Quelle: WR (Westfälische Rundschau) vom 17.05.2002 - Von Bernd Maus

Schützen setzten Akzente für die Entwicklung des Dorfes


Der Vorstand des Schützenvereins mit dem Vorsitzenden Lothar Marienfeld (vorne, Mitte) und dem Ehrenvorsitzenden Paul Sönnecken (rechts daneben) sowie das Offizierskorps mit Oberst Reinhard Lepper (vorne links) im 75. Jubiläumsjahr. (WR-Bilder: Archiv Schützenverein Landemert)

Plettenberg. 1927. Zaghafte Versuche der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsolidierung nach dem Ersten Weltkrieg. Inflation, Reparationslasten, das Deutsche Reich in politischer Unruhe und Zerrissenheit. Ausgerechnet in diesen unsicheren Zeiten fassten junge Männer in Landemert den mutigen Entschluss zur Gründung des "Schützenvereins Landemert 1927 e.V.".

Heute feiern Landemerts Schützen ihr 75. Vereinsjubiläum. In den siebeneinhalb Jahrzehnten hat der Schützenverein die gemeindliche und gesellschaftliche Entwicklung des Dorfes so maßgeblich beeinflusst wie kein anderer Verein oder Verband am Ort. Der Schützenverein "schmiedete" die Bevölkerung zusammen, selbst in schweren Zeiten. Dank des Zusammenhalts unter den Bürgern wurde manches Vorhaben in die Tat umgesetzt - stets zum Wohle der Gemeinschaft.

Ehrenvorsitzender Paul Sönnecken, ein Mann der ersten Stunde erinnert sich im Vorwort der zum Jubiläum erschienenen Chronik: "An Opferbereitschaft und Einsatzwillen ließ man es nie mangeln. Sichtbare Anlagen und bauliche Umgestaltung und Erscheinung auch des Dorfbildes legen dafür beredtes Zeugnis ab." Nur das kontinuierliche Weiterreichen von Verantwortung und Führungsaufgaben durch stetige planvolle Verjüngung der Gremien, weiß Sönnecken, sei der Garant für eine gedeihliche Zukunft. "Bei Wahrung der finanziellen Sicherung und einer pfleglichen, von gegenseitigem Respekt getragenen Gemeinschaft ist dem Verein eine gute Zukunft beschieden", ist sich der Ehrenvorsitzende sicher.

An dieser Stelle die Geschichte des Schützenvereins Landemert skizzieren zu wollen, ist müßig. In vierjähriger redaktioneller Arbeit haben der heutige Vereinsvorsitzende Lothar Marienfeld, Burkhard Blume, Klaus Feldmann, Alexander Käsebrink, Karl-Ernst Reiser und Edwin Schulte Fotodokumente, Schriftstücke, Geschichte und Geschichten zusammengetragen. Allein 6000 Fotos wurden gesichtet; in Gesprächen mit älteren Dorfbewohnern als Zeitzeugen wurden die Lücken geschlossen, über die kein Archivmaterial mehr vorliegt.

All diese Mosaiksteinchen fügte die Chronik-Redaktion zu einem prächtigen Ganzen zusammen. 120 Seiten im DIN-A-4-Format, ansprechend gestaltet, prallvoll mit der Historie des Schützenvereins und des Dorfes Landemert. Vorstände, Schützenkönige und -königinnen, die einzelnen Kommissionen von Kinderschützen über Biergericht bis Offizierskorps, Hallenbau, Schießstand, Orden und Ehrenzeichen, Impressionen vom Stadtschützenfest 1997 und viele Kapitel mehr, das Ganze garniert mit Anekdoten, interessant und zugleich amüsant zu schmökern.

Beispielsweise die Anmerkung zum letzten Absatz des Paragrafen 18 der ersten Vereinssatzung von 1927. "Schützen, welche vor dem Schießen dem Alkohol zuviel zugesprochen haben, werden vom Schießen ausgeschlossen", hieß es dort. Der Passus wurde wenig später aus der "Gebrauchsanweisung für die tägliche Vereinsarbeit" gestrichen. Mit der Kommentierung dieser Tatsache fühlen sich die Chronisten schlicht überfordert: "Hier besteht sicherlich noch Aufklärungsbedarf. . ."

Auch die Nachbarvereine und -gruppen im Dorf, allesamt den Schützen eng verbunden, werden gewürdigt: Tambourkorps (1907 gegründet und damit ältester Verein Landemerts mit einer bisher nie veröffentlichten Chronik Paul Sönneckens aus dem Jahr 1998), Silvestersänger, Ferienlager Lülsdorf/Ranzel, Feuerwehr, TuS Landemert und Kirchen - nichts und niemand bleibt unerwähnt.

Dabei kommt die Chronik, deren Umschlag eine Handskizze des Plettenberger Malers Peter Krasemann für dessen Wandbild in der Gemeinschaftshalle ziert, gänzlich ohne Anzeigen aus. Die Gönner sind unter "Wir bedanken uns bei" dezent auf der letzten Seite aufgelistet.

Zu haben ist die Chronik zum Preis von 10 Euro auch während des Jubiläums-Schützenfests bei den Vorstandsmitgliedern Lothar Marienfeld, Edwin Schulte und Klaus Feldmann sowie im Gasthof Käsebrink.


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