Erben einer Plettenberger Gesenkschmiede machen Opfer ausfindig - Appell an heimische Industrie
Zwangsarbeiter - Suche beginnt im Sauerland
von Horst Hassel
Während die Bundesdiplomatie in den USA um Millarden an
Zwangsarbeiter-Entschädigungen feilscht, hat Diplompsychologe Eckhardt
Brockhaus aus Fuldabrück, Mitgesellschafter des mittelständischen
Unternehmens Brockhaus Söhne aus dem Sauerland, längst begonnen, in
Eigeninitiative ehemalige Zwangsarbeiter des Unternehmens in der Ukraine
zu entschädigen.
Eckhardt Brockhaus wartete nicht, bis die Bundesregierung oder die eigene
Unternehmensleitung Wege zwischen moralischer und tatsächlicher Verantwortung
ausgelotet und über angemessene Wiedergutmachung verhandelt hatte. Mit
Adressen ehemaliger Zwangsarbeiter im Gepäck, machte sich Brockhaus in der
Ukraine auf die Suche nach den betroffenen Menschen.
Ein inzwischen verstorbener ukrainischer Zwangsarbeiter, der 1997 für die
Jahre der Zwangsarbeit im sauerländischen Unternehmen schriftliche
Bestätigung suchte, konfrontierte Eckhardt Brockhaus erstmals hautnah mit
der Erkenntnis, als Miterbe des Unternehmens ungewollt auch zu den
Profiteuren der Zwangsarbeit zu gehören.
Der Ruf von Eckhardt Brockhaus an die gesamte mittelständische Plettenberger
Industrie, in der rund 1500 Zwangsarbeiter eingesetzt waren, sich an einem
gemeinsamen Fonds zur kollektiven Wiedergutmachung zu beteiligen, verhallte
bislang. Erfolgreicher war da seine Suche nach betroffenen Menschen in der
Ukraine.
Selbst erst 1945 geboren, erfuhr Eckhardt Brockhaus von den ehemaligen
Zwangsarbeitern, was ihnen im Alter von 15, 16 oder 17 Jahren widerfahren
ist. Er hörte von Erinnerungen an die Jahre 1942 bis 1945 im Plettenberger
Ostarbeiterlager, erfuhr Details vom harten Arbeitsalltag in der elterlichen
Gesenkschmiede, aber auch von Begegnungen mit hilfsbereiten Arbeitskollegen
oder Nachbarn.
Hilfsbereit zeigte sich auch Eckhardt Brockhaus. Gemeinsam mit seiner
Schwester Gudrun setzte er aus privatem Vermögen den ehemaligen Zwangsarbeitern
des elterlichen Unternehmens eine Rente von 100 Mark/Monat aus - ohne
Entschädigungsverhandlungen, ohne gesetzliche Grundlagen, einfach aus der
ganz persönlichen, moralischen Verantwortung eines überzeugten Christen
heraus. |