Freiw. Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim
gegr. 1908

Bereits vor der Gründung einer eigenständigen Feuerwehr im Oestertal wurde anläßlich verschiedentlicher Brände in den Ortsbereichen Himmelmert, Kückelheim und Oesterau die Notwendigkeit eines wirkungsvolleren Brandschutzes immer dringender. Der damalige Amtmann Struchtemeier von der Amtsverwaltung Plettenberg schlug deshalb die Gründung einer eigenen Wehr für das Oestertal vor, wobei er insbesondere vom Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Plettenberg-Holthausen unterstützt wurde, zu deren Löschgebiet bis dahin ein Teil des Oestertales gehörte. Während die Bewohner von Himmelmert und Kückelheim diesen Vorschlag unterstützten, zeigten die Bewohner des unteren Tales aus nicht näher bekannten Gründen zunächst wenig Interesse für die Bildung eines solchen Vereins. (Protokollbuch S.1 ).

Am Sonntag, dem 13. September 1908, fand im Saal des Herrn Pieper zu Kückelheim die konstituierende Versammlung unter Leitung von Lehrer Büsching, Lettmecke statt. Für die zu bildende Wehr meldeten sich 54 Mitglieder, davon 37 aktive und 17 passive. Die aktiven Mitglieder wurden in drei Gruppen eingeteilt: 12 Steiger,12 Pumpenmannschaften und 13 Ordnungsgruppen. Die Vorstandswahlen ergaben folgende Zusammensetzung:

Herr Werkmeister Wiegand, Kückelheim, Hauptmann
Herr W. Zobel, Oestertalsperre, stellv. Hauptmann
Herr Lehrer Büsching, Lettmecke, Schriftführer
Herr Ernst Böllinghaus, stellv. Schriftführer
Herr Fabrikant H. Mayer, Kassierer
Herr Aug. Denker jr., stellv. Kassierer
Herr W. Schulte, Zeugwart
Herr W. Prüß, stellv. Zeugwart
Herr W. Riedesel, Steigerführer
Herr H. Heese, Himmelmert, stellv. Steigerführer
Herr W. Denker, Wiesenthal, Führer der Pumpmannschaften
Herr Ernst Seuster, stellv. Führer der Pumpmannschaften
Herr Fr. Schulte, Himmelmert, Führer der Ordnungsmannschaften
Herr Karl Tusch, stellv. Führer der Ordnungsmannschaften

Die genannten 14 Herren bildeten den Vorstand der neugegründeten Wehr. Sodann wurden noch folgende Herren gewählt:

Herr Aug. Denker, Kückelheim, und Herr Aug. Drees, Himmelmert, als Schlauchführer. Signalisten wurden für Himmelmert die Herren W. Drees und O. Aßmann, für Kückelheim die Herren E. Fecker und Karl Tusch, für die Lettmecke Herr Fr. Orth.

Mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung, der Versicherungsgesellschaften und durch eine Geldsammlung in allen Orten des Oestertals sollte die Ausrüstung der jungen Wehr mit Gerät erfolgen. Ebenfalls geplant wurde bereits der Bau eines Steigerturms zwischen Himmelmert und Kückelheim sowie ein zweckentsprechendes Spritzenhaus.

Am 18. Oktober 1908 fand im Saale des Herrn Denker in Himmelmert die 1. ordentliche Versammlung statt. In ihr wurden nach dem Satzungsmuster der Freiwilligen Feuerwehr Ohle und Holthausen die Statuten für die Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim diskutiert.

Die im Oestertal ansässige Firma Brockhaus, Wiesenthal, erklärte sich bereit, einen Steigerturm errichten zu lassen und den Platz für den Bau eines Spritzenhauses zur Verfügung zu stellen, für das die Firma Mayer in Himmelmert einen entsprechenden Bauplatz und darüber hinaus ein Übungsgelände anbot. Als Namen für die Wehr wählten die Anwesenden die Bezeichnung "Freiwillige Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim". Die Versammlungen fanden seitdem abwechselnd bei den Herren Pieper (Kückelheim), Denker (Himmelmert) und Zobel (Oestertalsperre) statt.

