Nr. 6 Paulmanns-Haus(Pz 245)

Beim Stadtbrand 1725 war das Haus mit 50 Tlr. versichert. 17.09.1829 Privatkaufvertrag Moritz Bettermann; 1928: Eigentümerin Ehefrau Fritz Delwig. Im April 1958 wird berichtet: Das von der Schuhfirma Salamander erworbene alte Haus Bettermann in der Wilhelmstraße wurde einem großzügigen Umbau unterzogen. Ein moderner Schuhladen soll in den Parterreräumen eingebaut werden. Mit den Umbauarbeiten wurde im April 1958 begonnen.

Bettermann


Diese Aufnahme stammt aus einer Zeit, als es noch keine Kraftfahrzeuge in Plettenberg gab. Vor 1907 ist sie entstanden, was man daran erkennen kann, dass die Christuskirche noch verputzt ist. Der Vorbau vor dem Haus Schuhmacher Rottmann (1990: Christliche Bücherstube) gehörte damals der Ev. Kirchengemeinde. Er wurde abgerissen, in dem danach entstandenen Neubau (Ende der 1920er Jahre) eröffnete die Drogerie Kathagen (später Sperber/Aurel), nachdem sie von der Grünestraße (Central-Cafe Ochtendung) aus dorthin verzogen war. Von außen noch nicht als Gaststätte erkennbar (Reklameschilder gab es noch nicht) ist die Gaststätte Bettermann, gegr. von Heinrich Bettermann, die Konzession wurde erteilt am 21.06.1869. Es war die älteste Plettenberger Gaststätte.
Ganz rechts ist das Haus Neufeld erkennbar, das später zum Kaufhaus Schröder (danach Michael Brücken) wurde. Kurt Schröder erwarb im April 1939 von Hugo Neufeld und Julius Bachrach deren Besitzung mit dem Kaufhaus Neufeld zum Preis von 82.000 RM; Schröder hatte im Vorfeld die Räumlichkeiten des Kaufhauses für 16.000 RM/Jahr bis zum 31. Januar 1946 angepachtet.


Umbau der ehemaligen Gaststätte Bettermann zu einem Schuhgeschäft im April 1958. Die Schuhfirma Salamander hatte das Haus erworben.


Aus der Gaststätte Bettermann wurde das Schuh- und Lederwarengeschäft M. Lichtinghagen.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 30.01.1958

Interessante Erinnerungen eines alten Plettenbergers
Jugenderinnerungen rund um den Kobbenrodt
Zum Abschied von der Gaststätte Bettermann und dem Kobbenrodt

Mit besonderem Interesse habe ich als alter Plettenberger den Artikel unserer Heimatzeitung über die bevorstehende Schließung der Gastwirtschaft Bettermann am 31. Januar gelesen, verbindet mich doch manches Erlebnis mit diesem Gebäude und dem angrenzenden Kobbenrodt.

Hinter dem Gebäude Bettermann befand sich das alte Haus Dulheuer und daneben noch ein Festungsturm der alten Stadtmauer, welche bei dem Bau der Villa Seissenschmidt beseitigt wurde. Ich habe es immer sehr bedauert, dass besonders der Turm nicht der Stadt als Wahrzeichen erhalten blieb.

In dem Hause Dulheuer eröffnete mein Vater 1868 eine Schuhmacherei. Hier bin ich 1875 geboren und verbrachte dort meine ersten Lebensjahre. Spielgefährten waren außer meinen vier Geschwistern die zahlreichen Kinder der vor dem Festungsturm wohnenden Familien Plankemann und Kroher. Der alte Herr Kroher betrieb auf dem Kirchplatz lange Jahre ein Spezereigeschäft.

Dann erwarb mein Vater das Haus Katthaus, früher dem Lehrer Schulte gehörend. Als Eingang zum Haus diente damals eine hohe Steintreppe, welche den Eingang zur Kirche sehr behinderte. 1881 zogen wir dann in das neu erbaute Haus Wilhelmstr. 65, jetzt Rosiepen. Der Umzug erfolgte damals mit einem Leiterwagen, welcher von einem Gehilfen meines Vaters gezogen wurde. Ich durfte als Sechsjähriger auf dem Wagen sitzen, was für mich als kleinen Jungen ein besonderes Erlebnis war.

In dem Kirchstraßenknie vor dem Turm befand sich damals auch das Unterrichtszimmer für die Konfirmanden der Pfarrer Oetting und Klein. Gegenüber Bettermann in der Kirchstraße wohnte damals ein Metzger, wovon ein köstlicher Witz die Runde machte.

Eines Tages sagte er zu seinem Sohn Moses: "Frag mal die Kunden, ob sie Hammelfleisch wünschten." Moses erledigte diesen Auftrag, indem er sagte: "Mein Vater läßt fragen, ob Sie Hammelfleisch wünschten, er hat eine fette Ziege geschlachtet!"

Eine besondere Erinnerung habe ich noch an das Haus Bettermann, weil dort der Stenografenverein Gabelsberger tagte. Bekannte Personen gehörten dem Verein als Vorstand oder Mitglied an, so Carl Reinländer als Vorsitzender, ferner Ernst Koch, A. Niggetiet, Rich. Schulte, A. Malthan und Adolf Sternberg, an dem ich mit vielen Bekannten teilnahm, u. a. Fr. Siepmann, Gust. und Wilh. Niggemann, R. Lehmann, W. Frank und P. Allhoff. Die Übungsabende mit nachfolgendem Skat und die schönen Vereinsfeste habe ich noch in guter Erinnerung.

Der Saal Bettermann diente auch früher vielen Brautpaaren, besonders aus dem damaligen Amt Plettenberg, zur Abhaltung der sogenannten Gebehochzeiten. Hierzu wurde besonders außer den näheren Verwandten auch viele Geschäftsleute aus Plettenberg, welche die Aussteuer und Ausstattung geliefert hatten, eingeladen. Beim Nachhausegehen wurde dann das Geldgeschenk verschwiegen in die Hand gedrückt.

Da damals die Musikanten selten waren, wurde ich als junger Mann oft gebeten, die Tanzmusik auf dem Klavier zu übernehmen. Die Bewirtung bestand in Kaffee und Kuchen und abends gegen 8 Uhr gab es Butterbrot mit Käse, Schinken und Wurst. Als Getränk wurde Bier verabreicht. So birgt der Kobbenrodt für mich viele Erinnerungen, obwohl ich schon seit 1913 in Solingen wohne.

Albert Schmidt