Iserlohner Kreisanzeiger (IKZ) vom 14.06.2000
An Maschinen gekettet oder gut behandelt

Altena. (Henk) 15 000 bis 20 000 Zwangsarbeiter waren nach Schätzungen des Kreisarchivs bei verschiedenen Firmen im Kreis beschäftigt. 14 000 Namen sind erfasst. Wie sie genau gelebt haben, dass soll ab Mai 2001 eine Ausstellung im Deutschen Drahtmuseum in Altena zeigen.

Projektleiter Ulrich Biroth vom Kreisarchiv sowie seine Kollegen aus den Stadtarchiven aller 15 Städte und Gemeinden des Kreises helfen mit, die Geschichte der Zwangsarbeiter im Kreis aufzuarbeiten. Ausgelöst wurden die Aktivitäten durch die sich mehrenden Anfragen von ehemaligen Zwangsarbeitern vor allem aus der Ukraine und Russland. Sie benötigten vielfach Nachweise für ihre Renten- oder Entschädigungsanträge. Alle im Kreis verfügbaren Daten und Listen wurden in einem Zentralarchiv beim Kreis zusammengefasst.

"Dort sind bis jetzt 14 000 Namen ehemaliger Zwangsarbeiter registriert. In bis zu 90 Prozent der Fälle können wir nun innerhalb weniger Minuten Auskunft darüber geben, ob, wann und wie lange jemand als Zwangsarbeiter in einer der damaligen Firmen gearbeitet hat", so Ulrich Biroth.

Der Projektleiter fügt hinzu: "Alle seinerzeit im Kreisgebiet produzierenden Unternehmen hatten Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene beschäftigt." Gleichwohl sei die für das kommende Jahr geplante Ausstellung nicht als Anklage gedacht. Sie soll vielmehr vor allem den Jugendlichen zeigen, wie die Fremdarbeiter damals gelebt und gearbeitet haben.

Biroth: "Es gab große Unterschiede. In einigen Firmen wurden sie an die Maschinen gekettet. Andere bewahrten nach der Befreiung ihre Arbeitgeber sogar vor Plünderungen." Und mit dem Ende der Zwangsarbeit war für viele die Odyssee noch lange nicht beendet. "... und nach Hause, in die Ukraine, kam ich 1950", schrieb einer der damaligen Zwangsarbeiter ans Kreisarchiv. Und deshalb wurde die Ausstellung auch unter diesen Titel gestellt, sie zeigt die Entwicklung bis in die Gegenwart Die im Drahtmuseum im Mai und Juni 2001 gezeigte Ausstellung soll anschließend als Wander-Schau in die Städte gehen, die sie jeweils mit lokalen Schwerpunkten ergänzen können. Das Kreisarchiv ist dankbar für Material aus privatem Fundus. Wer Fotos, Dokumente oder Briefe leihweise zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 02352/966-7056 melden.