Quelle: Süderländer Tageblatt vom 25.11.2010
Dieter Buttgereit
Plettenberg. Dieter Buttgereit, der Gründer der Firma Plettac, ist tot.
Der Plettenberger Unternehmer verstarb nach langer, schwerer Alterserkrankung
kurz vor seinem 78. Geburtstag in Plettenberg.
Geboren im November 1932 in Plettenberg besuchte der "Eiringhauser Junge"
die Volks- und Realschule, absolvierte ab 1950 die kaufmännische Lehre und
wurde 1952 Industriekaufmann in der Gesenkschmiede W. Wagner (Köbbinghauser
Hammer). Besonders geprägt haben den Unternehmer seine ersten beiden
Berufsjahre. Als er nach der Mittleren Reife mit 16 Jahren von der Schule abging,
verdingte er sich in einem Walzwerk als Fabrikarbeiter.
"Geld verdienen und nicht mehr von den Eltern abhängig sein", begründet er
den frühzeitigen Ausstieg aus dem Bildungsapparat. Buttgereit sagte dazu in
seiner Zeit als Plettac-Chef: "Die Fabrikarbeit war unheimlich hart, doch im
Nachhinein ist es meine beste Zeit gewesen." Erfahrungen, die ihn als Unternehmer
prägten, denn Buttgereit wusste aus eigener Erfahrung, wie die Arbeiter in
seinem Unternehmen denken, hatte stets ein offenes Ohr und ließ einmal im
Jahr für die Mitarbeiter unvergessene Ausflüge organisieren. Ob ein Besuch bei
den Festspielen in Elspe oder ein komplett gemieteter Rheindampfer - Buttgereit
vergaß bei allem Erfolg der Plettac AG "seine" Mitarbeiter nie.
Dabei war Buttgereit gerade einmal 30 Jahre alt, als er die Plettenberger Eisenwaren
GmbH, die spätere "Plettac" gründete. Aus kleinsten Anfängen heraus schuf er
ein respektables Unternehmen der Umformtechnik und machte aus der Plettac AG
den Marktführer in Sachen Gerüste und Gerüste-Dienstleistungen.
Unter Dieter Buttgereits zuverlässiger Art der Unternehmensführung war der
Plettac-Umsatz durch geschickte Aquisitionen fast Jahr für Jahr zweistellig gestiegen.
Buttgereit stellte dabei das Unternehmen auf eine breitere Basis und kurbelte
auch den Export an. Im Juli 1993 brachte der Plettenberger die Plettac AG an die
Börse und krönte damit sein Lebenswerk, denn die Plettac-Aktie war in diesem
Jahr die mit Abstand erfolgreichste Neu-Emission in Deutschland.
Neben all seinem beruflichen Einsatz scheute Dieter Buttgereit nie das ehrenamtliche
Engagement. So war er 1961 Mitbegründer der Jungen Union in Plettenberg und
bis 1963 JU-Vorsitzender. Anschließend war er einige Jahre als CDU-Stadtrat sowie
als Fraktionsvorsitzender der Ortsunion tätig.
Auch im Aufsichtsrat der Stadtwerke engagierte sich Buttgereit, hatte Anteil an der
Übernahme der Kleinbahn durch die Mark Sauerland/Märkische Verkehrsgesellschaft
und war bis zuletzt Mitglied der Eiringhauser SGV-Abteilung.
Für seine vielfältigen Leistungen wurde Dieter Buttgereit 1989 das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Nur wenige Jahre später sollte der einst stolze Plettac-Dampfer nach rasanter Fahrt
Schiffbruch erleiden - die unter Buttgereit in ungeahnte Höhen gestiegene Aktie
verlor ebenso rasant an Wert. Zu dieser Zeit kümmerte sich der leidenschaftliche
Jäger Buttgereit von seinem Büro in Herscheid-Rosenthal aus schon lange um andere
Dinge. Vor allem ein großer Privatwald im Land Brandenburg lag ihm am Herzen.
Der noch lange in mehreren Aufsichtsräten und Beiräten tätige Unternehmer widmete
sich bis zu seiner Alterserkrankung seiner Familie und seiner großen Leidenschaft zu
Kunst, Jagd und Natur. Die Beisetzung von Dieter Buttgereit findet am Samstag, 27.
