Westfälische Rundschau 03.03.2000

Das traurige Fazit: "Ostarbeiter gequält, Frauen vergewaltigt"

Meggen/Maumke. (sen) "Die Zwangsarbeiter der Grube Sachtleben führten in dem Ostarbeiterlager der Firma in Maumke ein Leben, das eines Menschen nicht würdig war. Sie wurden von den Wächtern des Lagers schickaniert und geqäult. Das machten Leute, die heute angesehene Bürger sind und deren Vergangenheit totgeschwiegen wird".

Dieses traurige Fazit zogen Schülerinnen und Schüler des 10. Schuljahres der Anne-Frank-Hauptschule in Lennestadt, die sich 1985 unter der Leitung ihres damaligen Klassenlehrers Jochen Pfeiffer aus Meggen mit dem Thema "Russenfriedhof in Maumke" beschäftigten. Die jungen Leute befragten damalige Zeitzeugen, erkundeten das Leben und Sterben der Fremdarbeiter und übernahmen die Pflege des Russenfriedhofs.

Damals gab es ein dickes Lob für die Klasse 10 b von der Stadtverwaltung Lennestadt. Und Ralf Zöllner vom Ordnungsamt schickte sogar von der Stadtkasse 50 DM für die Klassenkasse. In einem Brief ließ er die Schülerinnen und Schüler wissen: "Eure Arbeiten finde ich unheimlich stark, weil ich meine, dass jeder aus den Erfahrungen dieser Zeit lernen sollte". Als es am 2. Februar um die Entschädigung von Zwangsarbeitern im Rat der Stadt ging, wurde nur eine Kompromiss-Resolution ohne konkrete Aussage beschlossen.

Die Klasse 10 b führte damals über mehrere Wochen Gespräche mit Zeitzeugen. "Die Resultate", so urteilt heute Jochen Pfeiffer gegenüber der WR, "sind zwar keine historischen Dokumente, sondern eher Zufallsergebnisse". Dennoch sind die Resultate aufschlußreich, geben einen Einblick in das Leben der Zwangsarbeiter rund um die Grube der Firma Sachtleben.

Danach lebten die Arbeiter in armseligen Baracken, in Zimmern mit 20 Menschen. Feuchte Unterkünfte machten ihnen das Leben schwer. In den schmudeligen Räumen machten sich Läuse, Ungeziefer und Ratten breit. Schlafen konnte man nur auf Strohsäcken oder Holzbetten. Die Arbeiterinnen mußten in dunklen Kellern für die Kantine Kartoffeln schälen.

"Den Russen", so steht es in einer Niederschrift, "wurde das Leben zur Hölle gemacht. Sie wurden getreten, geschlagen und zu Tode geprügelt oder totgeschlagen, andere in den Selbstmord getrieben. Sie starben zum Teil an Schwäche oder in der Grube an Kohlendioxydvergiftungen. Russinnen wurden von den Lagerführern brutal vergewaltigt".

Die Zwangsarbeiter mußten "Schwerstarbeit leisten und bekamen meist das Essen, was normal für Schweine bestimmt war: Kappes, einfaches Brot und Steckrüben".