Quelle: ST vom 10.12.2003

Stets ein selbstloser Einsatz


Dem Plettenberger Karl Backhaus wurde gestern das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ein gerührter Preisträger, der viel für die Menschen getan hat Karl Backhaus (li.) erheilt das Bundesverdienstkreuz. Foto: S. Jeide

PLETTENBERG "Du hast Gutes getan - an den Stellen, wo es wichtig war": Ausgesprochen viele lobende Worte fanden die Laudatoren gestern Morgen für Karl Backhaus. Dem Plettenberger wurde im Ratssaal des Rathauses das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Landrat Aloys Steppuhn skizzierte den Werdegang Backhaus´, der in der kommenden Woche seinen 83. Geburtstag feiert. So war er von 1949 bis 1959 bei den Plettenberger Stadtwerken beschäftigt, bevor er in den Jahren 1959 bis 1985 seine Arbeit in den Dienst der Stadtwerke Altena stellte - ab dem Jahr 1960 als Geschäftsführer. Als 1959 die Trinkwasserversorgung in der Burgstadt nach einer langen Trockenheit zusammenbrach, setzte sich Backhaus mit seiner ganzen Kraft für die Sicherstellung einer unter allen Bedingungen ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser ein. Dazu ließ er mehrere Brunnen bohren und die dazu gehörigen Maschinenhäuser mit Steuerungs- und Wasseraufbereitungsanlagen errichten.

Nach intensiven Verhandlungen mit dem Fuelbecker-Wasserverband erreichte er, dass auch das Wasser der Fuelbecker-Talsperre den Stadtwerken Altena für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung stand.

Und die Liste der herausragenden Leistungen und des versierten Handelns Backhaus´ lässt sich problemlos um viele Bereiche erweitern: Engagement in der Interessengemeinschaft "Am Hurk"; ehrenamtliche Tätigkeit im Berufsverband der Deutschen Licht- und Wasserfachbeamten (DELIWA), die mit dem Ehrenring gewürdigt wurde oder ehrenamtliche Tätigkeit bei der evangelischen Kirchengemeinde Eiringhausen (Presbyter, Kirchmeister, Mitglied der Kreissynode). Noch heute singt Backhaus im Chor der Kantorei.

"Sie verkörpern das, was unsere Gesellschaft heute und in Zukunft dringend braucht: Verantwortung und uneigennütziges Engagement", betonte Landrat Steppuhn in seiner Rede. Backhaus habe nie nur mit guten Worten, sondern auch mit Taten geholfen. Sein Bemühen sei stets selbstlos ohne Blick auf Ämter, Ehre, Ansehen oder andere persönliche Vorteile gewesen.

Dies würdigten neben Plettenbergs Bürgermeister Walter Stahlschmidt, auch Altenas Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein und Altenas Stadtwerke-Geschäftsführer Otto Korn.

Ganz persönliche Worte fand Dr. Klaus Ritter, der mit Karl Backhaus dem DELIWA-Vorstand angehörte. Ritter betonte: "Ich habe Dir viel zu verdanken". Der Ehrenring sei das Mindeste gewesen, was der Verein für Backhaus habe tun können. Ritter erinnerte auch noch einmal an das herausragende Engagement beim Aufbau eines Konzeptes zur technischen Unterweisung der Mitarbeiter von Kleinstwasserwerken - heute könne man so etwas wohl als technisches Sicherheitsmanagement bezeichnen.

Sichtlich gerührt war Karl Backhaus bei der Würdigung seiner Leistungen. Er bedankte sich bei seinen damaligen Mitstreitern und betonte, dass man nicht immer nur den geraden Weg gehen solle, sondern auch den schweren - damit man Spuren und nicht nur Staub hinterlasse. sp


Quelle: WR vom 09.08.2002
Karl Backhaus: Archivar mit Leib und Seele


Pensionär Karl Backhaus hat das Archiv der Gemeinde aufgebaut und betreut es nun seit zwölf Jahren mit viel Liebe und Sorgfalt.

Plettenberg. (kw) Sein Reich befindet sich im Keller des Pfarrhauses der evangelischen Gemeinde Eiringhausen. Zwischen schweren Eichenschränken und Regalen, Orgelpfeifen und einem alten Taufstein sortiert und forscht Karl Backhaus seit zwölf Jahren als Archivbeauftragter der Gemeinde.