Am 15. November 1908 wurden die Satzungen angenommen und bei der Firma H. Meyer in Hagen die Uniformen in Auftrag gegeben. Aus dem Jahre 1909 liegen keine besonderen Berichte vor. Dem Jahresbericht vom 19. Januar 1910 ist allerdings zu entnehmen, daß inzwischen der Bau des Spritzenhauses und des Steigerturmes abgeschlossen werden konnte. Beide Projekte schufen somit wesentliche Voraussetzungen für die praktische Ausbildung aller Feuerwehrkameraden. Ohne die tatkräftige Unterstützung durch die heimischen Firmen Brockhaus und Mayer hätten sich die genannten Bauten nicht in der kurzen Zeit seit dem Gründungstag verwirklichen lassen. Im Januar 1911 zählte die Wehr, die nunmehr auch dem Kreisverband angehörte, 36 aktive und 38 passive Mitglieder.

Am 7. Januar 1912 wurde F. Wiegand zum Brandmeister und A. Zobel zu seinem Stellvertreter gewählt.

Der erste Weltkrieg brachte die bis dahin recht erfolgreich verlaufende Entwicklung der "Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert/Kückelheim" zum Stillstand. Dank des unermüdlichen Einsatzes der wenigen im Ort verbliebenen Feuerwehrkameraden war es auch während der Kriegszeit möglich gewesen, einen wehrfähigen Löschzug bereitzuhalten.

Am 13. April 1919 fand nach mehrjähriger Unterbrechung im Lokal des Kameraden Zobel, Oestertalsperre, die erste Hauptversammlung nach dem Kriege statt, in der folgender Vorstand für die Dauer eines Jahres gewählt wurde:

Kam. Fritz Wiegand, Hauptmann - Kam. Wilh. Zobel, Stellv.
Kam. Willy Prüß, Schriftführer-Kam. Fr. Bernshausen, Stellv.
Kam. Rudolf Wiegand, Kassierer- Kam. Fritz Seuster, Stellv.
Kam. Wilh. Schulte, Zeugwart-Kam. H. Soennecken, Stellv.
Kam. W. Riedesel, Steigerführer- Kam. Aug. Annemann, Stellv.
Kam. Fritz Denker, Führer der Pumpmannschaften - E. Seuster, Stellv.
Kam. Theod. Fernholz, Führer der Ordnungsmannschaften - W. Drees, Stellv.

Die gesamte Arbeit der Oestertaler Feuerwehr wurde in den folgenden Jahren häufig wegen mangelnder Einsatzbereitschaft einzelner Kameraden in Frage gestellt. Selbst drastische Erhöhungen der Strafgelder für die Nichtteilnahme an Übungen und Schulungen blieben nahezu erfolglos, so daß man ernsthaft an die Auflösung der Wehr dachte.

Auf einer außerordentlichen Generalversammlung, die am 11. September 1921 bei dem Kameraden Zobel, Oestertalsperre, stattfand, wurden die genannten Probleme heftig diskutiert und neben einer Reihe von Satzungsänderungen auch der Fortbestand der "Freiwilligen Feuerwehr im Oestertal von allen Anwesenden befürwortet".

So nahmen an der Schlußsitzung vom 2. Oktober 1921 39 Mannschaften teil. Auf dem Programm standen damals Exerzierübungen, ein Sturmangriff auf die Besitzung des Kam. Ernst Zeppenfeld in Himmelmert sowie Reparaturarbeiten an den Ausrüstungsgegenständen.

Im Februar 1922 trat der langjährige 1. Brandmeister, Kam. Fritz Wiegand, aus Altersgründen zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Otto Haase gewählt, sein Stellvertreter wurde Kam. Wilhelm Zobel. Fritz Wiegand blieb Ehrenbrandmeister.

Mit Unterstützung der Oestertaler Bevölkerung, die Bauholz und Gespanne zur Verfügung stellte, konnte im März 1922 der Steigerturm erneuert und somit nach langer Pause der Übungsbetrieb wieder aufgenommen werden. Bei der Amtsverwaltung Plettenberg wurden neue Schläuche und eine angemessene Beleuchtung des Gerätehauses beantragt.

