Neue Westfälische, Freitag, 17. März 2000 "Die Opfer haben keine Zeit mehr" Ehemalige Zwangsarbeiter jetzt entschädigen
Kreis Höxter. "Es liegt im ureigensten Interesse der Wirtschaft, das dunkle Kapitel
der Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus zu beenden und die überlebenden Opfer
zu entschädigen. Die Unternehmen der Region, die von Zwangsarbeit profitiert haben, müssen
sich ihrer Verantwortung stellen." Mit diesen Worten appelliert der SPD-Bundestagsabgeordnete
Rainer Brinkmann an die betroffenen Firmen, ihren Beitrag zu leisten. "Wenn das nicht
geschieht, schadet das dem Ansehen der Wirtschaft insgesamt."
Brinkmann weist darauf hin, dass zwischenzeitlich die öffentliche Hand von der
Bundesregierung bis zu den Gemeinden ihren Beitrag zugesagt hat. Damit leisten auch die
Städte im Kreis Höxter ihren Beitrag zur Teilwiedergutmachung gegenüber den Zwangsarbeitern
aus der Nazizeit. Nach seiner Ansicht ist es jetzt notwendig, auch nach außen hin geschlossen
den Willen zur Entschädigung zu dokumentieren. Nachdem sich schon mehrere Betriebe zu der
Leistung bereiterklärt hätten, dürfe jetzt nicht Kleinmut die Entscheidung bestimmen. Es
sei wirtschaftlich den Betrieben zuzumuten und gleiche nur einen Teil der wirtschaftlichen
Vorteile aus, die die Betriebe durch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern gehabt hätten.
"Nichts wäre fataler", unterstreicht Brinkmann, als wenn der Eindruck entstünde, hier wollten
manche Unternehmen auf Zeit spielen." Ohnehin ist nach seiner Überzeugung viel zu lange
gewartet worden, bis konkrete Schritte zur finanziellen Wiedergutmachung dieses Unrechts
unternommen wurden. Brinkmann: "Die überlebenden Opfer haben keine Zeit mehr. Deshalb sollten
Wirtschaft und Kommunen jetzt das richtige Signal für die Versöhnung geben."
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