November, nach der Heiligen Messe statt, die um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Johannes
Baptist in Eiringhausen beginnt. Die Beisetzung erfolgt auf dem katholischen Friedhof
Eiringhausen. ged
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Quelle: WR Plettenberg vom 26.11.2010
Dieter Buttgereit im Alter von 77 Jahren verstorben – Nach Schulabbruch einer der
bedeutendsten Wirtschaftsführer seiner Zeit |
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Bernd Maus
Plettenberg. Fünf Tage vor seinem
78. Geburtstag verstarb am Dienstag Dieter Buttgereit.
„Der Lange“, wie er von Vertrauten
gerne ob seiner Körpergröße gerufen wurde, genoss
nicht nur als Unternehmerpersönlichkeit,
der die Plettac AG aus kleinsten
Anfängen heraus bis Mitte der
1990er Jahre zum Branchenführer
im Bereich Gerüste und
Gerüste-Dienstleistungen entwickelte,
höchstes Ansehen, sondern auch als grundehrlicher,
zuverlässiger Mensch mit großem sozialen Verantwortungsbewusstsein.
Als echter Eiringhauser Junge
wurde Buttgereit 1939 in
der Jüttenschule eingeschult.
Die Kriegswirren überschatteten
seine Volksschulzeit. Erst
nach Kriegsende konnte er
zum Gymnasium nach Altena
wechseln – bis er sich Ende der
1940er Jahre von der Enge des
Altenaer Lennetals so sehr in
seinem Bewegungsdrang bedrückt
fühlte, dass er der Schule
so schnell wie möglich den
Rücken kehren wollte. Keine
Mahnungen und selbst ein
Besuch des Lehrers bei seinen
Eltern konnten Dieter Buttgereit
davon abbringen, seine
Vorstellungen von beruflichem
Fortkommen und eigener,
kreativer Gestaltung des
künftigen Lebensabschnitts
durchzusetzen.
Wenig Geld, aber Wagemut und Weitsicht
1962 gründete Buttgereit die
Plettenberger Eisenwaren
GmbH, aus der er als einer der
erfolgreichsten Unternehmer
seiner Zeit die Plettac AG
formte. Eine ebenso ungewöhnliche
wie für ihn charakteristische
berufliche Karriere,
mit der er ein beispielhaftes
Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte
schrieb.
Mit wenig Geld, aber umso
mehrWagemut,Weitsicht und
Geschick hatte Buttgereit den
Schritt in die Selbstständigkeit
gewagt. Und mit dem ihm eigenen
Unternehmergeist, seinem
Gespür für Marktnischen
und -erfordernisse (1966
nahm er Baugerüste in sein
Lieferprogramm auf und baute
die Geschäftsbereiche Hallen
und Zelte, Gerüstvermietung
und -montage, Schalungssysteme
und Sicherheitstechnik
auf) schlug er einen
Erfolgskurs ein, der die Konkurrenz
vor Neid erblassen
ließ. Der Plettac-Umsatz kletterte
intern und durch
geschickte Akquisitionen fast
Jahr für Jahr zweistellig.
Er diversifizierte und internationalisierte
das Unternehmen.
Im Juli 1993 krönte Buttgereit
sein Lebenswerk mit
dem Börsengang. Die Plettac-
Aktie gehörte zu den erfolgreichsten
Neuemissionen.
„Der Macher“ selbst hielt nur
noch wenige Anteile; Kapitalgeber
waren in den Zeiten der
Expansion private Anleger.
Dabei benutzte Buttgereit
nie Ellenbogen. Das hätte seinem
Naturell eines Gentleman
vom Scheitel bis zur Sohle
widersprochen. Ganz im
Gegenteil. Als Unternehmer
war er sich stets seiner Verantwortung
für bis zu 2600 Mitarbeiter
bewusst. Für jeden seiner
Arbeiter und Angestellten
zeigte Buttgereit ein offenes
Ohr, wenn Sorgen drückten.
Und der Chef half, wenn es in
seiner Macht stand.