Um die finanziellen Verhältnisse der Wehr aufzubessern, beschloß man in der Generalversammlung vom 21. Januar 1923, das Strafgeld für unentschuldigtes Fernbleiben von Übungen auf RM 50,- zu erhöhen. Die Einnahmen kamen in eine eigene Lotteriekasse, ebenso der pro Mitglied einmalig zu zahlende Betrag von RM 50,-. Für den größten Teil der Einnahmen wurden Lotterielose gekauft und der Spielgewinn anteilmäßig unter den Mitgliedern vergeben. Infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten konnte die ursprünglich für den Herbst geplante 15-jährige Jubelfeier nicht stattfinden. In den Jahren 1924/25 wurde die Wehr mit Sonntagsröcken und neuen Mützen ausgestattet. Wiederum waren es die Gönner H. Mayer und J. Brockhaus, die diese Anschaffung finanziell unterstützten und dafür im Februar 1925 die Ehrenmitgliedschaft der Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert/Kückelheim erhielten.

Wegen des schlechten Zustandes des Steigerturmes mußten im Jahre 1926 alle Steigerübungen ausfallen. Jährlich neu festgelegt wurde die Gestellung von Gespannen bei Brandeinsätzen. So waren beispielsweise ab Juni 1926 die Pferdebesitzer Wilhelm Annemann und Baberg aus Kückelheim und Wilhelm Haase und W. Hülter aus Himmelmert zu solchen Dienstleistungen verpflichtet. Sie wurden im Bedarfsfall vom Hornisten des Dorfes, in dem der Brand ausgebrochen war, alarmiert.

Ein besonderes Ereignis erlebte die Bevölkerung des Oestertales am 29. Januar 1927, als ihre Feuerwehr im Lokal Albert Pieper in Kückelheim ein großes Feuerwehrfest ausrichtete. Ein umfangreiches Programm mit Konzert, Ballabend, Vorlesungen, Theateraufführungen und Schauübungen begeisterten nicht nur die Bewohner des Oestertales, sondern auch die zahlreich erschienenen Vertreter der Amtsverwaltung Plettenberg und die Kameraden der benachbarten Feuerwehren aus dem gesamten Stadtgebiet und den Gemeinden Reblin und Herscheid. Die Kosten für jenes Fest betrugen RM 275,80, der Reingewinn belief sich damals auf RM 346,20.

In der außerordentlichen Versammlung vom 7. Juli 1922 kritisierte man in recht massiver Form die mangelnde Unterstützung der Amtsverwaltung Plettenberg bei der Beschaffung eines geeigneten Übungsgeländes und dem dringend notwendigen Neubau eines Steigerturmes. Alles bisherigen Bemühungen in dieser Angelegenheit waren erfolglos geblieben, so daß der Beschluß gefaßt wurde, "nicht eher mit den Übungen zu beginnen, bis das Amt Plettenberg Schritte zum Bau eines Turmes unternommen hat".

Im August 1927 erwarb der Löschzug von der Firma Heinemann, Kreuztal, für 2000 RM eine gebrauchte Motorspritze mit 600 Liter Minutenleistung. Für ihre besonders erfolgreichen Löscharbeiten bei den Bränden Schulte in Dingeringhausen und Suhre in Himmelmert 1927 erhielt die Wehr von der Provinzial-Feuersozietät eine Sonderspende von 75 RM sowie 60 Meter Schlauchleitung.

Neben weiteren Neuanschaffungen, so u. a. 15 Röcke und Koppel für das im Jahre 1924 gegründete Tambourcorps und ein leichter Wagen für die Hydrantenabteilung, wurden entsprechend der preußischen Bekleidungsvorschrift die Uniformen ("blaue Röcke") mit hohen Kragen versehen. Die Änderungsarbeiten führte Schneidermeister Karl Heese, Kückelheim, zum Preise von RM 1,25 pro Stück aus.

