Quelle: Plettenberger Köpfe, Hrsg. Stadt Plettenberg 2000, S. 25/26, 1 Foto
Edenborn, William
Nach der Volksschule erlernte er
das Drahtzieherhandwerk und wanderte 1866 im Alter von 18 Jahren in
die USA aus. Dort nannte er sich William Edenborn.
Sein Unternehmen beherrschte schon wenige Jahre nach der Gründung
den Draht- und Nagelmarkt in den Vereinigten Staaten. Die "Edenborn-Gesellschaft"
verfügte sogar über eigene Schiffahrtslinien, Niederlassungen und Büros
wurden in St. Louis, Chicago, Pittsburgh und London unterhalten.
1900 kam Edenborn nach Louisiana, ein damals weit abseits jeglicher
Handelsmärkte liegendes und verkehrsmäßig unerschlossenes riesiges
Gebiet. Er sah in der Erschließung der Transportwege für die Holzwirtschaft
des waldreichen Landes seine Chance, erneut unternehmerisch tätig zu werden
und gründete die "Louisiana Railway and Navigation Company", die einen
fast 500 km langen Schienenweg von New Orleans bis zur Grenze von Texas
baute. Entlang dieses Streckennetzes siedelten sich in der Folgezeit
die verschiedensten Industriezweige an.
Seine deutsche Heimat hat Edenborn nie vergessen. Besonders deutlich
wurde seine Verbundenheit mit "Old Germany" als die Haltestationen
entlang der Bahnlinie, deren alleiniger Inhaber er war, benannt wurden.
So finden sich in alten Fahrplänen aus dem Jahre 1910 Namen wie Emden,
Mannheim, Soest, Witten, Siegen und Plettenberg.
Mit seiner Geburtsstadt Plettenberg blieb Edenborn im engen Kontakt.
Sein Reichtum gestattete es ihm, der Plettenberger Bevölkerung mehrfach
finanziell zu helfen. 1911 stiftete er dennach ihm benannten Edenborn-Sportplatz
(heute Tennisplatz). Ferner spendete er einmal 100.000 und ein anderes
Mal sogar 1.000.000 Mark der Stadt. Aus den Zinsen dieses Kapitals
wurden, seinem Wunsche entsprechend, besonders bedürftige Plettenberger
Bürger sowie kindereiche Familien unterstützt. Auf Bitten des Bürgermeisters
gewährte Edenborn der Stadt Plettenberg 1924 ein Darlehen von 25.000 Dollar.
In Würdigung seiner Persönlichkeit und seinen großzügigen Unterstützungen
wurde er 1920 Ehrenbürger der Stadt Plettenberg.
Martin Zimmer
Die "Entdeckung Louisianas" für die Welt
Dem Unterzeichneten ging vom Bürgermeisteramt die Nummer einer
amerikanischen Monatsschrift zu mit der Bitte, den unten
folgenden Artikel für das "Süderländer Tageblatt" zu übersetzen.
Er tut das um so lieber, als der Artikel eine Würdigung der
Persönlichkeit eines bedeutenden Plettenberger Sohnes enthält,
dessen Lebenswerk verdient, weiteren Kreisen genauer bekannt
zu werden.
Dr. Fröhlich
Die "L. R. u. N.", eine durch die Wildnis gebaute Eisenbahn;
ein Denkmal des Weitblicks, des Mutes und der Entschlusskraft
eines Mannes, William Edenborn. . .
Gebürtiger Plettenberger William Edenborn
Von Grant Richardson
Es gibt wenige Leute in Louisiana, und noch weniger in Plettenberg,
die mit dem Roman vertraut sind, der sich in der Geschichte der
Louisiana Railway and Navigation Company (Louisiana Eisenbahn-
und Schifffahrtsgesellschaft) hineinwebt; einem Roman, der auf
ein halbes Jahrhundert zurückreicht und hervorgegangen ist aus dem
Traum eines ganz jungen Auswanderers.
Er hieß William Edenborn. Mit 20 belgischen Franken als einzigem
Vermögen in der Tasche, bahnte er sich in den 70er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts (1870) durch angestrengteste Arbeit in
fremdem Lande den Weg zu den Gipfeln des Erfolges.
William Edenborn, der Vater und Eigentümer der Louisiana Railway
and Navigation Company - der "Edenborn-Linie", wie sie im ganzen
Land bekannt ist - wurde in Plettenberg in Westfalen im Jahre 1848
geboren. Seine Jugend wusste nichts von der Sorglosigkeit, die mit
ihr verbunden sein sollte; viel mehr Schatten als Sonnenschein lag
über seinen früheren Jahren.
Plettenberg. (HH) Der nebenstehende Bericht über
W. Edenborn stammt aus den 20er Jahren. Er wurde uns
von R. Niggemann vom TV Plettenberg zur Verfügung
gestellt. Nachforschungen im Stadtarchiv durch M.
