Mit 18 stirbt man doch nicht!?
Wenn Lehrer Martin Zimmer jeweils im November mit seinen
Grundschülern auf den Ohler Friedhof ging, um die Grabplatten der sogenannten
"Russengräber" mit Wurzelbürste und Wasser zu reinigen, stellten
die Kinder viele Fragen. Zunächst versuchten sie zu ergründen, was denn
Bezeichnungen wie "ZR", "KGF" oder "ZP" auf den Grabsteinen bedeuten.
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![]() 1999: "Russen-Gräber" auf dem Ohler Friedhof |
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Martin Zimmer erklärte die Abkürzungen: "ZR" steht für "Zivilrusse",
"ZP" für "Zivilpole", also für
meist sehr junge Menschen, die von deutschen Truppen in der Ukraine,
Weißrußland, Rußland, Moldawien, dem Baltikum, aus Polen usw. als
Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt, in Zwangsarbeiterlagern
untergebracht und in Betrieben zur Produktion von Rüstungsteilen gezwungen
wurden. In Plettenberg gab es ein Dutzend solcher "Ostarbeiterlager".
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Die jungen Schüler versuchen nach dem Reinigen der Grabsteine mühsam die
Inschriften zu entziffern. Eine Schülerin beginnt an Hand der in den Stein
gemeißelten Geburts- und Sterbedaten zu rechnen - geboren 1926,
gestorben 1944 - "Mit 18 stirbt man doch nicht!?"
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![]() Alexander Dimitriew 16.05.1944 |
Die in russischer (kyrillischer) Schrift eingravierte Inschrift auf dem Obelisken, dem sogenannten "Russenstein", auf dem Ohler Friedhof lautet: "Hier liegen Sowjetbürger begraben, die in faschistischer Unfreiheit gestorben sind 1941-1945". Ein ursprünglich aus rotem Stein am Obelisken angebrachter roter Stern fehlt heute. |