Quelle: WR Plettenberg vom 05.08.2010



Quelle: WR Plettenberg vom 21.01.2005

Walter Dörnen überzeugt: "Bis
hierher hat mich Gott gebracht"

Plettenberg. (mg) Bei diesem Mann tickt die biologische Uhr etwas anders. Jedenfalls sieht er nicht aus wie ein alter Mann. Schneller Schritt, sein Gang kerzengerade, sein Blick hellwach. Dennoch: Walter Dörnen feiert heute seinen 80. Geburtstag im Kreise der Familie und vielen Freunden im Ev. Gemeindehaus in Ohle. Besonders freut er sich auf seine vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn, sowie auf die 9 Enkelkinder; die fast alle vom gleichen Virus befallen sind wie er, nämlich von der Musik, und zwar "handgemacht".

Dass der Mann äußerlich unbeschadet ein Jahrzent nach dem anderen genommen hat und sich heute gesundheitlich "erstaunlich gut und fit" fühlt, schreibt er denn auch einer höheren Macht zu. "Bis hierher hat mich Gott gebracht", ist Dörnen überzeugt. Aber auch davon, dass er in den vergangenen Jahren überhaupt keine Zeit hatte fürs Alter. 1986, mit 61 Lenzen als Leiter der Sonderschule in Holthausen pensioniert, "konnte von Ruhestand keine Rede sein". Sofort stellt er sich die Frage: "Was tun?" Es folgten ehrenamtliche Tätigkeiten bei den "Grünen Damen", Dienst in der Bücherei des Ev. Krankenhauses und unendlich viele Termine mit seinem "geliebten" Akkordeon. Denn für andere greift er immer wieder gerne in die Tasten, zum Beispiel für Menschen in Altenheimen. Sein Lebensmotto: anderen eine Freude bereiten.

Anderen eine Freude bereiten
Neben der Musik, die zu seinem Lebensinhalt gehört, ist er seit 45 Jahren aktiv im Singekreis Ohle (gegründet von Rektor Fricke) und im Kirchenchor. Und getreu dem Motto "ein gesunder Geist in einem gesunden Körper" tanzt Walter Dörnen zur körperlichen Ertüchtigung auf gleich mehreren "Hochzeiten": Er wandert mit dem SGV, im Winter ist er auf Langlaufskiern unterwegs, er turnt mit den Senioren, und bis heute hat er nicht einen Seniorentanz in der Gaststätte Zur Post verpasst.

In diesen Stunden des Glücks kehrt jedoch auch immer wieder eine quälende Erinnerung zurück, das Jahr 1945. Am Ende des Zweiten Weltkriegs verbrachte er fünf Monate als Kriegsgefangener auf den Rheinäckern, den heutigen Rheinwiesen bei Büderich - "unter freiem Himmel". Auf allen Vieren sei er zum Stacheldraht gekrochen und habe um Kartoffelschalen gebettelt. "Nur um Stunden bin ich am Hungertod vorbeigekommen." So richtig fassen kann er das alles heute noch nicht. Es war wohl Gottes Wille. "Der Glaube hat mich geprägt."

1946 trat Walter Dörnen - geboren in der Nähe von Hagen, in Zurstraße - in den Schuldienst ein. Seine erste Wirkungsstätte eine ungeheizte Volksschule, denn Kohle gabs nicht in Hagen-Buschey. Eine weitere Besonderheit, die jedem Pädagogen von heute die Haare zu Berge stehen lässt: "71 Kinder saßen im ersten Schuljahr und das vier Jahre lang." Acht Jahre später - nach einem Zusatzstudium in Sonderpädagogik an der Hochschule in Dortmund - unterrichtet er als Sonderschullehrer. Fünf Jahre später wird er zum Schulleiter der Sonderschule Plettenberg berufen. Nach Plettenberg wollte Walter Dörnen wegen seiner vier Kinder, "die sollten auf dem Land aufwachsen und nicht in der Großstadt".

Auch in Plettenberg waren die pädagogischen Zustände alles andere als befriedigend. Die Sonderschule mit zwei Klassen war im ehemaligen Jugendheim am Umlauf untergebracht. Doch Dörnen versteht es, dicke Bretter zu bohren. Innerhalb weniger Jahre erfolgt unter seiner Verantwortung der Ausbau der Schule. 1971 wurde der 12-klassige Neubau in Holthausen bezogen, und zwar vom Feinsten ausgestattet: drei Werkräume, eine Turnhalle und mit dem einzigen Schwimmbad an der Plettenberger Straße. Bürgermeister Dr. Heinz Baberg persönlich habe nach einem Gespräch dafür gesorgt, dass ein Hubboden eingebaut wurde. Kostenpunkt: rund 300 000 DM. "Das waren noch Zeiten!" Von Dörnens Hartnäckigkeit profitieren bis heute Schulen und Vereine.

Rührig und für eine Überraschung gut
Vorausgegangen war dem Umzug nach Holthausen in ein eigenes, "ordentliches" Gebäude ein jahrlanger Kampf und "Wanderjahre" für Schüler und Lehrer. Mal war die Sonderschule im Dachgeschoss des Jugendheims untergebracht, mal im Zeichensaal der Martin-Luther-Schule oder in einer Baracke. Der abwegigste Gedanke von politischer Seite damals: Die Sonderschule nach Landemert zu verbannen. "Dann müssen wir unseren Kindern einen Henkelmann mitgeben", entrüstete sich ein Vater. Schließlich, erinnert sich Dörnen, haben alle Parteien an einem Strang gezogen und die "Notwendigkeit" eines Neubaus eingesehen. "In Holthausen entstand eine Schule mit einem engagierten Kollegium und zufriedenen Schülern und Eltern." Hier feierte Dörnen auch sein 40. Dienstjubiläum.

Dass Dörnen rührig und immer wieder für eine Überraschung gut ist, beweist er 1999 mit der Gründung des Seniorentreffs in Ohle. Ein Treff, der über die Kirchturmspitzen Plettenbergs hinaus bekannt wurde, weil er vor der letzten Bundestagswahl alle vier Bundestagskandidaten zur einer Podiumsdiskussion an einen Tisch brachte. Darauf ist Dörnen mächtig stolz. Was wünscht sich ein Mann noch mit 80? "Dass man die Kraft behält, weiterhin aktiv zu sein - auch für andere", sagt er spontan. Dazu und zu seinem runden Geburtstag wünscht ihm auch die WR alles Gute.


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