Neue Westfälische vom 02. Oktober 2000 Zwangsarbeiter-Fonds: Stadt zahlt 150.000 Mark Rat beschließt freiwillige Leistung einstimmig
Gütersloh (los). Die Stadt Gütersloh und ihre Firmen-Tochter Stadtwerke
Gütersloh GmbH zahlen insgesamt 150.000 Mark in den Zwangsarbeiter-Fonds ein.
Dies hat der Rat ohne jede weitere Aussprache am Freitagabend einstimmig beschlossen.
Die Fraktion Bündnis '90/Die Grünen hatten das Thema schon vor einigen Monaten
angestoßen. Die Entscheidung war zurückgestellt worden, weil noch unklar war,
inwieweit sich der Städte- und Gemeindebund stellvertretend für alle Kommunen an
dem Fonds für ehemalige Zwangsarbeiter in der Nazi-Zeit beteiligen würde. Inzwischen
ist aber klar, dass der staatliche 5-Milliarden-Mark-Anteil an dem Fonds vom Bund
allein aufgebracht wird. Die Grünen hatten deshalb vorgeschlagen, dass sich die
Stadt freiwillig mit 150 Mark an dem Fonds beteiligen solle.
Bürgermeisterin Maria Unger schloss sich dieser Auffassung an. Nach Beratung mit
den Vorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Fraktionen schlug sie vor, dass die
Stadt selbst entsprechend einem auch anderenorts angewandten Schlüssel von einer
Mark je Einwohner 100.000 Mark und der ehemals stadteigene Betrieb Stadtwerke
Gütersloh GmbH (SWG) sich mit einem Betrag von 50.000 Mark an dem Fonds beteiligen
solle. Dies stehe in Gütersloh in einer guten Tradition, da das Thema Zwangsarbeit
bereits seit Beginn der 90er Jahre, zunächst durch die Initiative der Anne-Frank-Schule,
ab 1994 auch in der Verantwortung von Rat und Verwaltung Thema von Forschungs- und
Dokumentationsarbeit sei. Außerdem sei von engagierten Bürgern wichtige
Versöhnungsarbeit geleistet worden. Besonders beeindruckt habe sie dabei, so
Bürgermeisterin Maria Unger, die Begegnung mit ehemaligen Zwangsarbeitern aus
der Ukraine, Polen und den Niederlanden in den Jahren von 1996 bis 1998. "Die Stadt
und ihre Bürger haben damit ein deutlichen Zeichen der Bereitschaft zur Übernahme
historischer und moralischer Verantwortung gesetzt", so Maria Unger.
Der Rat schloss sich der Auffassung der Bürgermeisterin einstimmig an. Bei der
Abstimmung enthileten sich in der CDU-Fraktion allerdings fünf Mitglieder ihrer Stimme.
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