Mangels Namen keine Zwangsarbeit-Entschädigung
Stadt bekennt sich grundsätzlich zu Verantwortung

Die Stadt Frankenthal begrüßt die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter unter der NS-Herrschaft. Oberbürgermeister Theo Wieder sieht zugleich derzeit für die Stadt keine Möglichkeit, diejenigen Zwangsarbeiter, die bei der Stadt Frankenthal eingesetzt waren, auf direktem Wege zu entschädigen.

Der Frankenthaler Paul Theobald hatte dies von der Stadtverwaltung im Rahmen der Einwohnerfragestunde wissen wollen. Laut Wieder gibt es aus den Jahren 1939 bis 1943 keine Unterlagen mehr hierzu und aus den Jahren 1944 bis 1945 werde in den Akten nur erwähnt, dass die Stadt Fremdarbeiter eingesetzt hat, nicht jedoch deren Anzahl und auch keine Namen.

"Die Stadt steht zur moralisch-ethischen Verantwortung gegenüber den Zwangsarbeitern", so Wieder. Daher habe der Stadtrat auch beschlossen, dass die Frankenthaler NS-Geschichte und der Leidensweg von Betroffenen wissenschaftlich aufgearbeitet wird.
Über den Umweg geringerer Steuereinnahmen - da die Unternehmen ihren Anteil an den 10 Milliarden Mark Entschädigungssumme abschreiben dürfen - werden die Kommunen laut dem OB ihren Obolus zum Fonds beitragen. Außerdem werde dies über die Beteiligung der Bundesländer, über die noch diskutiert wird, geschehen.

Die Frage des Bürgers, "Wie beurteilt die Stadt Frankenthal die Nichtbeteiligung von hiesigen Unternehmen am Entschädigungsfonds?" beantwortete Wieder dahingehend, dass der Verwaltung hierüber nichts bekannt sei und dies daher auch nicht beurteilt werden könnte. Es sei eigenständige Entscheidung der Unternehmen, ob sie sich der Stiftungsinitiative anschließen. (tb)

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Samstag, 4. März 2000