Auszug aus dem Häuserbuch Albrecht v. Schwartzens:

Haus-Nr. 73 (Parzelle 177)
Muscherts Hausstelle

Johann Steffen
Munders Steffen
1725 Heinrich Steffen, Faßbinder;
1758, 1772 und 1775: Joh. Diedrich Steffens, Böttger;
1783 Gerhard Steffens
1788,1791 und 1809 Caspar Steffens 3/4, Gerhard Steffens 1/4;
1817 Gebr. Steffens
1826 Küper (Küfer) Peter Heinrich Caspar Stefens für 246 Tlr. + Catharina geb. Siepmann;
1854 Wwe. Küfer Peter Heinrich Caspar Steffens
1862 für 509 Tlr. Schreiner Wilhelm Steffens und Schreiner und Postbote Friedrich Korte;
1870 Stallneubau;
1871 statt des Postboten der Schleifer Arnold Kordes;
1877 Sensenschmied Arnold Kordes;
1877 Schreiner Wilhelm Steffens;
1900 Schuhmacher Wilhelm Steffens;
1934 Schäftemacher Heinrich Köhler



Quelle: Amtliche Bekanntmachungen (Süderländer Tageblatt) vom 07.05.1949
"Aus dem Plettenberger Häuserbuch"

Haus Nr. 73: Das Steffens- oder Küpershaus

Plettenberg. An der Stelle des jetzigen Köhlerschen Hauses, Friedrichstraße 11, nur um etwa 2 Meter weiter zurück in gleicher Flucht mit den Nachbarhäusern, stand vor 1725 ein altes mit Stroh bedecktes Fachwerkhaus, das nach seinem Besitzer genannte "Steffenshaus". Mit seinen Nachbarhäusern, 3 zur Linken in Richtung Untertor und 6 in Richtung auf den Wiedenhof, bildete es eine fast gerade Häuserzeile, hinter welcher in nur etwa 5 Fuß Abstand die Stadtmauer verlief.

Unmittelbar hinter dem Steffenshaus befand sich in der Stadtmauer eine im Grundriß quadratische, an der Innenseite etwa 5 - 6 Fuß in das Gäßchen vorspringende, mit Holzwerk und Schiefer bedeckte Mauererweiterung (ähnlich wie im gegenüberliegenden Teil der Stadtmauer in der jetzigen Unterstadtgrabenstraße), die wohl noch in älteren Zeiten einen

Befestigungsturm von Plettenberg
darstellte und zum Verteidigungssystem gehörte. Dieser Teil der alten Befestigungsanlage wird jedoch in alten Unterlagen um 1700 nicht besonders mehr erwähnt, lediglich wurde sein Vorhandensein in einem Stadtgrundriß aus dem Jahre 1725 zeichnerisch dargestellt. Es diente um 1700 und auch später den Besitzern des Steffenshauses als Stall oder auch als Geräteschuppen. Um auch an dieser Stelle einen freien Gang entlang der Stadtmauer zu haben - was schon aus Gründen der Stadtverteidigung erforderlich war - war die Rückseite des Steffenshauses um etwa 6 Fuß gegenüber den Nachbarhäusern zurückversetzt. An der linken Hälfte der vorderen Giebelfront befand sich ein etwa 3 Fuß vorragender Anbau.

Die Besitzer des Steffenshauses seit Ende des 30-jährigen Krieges sind aus alten Archivalien bekannt. Diese nennen als ersten
1655 Johannes Steffens.
Zu seinem Hause gehörten nach dem damaligen Schatzregister folgende Grundstücke, deretwegen Johannes zehntpflichtig war:
das Land an der Bracht unter dem Wege, hinter dem Galgenhägelchen; das Land aufm Brocke unter dem Wege und
ein Land ober dem Wege.
1685 war das Haus mit den obigen Pertinenzstücken im Besitz des Mundus Steffens, vermutlich ein Sohn des Vorbesitzers. Inzwischen war der zum Haus gehörige Grundbesitz um vier weitere Parzellen auf fast das Doppelte vermehrt worden. 1700 war der Faßbinder Hinrich Steffens, des Mundus Sohn, Besitzer des Hauses mit Zubehör.