1928 wurde, zunächst probeweise, am Steigerturm eine Sirene mit dazugehöriger Alarmvorrichtung angebracht. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20. Stiftungsfest der Wehr am 17. Juni 1928 war der zwischenzeitlich errichtete Steigerturm festlich eingeweiht worden. Am Festtag selbst fanden Schauübungen der Wehr, ein großer Festumzug und zugleich die Einweihung des Sportplatzes durch den örtlichen Turnverein statt. Im Oktober 1928 ehrte die Wehr 17 ihrer Mitglieder für ihre 20-jährige Mitgliedschaft mit einem Ehrendiplom, für das sich die Jubilare mit der Stiftung eines Fasses Bier bedankten.

Im Frühjahr 1929 wurde die technische Ausrüstung des Löschzuges durch die Anschaffung folgender Geräte ergänzt:

- ein Pumpenwagen, Gasmasken, 6 Meter Saugschlauch mit Gewindeverschraubungen, 20 Mannschaftshelme, eine Tragbahre, 3 Brandmeisterblusen, 100 Meter Druckschläuche, Ausrüstungsstücke für den Sanitäter, 15 Kniehosen und 15 Gamaschen -.

Der langjährige Oberbrandmeister Prüß legte im Januar 1930 wegen Wohnungswechsels sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde 1932 Herr Otto Haase, der bereits über viele Jahre hinweg als Brandmeister tätig war.

1930 beschlossen alle Vereine von Himmelmert und Kückelheim, künftig nur ein Sommerfest auszurichten, wobei jeweils ein Verein federführend sein sollte.

Die Zeit von 1930 bis 1933 steht häufig im Zeichen personeller Auseinandersetzungen innerhalb des Vorstandes, worunter insbesondere die eigentlichen Übungsaufgaben zu leiden hatten. Oberbrandmeister Otto Haase trat im Januar 1933 zurück. Der Posten des Oberbrandmeisters wurde fortan nicht mehr besetzt. Die Leitung der Löschgruppe übernahm Brandmeister Wilhelm Denker, Ehren-Oberbrandmeister Prüß wurde Vorsitzender.

Anfang 1933 wurde die bisherige Satzung der "Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim bei Plettenberg i.W." überarbeitet und am 22. Februar 1933 vom damaligen Vorstand unterschrieben. Ihm gehörten folgende Kameraden an:

W. Prüß,1. Vorsitzender
W. Denker,1. Brandmeister
W. Zobel, 2. Brandmeister
W. Baberg, Schriftführer
Fr. Bernshausen, stellv. Schriftführer
Hans Lüsebrink, Kassierer
W. Baberg, stellv. Kassierer
Fr. Drees, Zeug- und Gerätewart
Aug. Drees, stellv. Zeug- und Gerätewart
Heinr. Koch, Steigerführer
W. Fernholz, stellv. Steigerführer
Ernst Seuster, Spritzenführer
Hermann Stecher, stellv. Spritzenführer
F. Denker, Führer der Hydranten-Mannschaft
Wilh. Haase, stellv. Führer der Hydranten-Mannschaft
Th. Fernholz, Führer der Ordnungsmannschaften
Wilh. Drees, stellv. Führer der Ordnungsmannschaften
R. Denker, Führer der Musikabteilung

Am 19. März 1933 wurde im Lokal W. Rentrop der "Löschzug Oesterau" gegründet, zu dessen 1. Führer man Paul Bothfeld wählte. Die endgültige Aufnahme dieser Löschabteilung in die "Freiwillige Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim" erfolgte anläßlich der Generalversammlung am 21. Januar 1934.

Mit diesem Zusammenschluß aller im Oestertal tätigen Wehren waren wesentliche Voraussetzungen für einen noch leistungsfähigeren Brandschutz in allen Ortsbereichen geschaffen.

Ein umfangreiches Festprogramm erlebten die Bewohner von Himmelmert, Kückelheim und Oesterau anläßlich der 25jährigen Jubelfeier der Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim am 16./17 September 1933.

Die politischen Veränderungen seit dem Jahre 1933 wirkten sich auch umgestaltend auf die weitere Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim aus. So nahmen bereits seit Dezember 1933 der Ortsgruppenleiter sowie Vertreter der NSDAP und der SA an den Vorstandssitzungen teil und bewirkten in zunehmendem Maße die Einbeziehung der Feuerwehr in politische und propagandistische Aufgaben. Auch die bisherige Eigenständigkeit der Wehr bei Vorstandswahlen ging verloren. So wurde u. a. der Wehrführer seitdem vom Kreisführer, dem damaligen Branddirektor Schröer, bestimmt. Neue Statuten regelten einheitlich die politischen und technischen Aufgaben aller Feuerwehren.

