Bereitschaft zu
Zahlungen erklärt
Kreis Lippe (da). Sofern im Verantwortungsbereich des heutigen Kreises Lippe oder
in seinen Kommunen während des NS-Regimes Zwangsarbeiter beschäftigt wurden,
können diese mit finanziellen Leistungen rechnen. Der Kreistag beschloss gestern auf
Antrag der SPD-Fraktion und gegen die Stimmen der Freien Wählergemeinschaft (FWG),
sich angemessen an dem Entschädigungsfonds zu beteiligen.
Gleichzeitig wurde die Kreisverwaltung mit der Recherche beauftragt, ob und in welchem
Maße Zwangsarbeiter in Lippe im Einsatz waren. Dabei sei insbesondere auch die
Situation des Kriegsgefangenenlagers in Stukenbrock zu berücksichtigen, heißt
es in dem Papier dazu. Weitere Informationen erhofft man sich außerdem von dem
Projekt "Militär und Rüstung in Lippe", das dieses Thema unter
Federführung des Landesverbandes gegenwärtig wissenschaftlich aufarbeitet.
SPD-Kreistagsmitglied Udo Haushalter bedauerte ausdrücklich, dass sich die
verantwortlichen Politiker erst 55 Jahre nach Kriegsende mit dieser Frage beschäftigten.
Andere Städte, wie zum Beispiel Paderborn, hätten die Initiative schon eher
ergriffen. Entschieden wandte sich Haushalter gegen jede Art der Aufrechnung mit
Unrechtstaten der Siegermächte, da diese zwangsläufig zum Versuch der
Rechtfertigung führe. Diese Initiative verstehe er, Haushalter, als ein Zeichen
für die Bereitschaft, die eigene Geschichte nicht zu vergessen und sich der
gemeinsamen Verantwortung zu stellen. Die umso mehr, als es viele Beispiele der
Versöhnung auf Seiten der damalige Opfer gebe.
Wilma Gläsker (Die Grünen) machte darauf aufmerksam, dass die heutige Generation
ein später Nutznießer der Zwangsarbeit sei. Es sei nicht möglich, das
Unrecht wieder gutzumachen, wohl aber könne man ein Zeichen setzen. Dirk Tolkemitt
(CDU) betonte, dass es nicht um die Frage persönlicher Schuld gehe, sondern um die
Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Während Frank
Schäffler (FDP) ebenfalls seine Zustimmung zu dem Antrag erklärte,
äußerten sich die FWG-Vertreter nicht zu den Gründen für die
Ablehnung.