Westfälische Rundschau 14.09.2000
Sundern beteilig sich am Fonds
für frühere Zwangsarbeiter

Von Heinz Krischer

Sundern. Als eine von bislang noch ganz wenigen Städten in Deutschland will die Stadt Sundern einen Beitrag zum "Zwangsarbeiterfonds" zahlen. Damit will die Stadt auch ein Signal an die heimische Wirtschaft senden - denn bislang sind erst zwei Unternehmen aus Sundern der Stiftung beigetreten.

Auf Vorschlag von Bürgermeister Friedhelm Wolf hatte der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Sundern das Thema "Zwangsarbeiterfonds" behandelt. In diesem Fonds, der jetzt von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" verwaltet wird, werden Gelder gesammelt, die an Sklavenarbeiter aus dem Dritten Reich gezahlt werden sollen.

Während der Nazi-Herrschaft waren in Sundern auf Bauernhöfen und in Industriebetrieben insbesondere polnische und russische Zwangsarbeiter beschäftigt. Sie waren gegen ihren Willen aus der Heimat deportiert worden und mussten für einen Hungerlohn hier arbeiten.

Die finanziellen Zahlungen aus dem Fonds sollen zumindest einen Teil des Unrechts wieder gut machen.

Deutsche Wirtschaftsunternehmen sind von ihren Verbänden aufgerufen, einen Beitrag zu diesem Fonds zu leisten. So wandte sich auch der Arnsberger IHK-Präsident Henrici an die heimischen Firmen und forderte sie auf, dem Fonds beizutreten.

Doch bislang sind in der öffentlichen Liste der Stiftungsinitiative nur zwei Firmen aus Sundern vermerkt: Tillmann-Kaltprofil und SKS Scheffer Klute. Aber auch in vielen anderen Sunderner Betrieben gab es Zwangsarbeiter.

Auch einzelne Gemeinden des früheren Amtes Sundern beschäftigten Zwangsarbeiter. "Die Stadt Sundern ist Rechtsnachfolgerin dieser Gemeinden, und deshalb müssen wir auch einen Beitrag leisten", begründete Bürgermeister Wolf seinen Vorstoß in der Hauptausschusssitzung. Die Politiker beschlossen einstimmig, dass die Stadt den symbolischen Betrag von 30 000 DM zahlen solle.

Solch eine Auffassung ist längst nicht die Regel. So gab es am Dienstag bei der Tagung einer Arbeitsgemeinschaft des Städte- und Gemeindebundes in Sundern viel Beifall für die Auffassung, dass Kommunen diesem Fonds nicht beitreten sollen. Auch das Präsidium des Städte- und Gemeindebundes befasste sich mit diesem Thema. Man erkennt zwar die Wichtigkeit des Fonds an - doch eine Empfehlung, dass die Städte dort beitreten sollen, gibt es nicht. Im Gegenteil: "Mit Befremden" werden seitens des Präsidiums Forderungen der Wirtschaft zur Kenntnis genommen, dass auch kommunale Unternehmen in den Fonds einzahlen sollen und dies den Beitrag der Wirtschaft mindern soll.