Seinem Ausscheiden folgte der Niedergang
Nach verhängnisvoller
Expansion des Buttgereit-
Nachfolgers, die die Plettac
AG zur Jahrtausendwende an
den Rand der Pleite brachte,
folgte im Unternehmen die
Rückbesinnung auf das Kerngeschäft
– Gerüste. Zu diesem
Zeitpunkt hatte Buttgereit mit
dem Unternehmen längst
abgeschlossen und die Entwicklung
aus kritischer Distanz
betrachtet.
INFO
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Quelle: WR Plettenberg vom 20.05.2006
60 Jahre lang im TuS einiges bewegt
Besonders gern nahm Vorsitzender Friedhelm Führt die Aufgabe wahr, mit Dieter Buttgereit, Siegfried Otminghaus und Klaus Hanemann drei Mitglieder auszuzeichnen, die dem Verein seit nunmehr 60 Jahren die Treue halten und dabei einiges bewegt haben.
Dieter Buttgereit, Mitbegründer der Fusion zwischen Sportfreunden Eschen und TuS Eiringhausen im Jahr 1974 und bis 1982 Vorsitzender des TuS Plettenberg, konnte die Ehrung wegen einer Erkrankung nicht persönlich entgegennehmen. Auch dem heute in Hagen beheimateten Klaus Hanemann, Fußballer der legendären Eiringhauser Mannschaft, die Ende der 1950er Jahre den Aufstieg in die Verbandsliga schaffte, wird die Urkunde zugeschickt.
Siegfried "Doc" Otminghaus dagegen konnte Führt die Ehrennadel ans Revers stecken. In den 1960er Jahren, so würdigte Leichtathlet Führt seinen langjährigen Wegbegleiter, habe Otminghaus "die Seele der Leichtathletikgruppe im TuS" verkörpert. Der einstige Sprinter und Hochspringer von Format ist inzwischen im TuS seit 55 Jahren als Übungsleiter aktiv - und das noch heute in der Turnabteilung. "Man muss sich schließlich fit halten, so lange es geht", scherzte "Doc" Otminghaus bei seiner Auszeichnung im Vereinslokal "Elfer".
Die weiteren TuS-Jubilare 2006: Bert Claßen (50 Jahre Mitglied), Heinz Bergmann, Günter Koesterke, Helmut Magenheimer und Manfred Scholz (alle 40 Jahre), Heiko Bömer, Jörg Bömer, Carsten Göbel, Klaus Holzmann, Gerhard Hömberg, Hermann Konrad, M. Hamed Lamgardi, Werner Riggers, Egon Schawag, Sabine Schulze, Jürgen Schweiger, Dr. Peter-Dirk Seuthe, Rainer Tripp, Rainer Tröster, Horst Wabnegg und Udo Weber (alle 25 Jahre).
Lediglich Heiko Bömer, Manfred Scholz, Jörg Bömer, Siegfried Otminghaus und Bert Claßen nahmen die Ehrennadeln aus den Händen von Friedhelm Führt (v.li.) persönlich entgegen. (WR-Bild: Maus)
Quelle: WR Plettenberg vom 27.11.2002
Große Persönlichkeit: Dieter Buttgereit wird 70
Plettenberg. Menschen und Unternehmerpersönlichkeiten gleichermaßen
vom Schlage eines Dieter Buttgereit sind selten geworden. Heute vollendet
der Eiringhauser Junge, der die Plettac AG aus kleinsten Anfängen heraus
bis Mitte der 90-er Jahre zum Branchenführer im Bereich Gerüste und
Gerüste-Dienstleistungen entwickelte, sein 70. Lebensjahr. Bericht 1. Lokalseite
Unternehmer mit Wagemut und Weitsicht
Plettenberg. (mau) Menschen und Unternehmerpersönlichkeiten gleichermaßen vom
Schlage eines Dieter Buttgereit sind selten geworden. Heute vollendet der
Eiringhauser Junge, der die Plettac AG aus kleinsten Anfängen heraus bis
Mitte der 90er Jahre zum Branchenführer im Bereich Gerüste und
Gerüste-Dienstleistungen entwickelte, sein 70. Lebensjahr.
