WR Hagen vom 30.06.2000

Bekenntnis zur moralischen Vergangenheit

Hagen. "Verantwortung gemeinsam übernehmen". Mit dem Beitritt zur Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" bekennt sich die Elektromark AG in Hagen "zu ihrer historischen und moralischen Verantwortung" im Zusammenhang mit dem Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in den Elek-tromark-Kraftwerken in den Jahren 1940 bis 1945.
Wie schon Anfang des Jahres zugesichert, stellt Elektromark jetzt als Geste der Versöhnung der Initiative finan-zielle Mittel in Höhe von 400 000 DM zur Verfügung.

Wie aus Beständen öffentlicher Archive und internen Unterlagen hervorgeht, hat unter anderen auch Elektromark Zwangsarbeiter angefordert und eingestellt, damit weiterhin eine gesicherte Stromversorgung gewährleistet war.

In einer Presseerklärung heißt es: "Durch die Einberufung vieler Mitarbeiter zum Kriegsdienst mussten besonders in Werdohl-Elverlingsen und Herdecke Engpässe überwunden werden. Der Personalbedarf steigerte sich durch die veränderten Leistungsanforderungen sowie ein erhöhter Bedarf an Reparatur- und Neubauarbeiten. Aus diesem Grund war das Einstellen von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen unumgänglich, damit weiterhin die Aufrechterhaltung eines gesicherten Betriebes vorhanden war".

Ende der zwanziger Jahre galt Elektromark als eines der modernsten Energieversorgungsunternehmen der Weimarer Republik.

Nach der Gründung 1906 und nach zügigem Ausbau des Stromverteilungsnetzes, lieferten die 1908 und 1912 errichteten Kraftwerksanlagen in Herdecke und Werdohl-Elverlingsen Strom in das 1000 Quadratkilometer große Netzgebiet.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden bereits im März 1933 der Elektromark-Vorstand, Aufsichtsrat sowie Teile der Belegschaft aus politischen Gründen entlassen. Nachdem der Strombedarf in der Weltwirtschaftskrise zurückgegangen war, erreichte er unter der neu eingesetzten Unternehmensleitung bereits wieder 1935 seinen Höchststand von 1929.

Die Elektromark bekennt sich, wie sie in einer Stellungnahme erklärt, zu der historischen und moralischen Verantwortung. Außerdem sieht Elektromark das im dritten Reich begangene Unrecht als Teil der 94-jährigen Firmengeschichte an.