In einer außerordentlichen Hauptversammlung am 18. Februar 1934 in der Gaststätte Siepmann in Plettenberg-Eiringhausen wurden weisungsgemäß und entsprechend dem "Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 15. Dezember 1933" die bisher geltenden Statuten außer Kraft gesetzt und die "Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim" durch einstimmigen Beschluß der 31 anwesenden Feuerwehrkameraden des Oestertales aufgelöst und in einer sich anschließenden Gründungsversammlung der "Freiwilligen Feuerwehr des Amtes Plettenberg in Eiringhausen" eingegliedert. Das Vereinsvermögen sowie die gesamte technische Ausrüstung wurden formell liquidiert, blieben aber dem "Löschzug Himmelmert-Kückelheim" erhalten.

Im April 1934 fand im Gasthof Denker ein geselliger Abend aller Feuerwehrkameraden und deren näheren Angehörigen statt. Für seine besonderen Verdienste als langjähriger Vorsitzender der Oestertaler Wehr erhielt Kam. W. Prüß bei dieser Gelegenheit das "Ehrenabzeichen des Innenministeriums", das ihm durch den damaligen Bürovorsteher der Amtsverwaltung Plettenberg, Herrn Hefendehl, überreicht wurde. An der Ausgestaltung dieses Abends beteiligte sich u. a. der bis in unsere Tage dem Oestertal besonders verbundene Heimatfreund und Förderer der plattdeutschen Sprache, Willi Arndts.

Es war wohl eines der letzten Treffen aller passiven und aktiven Mitglieder der einstigen "Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim", denn die veränderten politischen Verhältnisse und neuen Organisationsformen innerhalb aller Feuerwehren beendeten auch weitgehend die bisher möglichen Formen des Vereinslebens.

Im Oktober 1934 wurde der bisherige Löschzugführer Denker laut Verfügung der Aufsichtsbehörde durch Kam. Ernst Seuster abgelöst. Kam. Denker blieb stellvertretender Löschzugführer, wurde aber im Protokollbuch vom Schriftführer W. Baberg weiterhin als "Löschzugführer" genannt.
- Die verschiedenen Schulungsabende der Wehr beinhalteten ab 1935 zunehmend angeordnete Übungen im Exerzieren, im Gas- und Luftschutz, "damit im Kriegsfalle ein jeder gewappnet" sei (Protokollbuch S.148). Die Firma Brockhaus ließ Ende 1935 im Wiesental eine Sirene aufstellen und stiftete 1936 einen gebrauchten Lastwagen, der in Eigenleistung durch die Kameraden der Feuerwehr zum Mannschaftswagen umgebaut wurde.

Das Protokollbuch der "Freiwilligen Feuerwehr Himmelmert-Kückelheim" schließt seine Aufzeichnungen mit dem Bericht über die Vorstandssitzung vom 22. Januar 1938 im Lokal Adolf Denker, Oestertalsperre. Es war damals der 155. Tagungsbericht seit Gründung der Wehr am 13. September 1908. In den 157 Seiten umfassenden Chronik, von 1908 bis 1927 von dem Kam. W. Prüß und von 1929 bis 1938 vom Kam. W. Baberg als Schriftführer geführt, finden sich kaum Einsatzberichte der Löschgruppe. So darf angenommen werden, daß die Bewohner des Oestertales in jenen Zeitabschnitten von größeren Bränden und sonstigen Katastrophen verschont blieben.

Gewiß ermöglichte die straffere Organisation und Gliederung der Feuerwehren von Stadt und Amt Plettenberg einen leistungsfähigeren Brandschutz, doch der Verlust des bisherigen Vereinscharakters einer jeden einzelnen Wehr und die Einführung einer reinen militärischen Befehlsstruktur konnte im Grunde keinen Feuerwehrmann befriedigen.