Im Alter von 30 Jahren lieh sich Buttgereit 5000 Mark und kaufte die Gesenkschmiede
W. Wagner, die ihn zum Industriekaufmann ausgebildet hatte. Buttgereit gründete
die Plettenberger Eisenwaren GmbH, aus der er als einer der erfolgreichsten
deutschen Unternehmer seiner Zeit die Plettac AG formte. Eine ungewöhnliche,
aber beispielhafte berufliche Karriere.
Mit wenig Geld, aber um so mehr Wagemut, Weitsicht und Geschick wagte Buttgereit
1962 den Schritt in die Selbstständigkeit. Und mit dem ihm eigenen Unternehmergeist,
seinem Gespür für Marktnischen und -erfordernisse schlug er einen Erfolgskurs ein,
der die Konkurrenz vor Neid erblassen ließ. Dabei benutzte Buttgereit nie Ellbogen.
Das hätte nicht seinem Naturell eines Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle entsprochen.
Ganz im Gegenteil.
Als Unternehmer war sich der heute 70-Jährige stets seiner sozialen Verantwortung
für zuletzt 2600 Mitarbeiter bewusst. Für jeden seiner Arbeiter und Angestellten
zeigte Buttgereit ein offenes Ohr, wenn diesen Sorgen drückten. Und der Chef half,
wenn es in seiner Macht stand.
Ein Gentleman - menschlich, ehrlich, zuverlässig
Im Oktober 1994 wechselte er an die Spitze des Aufsichtsrats. Neuer Vorstandsvorsitzender der
Plettac AG wurde Dr. Jürgen Schwericke. Buttgereit verabschiedete sich aus seiner operativen
Tätigkeit mit knapp 700 Mio. D-Mark Umsatz und 105 Mio. DM Geschäftsergebnis. Im Januar 1996
schied er vollends aus, konzentrierte sich fortan ganz auf Tätigkeiten in mehreren Aufsichtsräten
und Beiräten und nahm sich vor allem mehr Zeit für die Familie und Hobbys wie die Jagd in
Brandenburg, Natur und Kunst.
Nach verhängnisvoller Expansion des Buttgereit-Nachfolgers, die die Plettac AG vor zwei Jahren an den Rand der Pleite brachte, konzentriert sich der heutige Vorstand wieder auf das Plettac-Kerngeschäft - Gerüste. Buttgereit hat mit dem Unternehmen längst abgeschlossen und betrachtet die Entwicklung aus kritischer Distanz.
Neben all seinem beruflichen Einsatz scheute Dieter Buttgereit nie das ehrenamtliche Engagement. Auch sein Wirken zum Wohle der Allgemeinheit wurde 1989 mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.
Von 1965 bis 1974 wirkte Buttgereit im Prüfungsausschuss für kaufmännische Lehrlinge der Industrie- und Handelskammer. Schwerpunkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit aber war die Kommunalpolitik: Seit 1964 gehörte er für die CDU dem Rat der Stadt an. Von 1982 bis 1984 war der Wirtschafts- und Finanzexperte der Ortsunion Fraktionsvorsitzender. Besonders verdient machte sich Buttgereit während seiner Tätigkeit im Ausschuss und später im Aufsichtsrat der Stadtwerke um den Anschluss an den Wasserbeschaffungsverband Lüdenscheid. Von 1969 bis 1975 gehörte er dem Verwaltungsrat der Stadtsparkasse an und war an der Fusion der Sparkassen Plettenberg und Werdohl beteiligt.
Auch bei der Übernahme der Kleinbahn durch die Mark Sauerland/Märkische Verkehrsgesellschaft hatte Buttgereit im Wirtschaftsförderungs- und Verkehrsausschuss Anteil.
Buttgereit war 1961 Mitbegründer der Jungen Union in Plettenberg und bis 1964 JU-Vorsitzender. Anschließend war er einige Jahre als Vorsitzender der Ortsunion tätig.
Neben der Politik schlug sein Herz für den Sport. Und auch auf diesem Gebiet drückte sich eine Persönlichkeit wie Buttgereit mit großen Führungsqualitäten nicht vor der Verantwortung. Neben seinem Amt als Vorsitzender des TuS Plettenberg stand er zwölf Jahre lang an der Spitze des Stadtsportverbands Plettenberg.
Die WR schließt sich allen Glückwünschen zum 70. Geburtstag herzlich an. Auf noch viele
weitere Jahre bei bester Gesundheit, Dieter Buttgereit!