Abgebrannt und wiedererstanden
Beim Stadtbrand, am 12. April 1725, brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Bereits ein Jahr später stand das von Hinrich Steffens an gleicher Stelle neuerbaute Haus. Obwohl von der königl. Baukommission auf dem Stadtgrundriß der Anbau an der Vorderfront zum Zwecke der gradlinigen Straßenführung gestrichen, also nicht genehmigt worden war, ragte das neuerbaute Haus mit seiner Vorderfront nunmehr sogar etwa 6 Fuß in die Gasse hinein. Die Gründe für die Abweichung von der sonst grundsätzlich von allen Bürgern eingehaltenen Bauvorschrift sind aus den Akten nicht zu erkennen.

1758 war das Haus im Besitz des Böttchermeisters Diederich Steffens, eines Sohnes des Vorbesitzers. Zum Hause gehörten: ein Garten vor dem Untertor, ein Hof am Kirchlöh, ein Land in der Siesenbecke, eins am Kroppe und ein Bergland hinter dem Halse; außerdem an Armengütern, wofür Diederich an das Hospital auf dem Boel abgabepflichtig war, die halbe Wiese in der Grüne und ein Land aufm Brocke. In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts kamen bei der von der Obrigkeit verfügten Aufteilung des städtischen Waldbesitzes noch zwei Waldparzellen hinzu.

1783 ist als Besitzer des Hauses mit Zubehör der Sohn des vorgenannten namens Gerhard Steffens genannt. 1788 besaßen es die Gebrüder Gerhard und Caspar Steffens. 1826 erhielt der Küper (Küfer, Fassmacher) Peter Hinrich Steffens das Haus im Erbgang von der Witwe Caspar Steffens. Von der Witwe des Peter Hinrich Steffens, Catharina geb. Siepmann, kam das Haus 1862 in den Besitz des Schreinermeisters Wilhelm Steffens.

Drei Jahrhunderte im Besitz einer Familie
1900 erbte es der Schuhmacher Wilhelm Steffens. Mindestens neun Generationen dieser Familie sind in 300 Jahren daraus hervorgegangen. Fünf Generationen befassten sich nachweisbar mit der Fassbinderei und gaben damit dem Steffenshaus den Namen "Küpershaus". Dass ein Haus seit 300 Jahren ununterbrochen im Besitz ein und derselben Familie bleiben konnte, ist in der Stadtgeschichte eine Seltenheit und zeugt von gleichbleibendem Wohlstand.

An keiner Stelle erzählen die alten Folianten von finanziellen Nöten seiner Besitzer. Die meisten Häuser, die nach dem Stadtbrand wiedererrichtet wurden, waren nach einigen Jahrzehnten bereits baufällig, weil ihre Besitzer ohne wesentliche Unterstützung, aus eigenen Mitteln, daher daher aber oft auch mit minderwertigen Materialien den Neubau vollzogen hatten. Beim Bau dieses Hauses hatte Henrich Steffens jedoch die besten Materialien gewählt, so dass seit 2 1/2 Jahrhunderten keine nennenswerten Reparaturen erforderlich waren. Einige Jahre nach dem I. Weltkrieg kam das Haus im Erbgang an die Familie Köhler.

Im Brandkataster 1725 war das alte Haus mit 50 Rthlrn. versichert. Der Wert des 1726 neu errichteten Hauses belief sich um 1800 auf 390 Rthlr. Bei der amtlichen Vermessung im Jahre 1830 erhielt das Haus mit zugehörigem Hausplatz und Hofraum die Bezeichnung: Flur IX/Parz. 177, 11 Ruthen 37 Fuß groß. Gegenwärtige Bezeichnung: Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstr. 11. (2008: Graf-Dietrich-Str. 5)

von Schwartzen