsitzender der Fliegerguppe ernannt und erhält 1956 das Otto-Lilienthal-Diplom. Die Cessna 170 wird im Mai 1958 von einer Do 27 abgelöst.

Am 5. August 1964 stirbt Ernst E. Fastenrath 78-jährig. Während der Beerdigung auf dem Böhler Friedhof fliegen fünf Motorflugzeuge und ein Segelflugzeug der Fliegergruppe mit wehendem Trauerflor. (Ausführlichere Informationen in der Chronik zum 75-jährigen Bestehen)


Quelle: Süderländer Wochenblatt vom 11.10.1911

Flugmaschinenerfindung

Nunmehr hat auch unsere Vaterstadt Plettenberg ihren Flugmaschinen-Konstrukteur. Herr Schlosser Ernst Fastenrath hierselbst hat seit längerer Zeit sich mit dem Bau einer derartigen Maschine beschäftigt und dieselbe sieht noch im Laufe dieser Woche der Vollendung entgegen. Die Flugmaschine, die sich an das System Bleriot anlehnt, ist in allen Teilen vom Erfinder hergestellt.

Bereits kommenden Sonntag wird der Aeroplan, wie uns noch mitgeteilt wird, in der Nähe des städtischen Spielplatzes besichtigt werden können. Eigenartig ist an der Maschine (eine nähere Beschreibung derselben lassen wir noch in nächster Nr. folgen) die Balancierung. Während bei den bis jetzt bekannten Flugmaschinen dieselbe vom Piloten selbst gehandhabt werden muss, geschieht sie hier vollständig automatisch.

In der nächsten Zeit werden bei günstigem Wetter Probeflüge stattfinden, man wird also hier auch solch ein seltenes Schauspiel genießen können. Wir wünschen dem Konstrukteur, der nach der Probezeit als erste größere Tour einen Flug nach Herscheid beabsichtigt, gutes Gelingen.


Anzeige im Süderländer Wochenblatt vom 11. Oktober 1911


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