Quelle: Finanzen 11/1994
Über 30 Jahre lenkte Dieter Buttgereit die Geschicke
des Gerüstherstellers plettac. Auf dem Höhepunkt des
Erfolgs zieht er sich in den Aufsichtsrat zurück.
FINANZEN stellt den Architekten des Erfolgsunternehmens
vor.
Der gute
Porträt Dieter Buttgereit
Deutschland Manager verlieren zusehends an Ansehen, klagen die
einschlägigen Journale. In einem kleinen Ort im Sauerland ist
die Welt dagegen noch in Ordnung. Dieter Buttgereit ist
Plettenbergs Vorzeigeunternehmer Nummer eins. In seinem
langen Berufsleben hat der 61jährige den Gerüsthersteller
plettac zu einem der führenden Unternehmen in der Gerüstbranche
aufgebaut.
Um dies zu erreichen, verzichtete er auf so manche Annehmlichkeit.
So hat er das Unternehmen die meiste Zeit seines Lebens von einem
Baucontainer aus geleitet. Buttgereit: "Wir hatten für das Geld
immer wichtigere Verwendungszwecke als es in repräsentative
Verwaltungsräume zu investieren." Der Erfolg gab ihm recht. Der
Gerüsthersteller entwickelte sich unter seiner Führung zu einer
der erfolgreichsten deutschen Neuemissionen: Seit der Börseneinführung
im Juli 1993 hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Der
Umsatz soll dieses Jahr 600 Millionen Mark übersteigen. Auch
für die nächsten Jahre stehen die Zeichen auf Expansion.
Besonders geprägt haben den 61jährigen seine ersten beiden
Berufsjahre. Als er nach der Mittleren Reife mit 16 Jahren
von der Schule abging, verdingte er sich in einem Walzwerk
als Fabrikarbeiter. "Geld verdienen und nicht mehr von den
Eltern abhängig sein", begründet er den frühzeitigen Ausstieg
aus dem Bildungsapparat. Buttgereit: "Die Fabrikarbeit war
unheimlich hart, doch im nachhinein ist es meine beste Zeit
gewesen." Die Erfahrungen prägen ihn noch heute: "Ich glaube
besser zu wissen, wie die Arbeiter denken."
Daß er sich im Leben alles hart erarbeiten mußte, sieht man
dem hochgewachsenen Sauerländer an. Die Rolle des erfolgreichen,
sonnengebräunten Managers mit dynamischem Kurzhaarschnitt
kann der Opernliebhaber nicht spielen. Die angegrauten Haare
haben schon länger keinen Friseur mehr gesehen. Buttgereit
würde wahrscheinlich sagen: Nicht was man auf dem Kopf hat,
sondern was man im Kopf hat, darauf kommt es an. Seinem
Gesicht sieht man die tägliche Knochenarbeit für das Unternehmen
an.
Damit keiner vergißt, daß nur alle zusammen ein erfolgreiches
Unternehmen ausmachen, steht vor dem Haupteingang eine riesige
Skulptur aus Kupferblech. Das Motiv: vier plettac-Mitarbeiter,
die ihre Hände beschwörend aufeinander legen. "Ist nicht ganz
mein Geschmack, diese gegenständliche Kunst", gesteht Buttgereit.
Dafür identifiziert er sich mit der Aussage des Kunstwerks um so
mehr. "Ein Symbol dafür, daß wir nur Erfolg haben, wenn wir alle
- Arbeiter, Kaufmann und Techniker - an einem Strang ziehen",
erklärt er in fast schon pastoralem Tonfall. Und weiter: "Das
zu vermitteln gelingt nicht immer, aber ich glaube, daß wir
keine schlechte Mannschaft haben."
Understatement a´la Buttgereit, der kein Mann großer Worte ist.
"Gestalten war mir immer wichtiger, als etwas zu besitzen."
Noch so ein Satz, der aus dem Handbuch für verantwortungsvolles
Management stammen könnte. Zu Buttgereits Zurückhaltung paßt auch,
daß er nie wesentlich an dem Unternehmen beteiligt war.
"Finanziell stünde ich wesentlich besser da, die Firma wäre
halb so groß und gehörte mir", sagt er ohne jedes Bedauern.
