"Kleinstadt-Alltag im II. Weltkrieg"
Geschichts-Projekt der Klasse 9b des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Plettenberg im Rahmen des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte 1982/83 der Körber-Stiftung
Polymnia Konstantinidou/Dimitra Xanthopoulou: Möchte man etwas über die damaligen Zwangsarbeiter erfahren, so stößt man auf Ablehnung, Widerwillen oder gar auf Widerstand. Es ist verständlich, daß nur wenige der heute alten und älteren Menschen sich zurückerinnern wollen. Nach 1936 wurden Polen und Sowjetrussen (unter den Zwangsarbeitern waren auch andere Nationalitäten vertreten, doch die Zahl der Polen und Sowjetrussen überwiegte), die in deutscher Gefangenschaft waren, als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie übernahmen Schwerstarbeit und mußten damit rechnen, daß sie gewaltsam behandelt werden, falls sie auch nur den geringsten Widerstand leisten würden. Sie lebten in Lagern und waren von der deutschen Bevlkerung isoliert. Im Laufe der Zeit verschärften sich die Bedingungen, unter denen sie leben mußten. Sie bekamen nichts für ihre Arbeit, außer einer Ration bzw. Portion, die gerade zum Leben reichte, und von deutschen Arbeitern ausgeteilt wurde. Bestimmte Läden für diese Arbeiter gab es nicht, wie es beispielsweise bei den Juden war. Ein Fall, der damals ziemlich viel Aufsehen erregte, und der deutschen Bevölkerung die unmenschliche Behandlung der Zwangsarbeiter erstmals vor Augen führte, war die Ermordung eines Arbeiters durch den damaligen Leiter der Werdohler Polizei. Er (der Zwangsarbeiter) hatte eine halbe Schnitte Brot, die ihm nicht gehört haben soll, gegessen. Der größte Teil der deutschen Bevölkerung hatte gegenüber den Zwangsarbeitern weder Haß noch Vorurteile, ganz im Gegenteil, man half ihnen oft und gern, nur waren diese Hilfeversuche von den Aufsichtspersonen überschattet, und auf die Zusammenkunft am Arbeitsplatz beschränkt. Die Zwangsarbeiter durften weder eine Kirche noch sonstige Veranstaltungen besuchen. Sie hatten nicht das Recht, ihre Meinung zu äußern oder sich außerhalb der von ihnen bewohnten Lager sehen zu lassen, wenn es nicht unbedingt sein mußte.
(Nach Mitteilungen von Egon Löckemann, 75 Jahre, Werdohl) Titel: Kleinstadt-Alltag im II. Weltkrieg Fundort: Privatarchiv Horst Hassel, Kopierte Fassung, 32 Seiten Seite 26: Zwangsarbeiter in Deutschland während des II. Weltkriegs Autor: Polymnia Konstantinidou/Dimitra Xanthopoulou
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