Zimmer brachten weitere Fakten zutage. Im genealogischen
Verzeichnis A. v. Schwartzens (Hardtsche Kartei)
finden wir wertvolle Hinweise: Als drittes Kind der
Eheleute Johann Jakob Emde (Handelsmann und Schneider)
und Frau Antoinette geb. Hessmer wurde Heinrich
Wilhelm Emde am 20. März 1848 in Plettenberg geboren.
Im Alter von 18 Jahren wanderte H. W. Emde in die USA
aus. Dort nannte er sich William Edenborn.
Er arbeitet pflichttreu und eifrig von früher Jugend an. Stets
brannten in seinem jungen Herzen die Flammen des Ehrgeizes. Er liebte
den Traum seines Großvaters und Vaters, nach Amerika zu kommen -
dem Lande der Hoffnung. William Edenborn gehörte einer vielköpfigen
Familie an und verlor alle seine Lieben, bis er, 14 Jahre alt, mit
seiner Schwester allein in der Welt stand.
Im Winter des Jahres 1866 erreichte dieser junge Mensch, in dessen
Herzen das Feuer der Entschlusskraft brannte, der sein ganzes Leben
einen Traum liebevoll gehegt hatte, Amerika, entschlossen, hier den
Genuss seiner Hoffnungen zu finden - durch harte Arbeit und unverletzt
gehaltenen Glauben an seinen guten Stern.
Er hatte das Handwerk der Drahtzieherei in Deutschland gelernt, ehe er
14 Jahre alt war. Er fand bald Beschäftigung dieser Art in einer
amerikanischen Fabrik, und einer seiner frühesten Eindrücke war, dass
von diesem Gewerbe so wenig auf dieser Seite (USA) des Atlantischen
Ozeans bekannt war. Acht Jahre lang arbeitete er fieberhaft tagsüber
und studierte abends bis in die Nacht hinein.
Heute verfügt er über eine umfassende Bildung und ist ein Weltmann,
der mit den führenden Leuten des Landes Umgang gehabt hat, ein Mann
von größtem Weitblick.
1878 wurde ein Pfund Draht mit 11 Cents und Nägel mit 10 Cents
verkauft, 1895 bis 1900 war Herr Eden-
born in der Lage, Draht zu
2 Cents und Nägel zu 1 1/2 Cents das Pfund zu verkaufen. Dies allein ersparte vielen ganze Vermögen und bezeichnete den
Beginn einer Wiederbelebung des Baumarktes, die auch sofort verschiedene
Industriezweige aufblühen ließ. Das Unternehmen wurde gegründet
mit 1.000 Dollar und dem selbstlosen, festen Entschluss, voranzukommen
- und es ging voran! Schiffe, die von der Edenborn-Gesellschaft
gebaut waren, durchfuhren die Seen, und eines von ihnen hieß
William Edenborn. Niederlassungen und Büros wurden unterhalten
in St. Louis, Chicago, Pittsburgh und anderen Städten der
Vereinigten Staaten, sowie auch in London - Edenborn beherrschte
den Draht- und Nagelmarkt.
Um diese Zeit erhob eine riesige "1 1/2-Billionen-Dollar-Stahlgesellschaft"
ihr Haupt, zur Beunruhigung der Edenborn-Aktionäre, die William
Edenborn drängten, an diesen Konzern zu verkaufen. Die Verschmelzung
wurde durchgeführt, wenn auch gegen Herrn Edenborns Ansicht und
Wünsche in der Angelegenheit. Er wurde dann in den Aufsichtsrat dieser
mächtigen Corporation gewählt und behielt den Posten, bis er davon
zurücktrat, weil er nicht mit der Politik eines anderen Aufsichtsratsmitgliedes
übereinstimmte.
Damals kam er nach Louisiana, und sein weiter Blick sah sogleich die
Entwicklungsmöglichkeiten in diesem reichem Bezirk voraus. Der Wunsch zu
bauen und zu schaffen war stark in ihm. Er kam auf den Gedanken, mitten
durch das alluviale Louisiana-Tal die erste Eisenbahn zu bauen. Er
sah den unermesslichen Reichtum dieses Gebietes unberührt liegen. Er
bemerkte, was eine richtige Wertschätzung dieses Reichtums durch
das Volk verhinderte, nämlich das Fehlen einer bequemen Möglichkeit,
ihn nach den Märkten zu verschiffen, wo diese Produkte reichen Gewinn
einbringen würden.
Er beschloss, den Weg zu diesen Märkten zu ebnen, die Tatkraft und
Anteilnahme der Bewohner dieses Gebietes von Louisiana zu wecken und
ihnen die Augen zu öffnen für die Entwicklungsmöglichkeit ihrer
Umgebung. Die Louisiana Railway and Navigation Company erwuchs aus
diesem Gedanken.
Der Weg wurde in Angriff genommen...
Quelle: Coleman, Glen: The Man Who Fenced The West, St. Louis 1984
The Man Who Fenced The West
Anmerkung von Horst Hassel: William Edenborn war mit Sarah Edenborn geb. Drain
verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Die Tochter Antoinette kam
im Alter von 15 Jahren ums Lebens, als sie von der "Cable car", der durch Drahtseile
gezogenen Straßenbahn auf der Park Avenue in St. Louis, überrollt wurde. William
und Sarah zogen sich daraufhin auf eine Farm in Chesterfield/Missouri zurück.