Plötzlich zögert er: "Eigentlich möchte ich gar nicht so viel
von mir persönlich erzählen. Das Unternehmen ist doch viel
wichtiger."
Buttgereits zentrales Anliegen sind motivierte Mitarbeiter. Bis
vor wenigen Jahren kannte er noch alle plettac-Mitarbeiter
persönlich, auch ihre familiären Sorgen. Daß er es mit der
Motivation ernst meint, belegt er mit einer ungewöhnlichen
Anti-Klüngel-Regelung. Den Kindern der Großaktionäre ist der
Aufstieg in die Führungsebene des Unternehmens versagt. Das
gilt auch für Buttgereit junior. Und selbst die drei Buttgereit-Brüder
sind im Vorstand nicht vertreten. "Es ist nicht gut, wenn ein
Mitarbeiter sich sagen muß, daß er gegen die 'Buttgereit-Mafia' -
wie die vier Brüder hausintern schon mal genannt werden - keine
Chance hat", sagt Buttgereit. Sohn Stefan hat bereits die
Konsequenz gezogen und sich mit dem Aufbau von Hallen und Zelten
selbständig gemacht.
Seine kaufmännische Karriere startete Buttgereit als 18jähriger
mit der Lehre in einer Schmiede. Vier Jahre später hatte er faktisch
die kaufmännische Leitung des Betriebs übernommen. Doch
konnte sich der Möchtegern-Unternehmer in der starren Hierarchie
des Unternehmens nicht genug entfalten. Die folgenden Jahre
drückte er deshalb zusätzlich zu seiner Arbeit nochmals die
Schulbank. In Abendkursen und am Wochenende erarbeitete er sich
das Wissen, was er als Manager in spe brauchen würde.
. . .
Quelle: Industriemagazin "Top-Business", Ausgabe Februar 1994
Beispiel Plettac AG
DER ORGANISATOR
Wie ein mittelständischer Gerüsthersteller aus der Provinz mit
straffer Organisation und konsequenter Kundenorientierung auch
heute noch Spitzenrenditen erzielt
Für Gäste hat sich Dieter Buttgereit etwas Neues einfallen lassen.
Anstelle der häufig üblichen Restaurantbesuche serviert der 1,90
Meter große Mann auf dem Arbeitstisch seines Büros aufgebackene
Pizza nebst einem Glas Rotwein. Die zeitsparende Bewirtung der
Besucher hat seinen Grund: Seit kurzem nämlich geben sich beim
Chef der Plettac AG Bankanalysten und Journalisten die Klinke in
die Hand.
In über 30jähriger Arbeit baute Buttgereit (61) in der sauerländischen
Provinz Deutschlands zweitgrößten Gerüsthersteller auf - weitgehend
unbemerkt von der Öffentlichkeit. Doch nach der spektakulären
Börseneinführung im vergangenen Jahr, der erfolgreichsten Neuemission
1993, rückt der Plettenberger ins Rampenlicht. Denn es ist bemerkenswert,
was der einstige Lehrling der Gesenkschmiede Wagner mit 5000 geliehenen
Mark Startkapital geschaffen hat.
Zwischen 1962 und 1992 wuchs sein Betrieb von Null auf 300 Millionen Mark
Umsatz, bei durchschnittlichen Umsatzrenditen von über 10 Prozent. Im
vergangenen Jahr zündete Buttgereit ein Feuerwerk: Für fünf Akquisitionen
(mit einem Umsatz von zusammen 230 Millionen Mark), die auch die bisher
vernachlässigte Internationalisierung vorantreiben (Alucon Ungarn, Roth-Gerüste
Schweiz, Bil-Jax-Gruppe USA, Hammerwerk Schulte, Arnholdt-Gruppe),
bezahlte Buttgereit über 100 Millionen Mark.
Das Geld für seine Einkaufstour besorgte er sich zum Teil über die Börse.
Und dort jubilierten die Kurse, steht der Bauzulieferer doch glänzend
da: 1993 erzielte die Plettac eine Umsatzrendite von mehr als 15 Prozent.
Und Buttgereit wettet, daß der Gewinn vor Steuern weiter steigen wird:
von 65 Millionen Mark 1993 auf geplante . . . |