1990 wurde der heute 82-Jährige als Dienstältester der Gemeinde, der jahrelang als Presbyter und Kirchenmeister tätig war, zum Archiv-Beauftragten bestimmt. Bereits damals kannte kaum jemand die Geschichte der evangelischen Gemeinde Eiringhausen so gut wie er. Zunächst hieß es in mühevoller und zeitintensiver Arbeit das Material auf dem Dachboden des Pfarrhauses sichten und ordnen. "Bis 1990 wurden alle Akten ungeordnet in zwei Schränken auf dem Dachboden verstaut", so Backhaus. Der bis dahin mit dem Archivwesen nicht vertraute Pensionär beschaffte sich den Registraturplan der evangelischen Kirche Westfalen und die umfangreiche Gesetze- und Ordnungssammlung für das Archivwesen. "Alles ist genau festgelegt, vom Aufbau des Archivs über Lagerung, Pflege und Nutzung der Akten bis hin zu ihrer Aufbewahrungszeit und Vernichtung." Ständig sortiert Karl Backhaus heute Akten ein, sichtet archivwürdiges Material und vernichtet Archivgut.

55 Akten zählt die sogenannte Altregistratur, in der sich alle Materialien befinden, die laut Vorschrift aufbewahrt werden müssen. "Vieles ist dauerhaft zu archivieren, vor allem Urkunden, Verträge und Dokumentationen zum Gemeindeleben. Andere Materialien müssen zwischen zwei und 30 Jahren aufbewahrt werden." Was Karl Backhaus als archivwürdig befindet, weil es für die Geschichte der Gemeinde von Bedeutung ist, bewahrt er in Archivakten auf. Die Ordnung ist von der Landeskirche festgelegt.

Neben dem Aufbau des Archivs nach diesen Vorgaben und der Einordnung des Materials lag es Karl Backhaus von Anfang an sehr am Herzen, die Geschichte der Kirchengemeinde nachzuverfolgen und festzuhalten. So recherchierte er in anderen Archiven und legte Akten zur Gründung der Eiringhauser Gemeinde an.

In jahrelanger Forschungsarbeit trug er Schätzchen wie die Errichtungsurkunde der Gemeinde vom 14. Oktober 1909, Protokolle einer Versammlung der Eiringhauser Bürger zum "Bau eines Gotteshauses am hiesigen Platze" 1899 und Zeitungsberichte dazu, Bilder von der Grundsteinlegung der Kirche 1912 und die Festschrift zur Einweihung 1914 oder auch alte Schriftstücke aus dem 16. Jahrhundert zusammen. "Ich denke, es ist wichtig zu dokumentieren, wo die Gemeinde herkommt", betont Karl Backhaus. Von Interesse sind für ihn deshalb alle historischen Informationen über Eiringhausen, Böddinghausen, Siesel und Pasel.

Auch den Kirchenkampf im Zweiten Weltkrieg hat der Archivar in Akten festgehalten und beschaffte sich dazu Materialien aus Berlin, unter anderem Briefwechsel zwischen den Behörden und dem couragierten Pastor Priesack, der sich weigerte, die Eiringhauser Gemeinde unter den Einfluss der Nazis zu stellen.

In der Archivbibliothek befinden sich rund 200 Bibeln, Gesangbücher, Agenden, Fest- und Zeitschriften. Einige Stücke sind Geschenke oder Leihgaben von Gemeindegliedern, und es ist erstaunlich, was für Raritäten bei so manchem Eiringhauser auf dem Dachboden über Jahre schlummerten.

Karl Backhaus ist mit der Geschichte der Eiringhauser Gemeinde verwachsen und pflegt das Archiv liebevoll und mit größter Sorgfalt. Er hat ein Faible für historische Kuriositäten: Neben dem ersten Sicherungskasten der Kirche hängt ein alter Kerzenanzünder für die großen Weihnachtsbäume, und in der Ecke steht das Harmonium, mit dem jahrelang der Kirchenchor übte. Die Möbel sind alle antik und aus dem Bestand der Gemeinde. Wenn Karl Backhaus einmal wieder Material sichtet und Nachforschungen anstellt, sitzt er an dem alten Schreibtisch von Pastor Priesack mit dessen originaler Schreibtischgarnitur aus Marmor und blickt auf den ersten Taufstein der Kirche.


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