WR vom 05.11.1999 | ||
Zwangsarbeiter: IG Metall sucht Gespräch |
||
Plettenberg. (HH) "Vom Grundsatz her unterstützen wir als Gewerkschaft das, was Eckhardt Brockhaus für die ehemaligen Zwangsarbeiter in Osteuropa macht", sagte jetzt IG-Metall-Geschäftsführer Peter Kürschner. Im Gespräch mit Vertretern betroffener mittelständischer Unternehmen will Kürschner demnächst "im kleinen Kreis" über weitere Schritte beraten.
Unabhängig von den Verhandlungen der Bundesregierung über Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter hatte Diplom-Psychologe Eckhardt Brockhaus sich in der Ukraine auf die Suche nach ehemaligen Ostarbeitern gemacht (die WR berichtete). Bereits im Januar hatte die IG-Metall-Zentrale in Frankfurt angekündigt, sich in allen Betrieben um die Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeitern aus der NS-Zeit zu kümmern. Zu diesem Zweck ist allen 180 Verwaltungsstellen im Bundesgebiet eine Liste mit den Namen der Betriebe zugesandt worden, die Zwangsarbeiter beschäftigt hatten. Peter Kürschner von der heimischen Verwaltungsstelle der IG Metall hat inzwischen mit Dr. Christian Schuppener, dem Geschäftsführer der Firma Brockhaus Söhne, erste Gespräche geführt. In den nächsten Wochen will Kürschner versuchen, mit weiteren mittelständischen Unternehmen zu sprechen. Über eventuelle konkrete Maßnahmen sollte dann "im kleinen Kreis" gesprochen werden, bevor man an die Öffentlichkeit gehe. Auch Werner Sülberg, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Mittel-Lenne, ist von Peter Kürschner in Sachen Zwangsarbeiter angesprochen worden. Auf Anfrage der WR berichtete Werner Sülberg aus Iserlohn, er habe beim Aufkommen der Diskussion um die Entschädigung der Zwangsarbeiter zunächst versucht, die Rechtslage zu klären. Dabei habe er herausgefunden, dass die Zwangsarbeiter seinerzeit von den Betrieben regulär entlohnt worden sind. "Dass die Ostarbeiter den ihnen zustehenden Teil dieses Lohnes vom damaligen Staat nicht bekommen haben, haben die Arbeitgeber nicht zu verantworten", sieht Sülberg die Betriebe hier nicht in der Verantwortung. Dass heimische Betriebe von sich aus Entschädigungsaktivitäten entwickelt hätten, ist Sülberg nicht bekannt. Auf Verbandsebene sei über das Thema, bisher jedenfalls, nicht diskutiert worden. "Erst wenn Firmen an uns herantreten und um Unterstützung und Beratung in Sachen Ostarbeiter bitten, würden wir aktiv werden", sieht Werner Sülberg derzeit keinen Handlungsbedarf.
|