Plettenberg. (HH) Die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen müssen voraussichtlich
74 Millionen Mark für den Zwangsarbeiter-Fonds "Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft"
aufbringen. Das sagte der Präsident des Städte- und Gemeindebunds NRW, Albert Leifert,
in Düsseldorf. Nach derzeitiger Planung sollen die Länder ein Drittel des Bundesanteils der
Stiftung übernehmen. Dies sind rund 1,6 von fünf Milliarden Mark.
Für die Stadt Plettenberg, die nachweislich ebenfalls Zwangsarbeiter beschäftigt hat und
über den städtischen Eigenbetrieb "Ostarbeiterlager" die Abrechnung für die Überlassung
der Zwangsarbeiter mit allen Betrieben,
landwirtschaftlichen Höfen und Privathaushalten durchführte, dürfte eine Forderung in der
Größenordnung von 80.000 Mark als Entschädigungsanteil fällig werden.
Nach dem bisher üblichen Verteilungsschlüssel unter den Bundesländern hatte der Städte- und
Gemeindebund für NRW einen Anteil von rund 320 Millionen Mark errechnet. 23 Prozent hiervon
müssten die Kommunen aufbringen. "Wir stehen zu unserer Verantwortung aus der Vergangenheit",
sagte Leifert.
Hans-Gerd von Lennep, Beigordneter beim Städte- und Gemeindebund, erklärte, dass über die
genaue Höhe noch weiter verhandelt werden muss.
Welche Kommune wieviel zu zahlen hat, wird ab Herbst geklärt. Von Lennep schließt aus, dass
sich die Höhe der Summe nach der Betroffenheit im Einzelfall errechnet: "Nach meiner Kenntnis
sind Archive und Datenmaterial für eine solche Berechnung zu dürftig."
Wahrscheinlich werde die Summe im kommenden Jahr pauschal von den Zuweisungen aus dem
Steuerverbund abgezogen, so dass auf dem Konto jeder Kommune weniger Geld ankommen wird.
Zur Erinnerung: Zehn Milliarden Mark Entschädigung hat die Bundesregierung den
Opferverbänden zugesagt. Davon will die Bundesregierung (und damit auch die Länder sowie
Städte und Gemeinden) 5 Milliarden Mark bereitstellen, die deutsche Wirtschaft ebenfalls
5 Milliarden Mark. Bislang sind aus den Reihen der Industrie erst 2 Milliarden Mark eingegangen.
Mindestens die Hälfte der 5-Industrie-Milliarden kann steuerlich als Betriebsausgabe abgesetzt
werden. Damit wird letztendlich der Steuerzahler etwa 7,5 der 10 Milliarden Entschädigungssumme
tragen. Am 7. März wird in den USA über den Verteilungsschlüssel weiterverhandelt.