Beitrag: Entschädigungsinitiative für Zwangsarbeiter;
Autorin: Margit Eberlein
Die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter steht am
Mittwoch wieder einmal auf der Tagesordnung: Das
Bundeskabinett befasst sich mit dem Gesetzentwurf über
die Errichtung einer Stiftung mit dem Namen “Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft”. Sie soll die Aufgabe
übernehmen, die Gelder aus dem zehn Millionen Mark
umfassenden Fonds zu verteilen. Noch hat die deutsche
Industrie ihren Anteil nur zu einem geringen Teil
eingezahlt.
Sehr viel unbürokratischer und schneller sind zwei
Privatpersonen in Deutschland vorgegangen. Deutschland
heute berichtet von ihrer Initiative:
Eine kleine Industriestadt im Sauerland. So gut wie
jeder Betrieb in Plettenberg hat zwischen 1942 und 45
Zwangsarbeiter beschäftigt. Nicht mehr und nicht weniger
als andere deutsche Städte. In der Gesenkschmiede
Brockhaus & Söhne, noch heute in Familienbesitz,
arbeiteten in dieser Zeit 80 Zwangsarbeiter.
Gudrun Brockhaus, Psychologin
"Bei uns zu Hause wurde wie wohl überall
über die Nazizeit sehr wenig - fast gar nicht -
gesprochen. Aber ab und zu wurde eben etwas erzählt
von den Ostarbeitern, von den Zwangsarbeitern. Und ich
hab das nie so politisch verstanden oder eingeordnet,
aber gewusst habe ich es schon als Kind."
Gudrun Brockhaus lebt in München und hat mit der
Firma ihres Vaters nichts mehr zu tun. Trotzdem stellte
sie letztes Jahr aus ihrem Privatvermögen 80.000 DM für
eine Rentenzahlung an Brockhaus-Zwangsarbeiter zur
Verfügung.
Gudrun Brockhaus, Psychologin
"Am Anfang waren wir sehr optimistisch und
haben gedacht: Wir finden die Leute, wir geben ihnen
das Geld. Und haben gedacht: ein Jahr oder was - das
ist schon gut gerechnet."
Doch die Suche nach aktuellen Adressen ehemaliger
Zwangsarbeiter erwies sich als schwieriger als gedacht.
Erste Spuren fanden sich im Plettenberger Stadtarchiv:
Dort lagern 1.700 Karteikarten, darunter auch 80 von
Zwangsarbeitern der Firma Brockhaus.
Der größte Teil kam wie auch bei anderen Firmen der
Stadt aus der Ukraine. Sie waren halbe Kinder, als sie
nach Deutschland verschleppt wurden. Das, und die
persönlichen Daten der Zwangsarbeiter gab die Kartei
preis. |