Nach den wenigen vorhandenen Unterlagen aus der Zeit von 1939 bis 1945 kann festgestellt werden, daß sich in den kleineren Löschgruppen strukturell wenig änderte. So behielt Wilhelm Denker sein Amt als Haupttruppführer und nahm in dieser Funktion mit seinen Oestertaler Feuerwehrkameraden an den verschiedenen Einsätzen der Feuerwehr innerhalb und außerhalb von Plettenberg teil. Mehrfach rückten die Plettenberger Wehren während des 2. Weltkrieges aus, um in den Städten an Rhein und Ruhr bei der Beseitigung von Bombenschäden mitzuhelfen. Ob seinerzeit auch Oestertaler Feuerwehrkameraden bei diesen Einsätzen dabei waren, konnte nicht mehr eindeutig belegt werden.

Die nach dem Kriege auf allen Ebenen kommunaler Aufgabenbereiche einsetzenden Wiederaufbauarbeiten bedeuteten auch für den Löschzug Himmelmert-Kückelheim/Oesterau einen Neubeginn. Die Zahl der aktiven Feuerwehrkameraden nahm ständig zu. Auch die Ausstattung mit modernem technischem Gerät förderte die immer größer werdende Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit des Löschzuges unter Leitung des Kameraden Wilhelm Denker.

Im Oktober 1958 begingen die Löschzüge Himmelmert-Kückelheim und Oesterau unter Beteiligung aller Nachbarwehren und Oestertaler Vereine ihr 50-jähriges, bzw. 25-jähriges Feuerwehr-Jubelfest. Aus der Hand des damaligen Plettenberger Bürgermeisters Heinz Chmill erhielten u. a. in der festlich geschmückten Oesterhalle die Kameraden Heinrich Koch und Karl Dopattka für ihre 40-jährige Zugehörigkeit zum Oestertaler Löschzug das goldene Feuerwehrabzeichen. Hauptbrandmeister Fritz Wunderlich überbrachte die Grüße aller Feuerwehren des Stadtgebietes.

1962 wurde der Löschzug Oesterau selbständig, nachdem Kam. Heinz Bühner in Münster seine Brandmeisterprüfung abgelegt hatte. Leiter des Löschzuges Himmelmert-Kückelheim wurde danach Brandmeister Helmut Otto.

Aber bereits Anfang der siebziger Jahre begannen zwischen den Oestertaler Wehren und der Stadt Plettenberg Gespräche über eine evtl. Zusammenlegung beider Löscheinheiten zu einem Löschzug. In jenen Jahren wurde auch die Frage nach einem geräumigeren und für das gesamte Oestertal zentral gelegenen Gerätehaus immer dringlicher. Eine Lösung bot das ehemalige Gebäude der Grundschule Lettmecke, das nach dem Neubau der Grundschule Oestertal leerstand. Die Planungen für den Umbau zum Feuerwehrgerätehaus begannen bereits 1976 und wurden 1977 verwirklicht. Im Erdgeschoß richtete man zwei Garagen, einen Schulungsraum und Toilettenanlagen ein, während im ersten Obergeschoß drei neue Wohnungen für Feuerwehrangehörige gebaut wurden. Am 1. Juli 1977 gegen 19.22 Uhr wurde dann der letzte Funkspruch vom "Alten Gerätehaus" gegeben: "LZ 5 begibt sich zur Fahrt ins, Neue Gerätehaus' Lettmecke." Funkspruch um 19.32 Uhr: "LZ 5 auf dem Platz des Gerätehauses Lettmecke angekommen."

Für die Geschichte des Brandschutzes im Oestertal war der 10. September 1977 wiederum ein besonderer Tag. Im Rahmen eines großen Festes und unter Beteiligung der Bevölkerung von Himmelmert, Kückelheim und Oesterau feierte man die Einweihung des neuen Gerätehauses und den an diesem Tage offiziell vollzogenen Zusammenschluß der beiden Löscheinheiten Himmelmert/Kückelheim und Oesterau zum "Löschzug Oestertal" der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Plettenberg. Leiter des Löschzuges wurde Oberbrandmeister Helmut Otto, sein Stellvertreter Brandmeister Heinz Bühner.


Ehemaliges Feuerwehrgerätehaus Himmelmert


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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