Als William Edenborn 46 Jahre alt und Sarah 38 Jahre alt waren, starb ihre jüngste
Tochter Lilly an Diphterie.
Edenborn wird häufig als der "Erfinder der Stacheldraht" bezeichnet, doch das
entspricht nicht den Tatsachen. Richtig ist: Er hatte ein Patent auf eine Maschine,
die die Herstellung von Stacheldraht vereinfachte. Diese Erfindung senkte den Preis
für Stacheldraht von 17 Cent pro Pfund auf bis 3 Cent pro Pfund. Sein Patent mit der
Nummer 270646 wird als "die Maschine, die den Westen einzäunte" bezeichnet. Ein
weiteres Patent (Nr. 271.693) hatte Edenborn auf Stacheldraht mit "entschärften"
Stacheln, die verhinderten, dass sich Rinder an dem Draht verletzen konnten. Edenborn's
"human" Draht wurde sehr populär, seine Firma liefert 75 Prozent des Stacheldrahts
in den USA. Ein weiteres Patent (Nr. 1351629) hatte Edenborn auf eine Apparatur,
mit der durch Destillation aus Pinien-Öl Terpentin gewonnen werden konnte.
Es heißt, dass Edenborn weniger als 200 Dollar pro Jahr für persönliche Bedürfnisse
für sich und seine Frau verbrauchte. Die Eheleute zeigten andrerseits eine ausgeprägte
karitative Ader für die Kinder von Freunden oder Mitarbeiter ihrer Unternehmen. Die
Liste der Bekannten und Freunde der Eheleute gleicht einem "Who's Who" der Reichen
und Berühmten. Außer mit Präsident "Teddy" Roosevelt waren sie befreundet mit Edwin
Mallinckrodt (dem Ammoniak-König), Joseph Pulitzer, JW Gates (Texaco), Alfred Clifford
(Direktor der Kansas City Southern Railway), Öl-Tycoon HL Hunt, John D. Rockefeller,
August Anheuser Busch, der farbigen Sängerin "Leadbelly" Ledbetter und vielen anderen.
William Edenborn verlebte seine letzten Jahre in Emden, Winn Parish, Louisiana. Hier
traf ihn ein Schlaganfall (Herzinfarkt) an dessen Folgen er in einem
Krankenhaus in Shreveport im Alter von 78 Jahren starb.
Quellen:
Quelle: The New York Times vom 29. April 1918
RAILWAY PRESIDENT
Hessmer ist ein Dorf in Avoyelles Parish, Louisiana. Der Ort hatte bei der Volkszählung
im Jahre 2000 insgesamt 642 Einwohner. Die Stadt wurde von William Edenborn, Eisenbahn-Großindustrieller,
durch ein Depot an der Eisenbahnlinie (zwischen den Gemeinden von Norma und Corner) im Jahre 1902
von ihm so benannt. Im Jahre 1955 wurde die Stadt "Hessmer" benannt und dabei zum ersten Mal für die
Gemeinde darauf hingewiesen, dass sie ihren Namen William Edenborn verdankt, der 1903 die Eisenbahnlinie
dort in Betrieb nahm.
Quelle: Biografie von Eric J. Brock
William Edenborn, Kaufmann und Industrieller. Gründer der Louisiana Railway and Navigation Company
und Gründer der American Steel Wire Company; Mitglied des Vorstands der United States Steel.
Im Jahre 1870 ließ er sich eine Maschine patentieren, die Stacheldraht produzierte, der bis
dahin nur von Hand hergestellt werden konnte. Er gründete eine Firma in St. Louis, Missouri,
um dieses Produkt herzustellen. In den späten 1870er Jahren begann er, Draht für Telefone und
Telegrafen-Systeme herzustellen und hatte darin bald eine Monopolstellung. Im Jahre 1901
verkaufte er das Unternehmen an JP Morgan für 100 Millionen Dollar. Das war damals einer der
größten Unternehmen-Transfers in der amerikanischen Geschichte.
Im Jahre 1897 gründete er die
Louisiana Railraod und Navigation Company, die Schienenverkehr und Binnenschifffahrt betrieb
und Dampfboote auf Linien von Louisiana in den Süden fahren ließ. In späteren Jahren konzentrierte
er seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf die Führung des Unternehmens, wohnte in New Orleans,
Louisiana, und auf seinem Gut "Emde" in der Nähe von Shreveport, Louisiana. Als er starb, zählte
ihn das Wallstreet Journal zu den reichsten Männern Amerikas.
Es wird vermutet, dass sein Begräbnis das größte in der Geschichte der Waldfriedhofs war (mit zwölf
LKW-Ladungen voll mit Blumen und Kränzen sowie einer Fahrzeug-Prozession, die alle Teile des
Friedhofs blockierte). Die "Edenborn Avenue" in New Orleans-Vorort Metairie/Louisiana ist nach
ihm benannt. |