Beim Stadtbrand 1725 war das Haus mit 50 Tlr. versichert.
17.09.1829 Privatkaufvertrag Moritz Bettermann; 1928: Eigentümerin Ehefrau Fritz Delwig.
Im April 1958 wird berichtet: Das von der Schuhfirma Salamander erworbene alte
Haus Bettermann in der Wilhelmstraße wurde einem großzügigen Umbau unterzogen.
Ein moderner Schuhladen soll in den Parterreräumen eingebaut werden. Mit den
Umbauarbeiten wurde im April 1958 begonnen. |
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Quelle: Süderländer Tageblatt vom 30.01.1958
Interessante Erinnerungen eines alten Plettenbergers
Mit besonderem Interesse habe ich als alter Plettenberger den
Artikel unserer Heimatzeitung über die bevorstehende Schließung
der Gastwirtschaft Bettermann am 31. Januar gelesen, verbindet
mich doch manches Erlebnis mit diesem Gebäude und dem angrenzenden
Kobbenrodt.
Hinter dem Gebäude Bettermann befand sich das alte Haus Dulheuer
und daneben noch ein Festungsturm der alten Stadtmauer, welche
bei dem Bau der Villa Seissenschmidt beseitigt wurde. Ich habe es
immer sehr bedauert, dass besonders der Turm nicht der Stadt als
Wahrzeichen erhalten blieb.
In dem Hause Dulheuer eröffnete mein Vater 1868 eine Schuhmacherei.
Hier bin ich 1875 geboren und verbrachte dort meine ersten Lebensjahre.
Spielgefährten waren außer meinen vier Geschwistern die zahlreichen
Kinder der vor dem Festungsturm wohnenden Familien Plankemann und Kroher.
Der alte Herr Kroher betrieb auf dem Kirchplatz lange Jahre ein
Spezereigeschäft.
Dann erwarb mein Vater das Haus Katthaus, früher dem Lehrer Schulte
gehörend. Als Eingang zum Haus diente damals eine hohe Steintreppe,
welche den Eingang zur Kirche sehr behinderte. 1881 zogen wir dann
in das neu erbaute Haus Wilhelmstr. 65, jetzt Rosiepen. Der Umzug
erfolgte damals mit einem Leiterwagen, welcher von einem Gehilfen
meines Vaters gezogen wurde. Ich durfte als Sechsjähriger auf dem
Wagen sitzen, was für mich als kleinen Jungen ein besonderes Erlebnis
war.
In dem Kirchstraßenknie vor dem Turm befand sich damals auch das
Unterrichtszimmer für die Konfirmanden der Pfarrer Oetting und Klein.
Gegenüber Bettermann in der Kirchstraße wohnte damals ein Metzger,
wovon ein köstlicher Witz die Runde machte.
Eines Tages sagte er zu seinem Sohn Moses: "Frag mal die Kunden, ob
sie Hammelfleisch wünschten." Moses erledigte diesen Auftrag, indem
er sagte: "Mein Vater läßt fragen, ob Sie Hammelfleisch wünschten,
er hat eine fette Ziege geschlachtet!"
Eine besondere Erinnerung habe ich noch an das Haus Bettermann, weil
dort der Stenografenverein Gabelsberger tagte. Bekannte Personen
gehörten dem Verein als Vorstand oder Mitglied an, so Carl Reinländer
als Vorsitzender, ferner Ernst Koch, A. Niggetiet, Rich. Schulte, A.
Malthan und Adolf Sternberg, an dem ich mit vielen Bekannten teilnahm,
u. a. Fr. Siepmann, Gust. und Wilh. Niggemann, R. Lehmann, W. Frank
und P. Allhoff. Die Übungsabende mit nachfolgendem Skat und die schönen
Vereinsfeste habe ich noch in guter Erinnerung.
Der Saal Bettermann diente auch früher vielen Brautpaaren, besonders
aus dem damaligen Amt Plettenberg, zur Abhaltung der sogenannten
Gebehochzeiten. Hierzu wurde besonders außer den näheren Verwandten
auch viele Geschäftsleute aus Plettenberg, welche die Aussteuer und
Ausstattung geliefert hatten, eingeladen. Beim Nachhausegehen wurde
dann das Geldgeschenk verschwiegen in die Hand gedrückt.
Da damals die Musikanten selten waren, wurde ich als junger Mann oft
gebeten, die Tanzmusik auf dem Klavier zu übernehmen. Die Bewirtung
bestand in Kaffee und Kuchen und abends gegen 8 Uhr gab es Butterbrot
mit Käse, Schinken und Wurst. Als Getränk wurde Bier verabreicht. So
birgt der Kobbenrodt für mich viele Erinnerungen, obwohl ich schon seit
1913 in Solingen wohne. Albert Schmidt |