Potsdamer Neueste Nachrichten vom 24.08.2001 Zwangsarbeiter-Entschädigung: Polnische NS-Opfer erhalten Ausgleichszahlung
Bundesstiftung will Schaden durch schlechten Wechselkurs begrenzen
Ch. B.
Die ehemaligen polnischen NS-Zwangsarbeiter werden einen Ausgleich für den ungünstigen
Umtauschkurs ihrer ersten Entschädigungsrate erhalten. Das ist das Ergebnis eines
mehrstündigen Gesprächs zwischen der Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"
und der Partnerorganisation "Polnisch-Deutsche Aussöhnung" am Donnerstag in Warschau.
Über ein Datum für die Sonderzahlung, deren Höhe und Finanzierung wollen sich die beiden
Stiftungsvorsitzenden, Michael Jansen und Witold Krochmal Mitte September in Berlin
verständigen. "Wir möchten die Nachteile für die betroffenen Opfer möglichst gering halten",
sagte Jansen nach dem Treffen. Im Interesse einer einvernehmlichen Lösung kann sich der
Vorstandsvorsitzende vorstellen, dass die Bundesstiftung einen Teil ihrer Zinserträge aus
der Umtauschaktion im Juni als einmalige Zahlung den ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern
zur Verfügung stellt.
Auf Wunsch der polnischen Partnerorganisation wurde die erste Entschädigungsrate in Höhe von 1,3 Milliarden Mark in die Landeswährung Zloty getauscht und nicht in Mark ausgezahlt. Allerdings war der Wechselkurs zu diesem Zeitpunkt ungünstig. Dadurch ist den Opfern vermutlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Der stellvertretende polnische Ministerpräsident Janusz Steinhoff hatte daraufhin nicht nur die Bundesstiftung kritisiert, sondern auch der Stiftung seines Landes einen "Mangel an Professionalität" vorgeworfen. Wenige Tage später musste der Vorsitzende Bartosz Jalowiecki sein Amt aufgeben.
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