Diese Aufnahme stammt vermutlich aus den 30er Jahren. Sie zeigt den Festzug der Grüner Schützen samt Fahne von 1924 auf der Grünestraße. Links ist die Firma Hiby zu sehen. (WR-Repro: Hassel)
Entdeckung auf dem Boden des Schützenheims Auf der Wieckmerth
Plettenberg. (HH) Das ist ein echter Glücksfall: ausgerechnet im 75. Jahr ihres Bestehens haben die Grüner Schützen ihre Schützenfahne aus dem Gründungsjahr 1924 wiederentdeckt!
Lange Zeit glaubten die Schützen aus dem Grünetal, daß ihre im Jahre 1924 angeschaffte erste
Schützenfahne im Laufe der Jahrzehnte verlorengegangen ist. In den 80er Jahren war die Fahne
zuletzt im Festzug mitgeführt worden. Kürzlich fand man das 75 Jahre alte
Prachtstück wieder - auf dem Boden des Schützenheimes auf der Wieckmerth - obwohl man dort schon
zigmal nachgeschaut hatte . . . Als Gegenstück zur Plettenberger Schützengesellschaft war der Schützenverein Grünetal von
Mitgliedern des ehemaligen Fußballklubs F. C. Viktoria Grüne und der Kameradschaft Habeiken
gegründet worden. Die erste Schützenfahne war aus einfachem Leinen genäht, der Namenszug sowie
das Eichenlaub einfach auf das Leinen aufgemalt.
Bei der Vorbereitung des 75. Geburtstages beim Jubiläumsschützenfest vom 23. bis 25. April 1999 wird
in vielen Schützenfamilien des Grünetals nach Erinnerungsstücken aus einem dreiviertel
Jahrhundert Schützengeschichte gesucht. Die wiederentdeckte Schützenfahne ist zweifellos das
Prunkstück dieser Suche.
Noch heute kann man sehen, mit welch einfachen Mitteln die Fahne von den Gründungsvätern (und
-müttern) hergestellt wurde. Der Flaggenstock ist das Original von 1924.
Flattere stets stolz unter deinem Verein...
Über die Weihe der Grüner Schützenfahne von 1927, der ersten "richtigen" Fahne
des damals gerade drei Jahre alten Schützenvereins, schrieb das Süderländer
Tageblatt am 20. Juni 1927 unter anderem:
"Der Abend wurde ausgefüllt von dem großen Festkommers unter
dem Spiel des von Herrn Musikdirektor Krämer vertonten neuen Grünetalschützenmarsches,
der als Thema das Vereinslied immer wieder durchklingen läßt, zogen die
Schützen in das ansehnlich gefüllte Zelt, voran die Ehrendamen in ihren
weißen Kleidern mit den grünen Schärpen, die die verhüllte neue Vereinsfahne
trugen, dann die beiden Königspaare, das Throngefolge und die Schützenbrüder.
In der Mitte des Zeltes nahm der König und seine engsten Getreuen auf dem
Thron Platz...
Nach einem von Fräulein Adele Selle vorgetragenen Weihe-Vorspruch,
an den sich einige Lieder des Holthauser Männerquartetts würdig anschlossen,
dankte Herr Bürgermeister Dr. Schneider im Namen des Magistrats, der Stadtverordneten
und seiner selbst für die Einladung und freundliche Begrüßung. Gleichzeitig
überbrachte er die Grüße der von ihm vertretenen Körperschaften und der Stadt.
Besondere Freude empfinde er über den ehrenvollen Auftrag, die Fahne weihen
zu dürfen...
Heute ist nun der Tag der Fahnentaufe. Taufen sind Familienfeste,
an denen Freude herrschen sollte. So soll es auch jetzt sein. Darum hat sich
auch der große Bruder (gemeint ist die Schützengesellschaft) ein sonntäglich
Kleid angezogen, ist durch seinen Vorstand anwesend, um an dem frohen
Ereignis teil zu nehmen und dem jungen Bruder zu sagen, daß sie sich immer
als Brüder vertragen wollen. In überaus origineller Weise weist er darauf
hin, daß die Stadt-Familie schon wieder neue Geburtsschmerzen hat, den Kreis
der Vereinskinder noch erweitern werden (gemeint ist die Gründung des
Schützenvereins Oestertal)...
Ihm ist nun der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, die Fahne
zu weihen, die ein Prachtstück darstellt. Drei Lenze zählt nun schon der Verein
und hat sich gut entwickelt. Bisher fehlte immer noch ein sichtbares Zeichen,
um das sich die Mitglieder scharen konnten. Das ist jetzt da. Nach außen ein
Schmuckstück, liegt der eigentliche Wert in dem Symbol. Treue der gemeinsamen
Sache, Treue dem Verein und den in ihm gepflegten Traditionen. Mit einer
stummen Sprache mahnt sie uns zum Gemeinsinn, zur Verträglichkeit und engsten
Zusammenschlusses...
Und nun lassen Sie uns der neuen Fahne in dieser Weihestunde
einige Worte des Ernstes mit auf den Weg geben:
Flattere stets stolz unter deinem Verein in Zeiten des Glücks, in Freude und
Frohsinn, in Zeiten der Not ernst und aufmunternd, in allen Zeiten als ein
unbeflecktes Symbol der Treue und Einigkeit, als ein Symbol deutschen Wesens
und deutscher Tugend.
Ihr Schützen des Schützenvereins Plettenberg-Grünetal erhebet
euch von euren Plätzen. Kraft des mir erteilten Auftrags gelobt Ihr durch
meinen Mund dieser Fahne allezeit die Treue zu wahren, Treue auch der Heimat,
Treue dem deutschen Vaterland. Lassen Sie uns dies bekräftigen durch ein
dreifaches Hoch dem Verein, der neuen Fahne, der Heimat und dem Vaterland.
- Stehend sang die Festversammlung das Deutschlandlied.
Im Namen des Vorstandes der Plettenberger Schützengesellschaft
dankte darauf der Vorsitzende, Herr Walter Hermens, für die freundliche Einladung,
der sie gern gefolgt sind... Indem er die erste Verstimmung über den neuen
Verein streifte, die aber vollständig gewichen ist, reichem wir unserem
Bruderverein die Hand, um mit ihm gemeinsam zu arbeiten an der deutschen
Schützensache. Indem er auf die Weihe durch Herrn Bürgermeister Dr. Schneider
einging, bekräftigte er noch einmal die Ziele der Schützen. Eben ist die
Fahne geweiht und ihr das Treuegelöbnis gebracht worden. Mögen Fahne und
Verein imer feste Bande umschließen; wir, die wir die gleichen Ziele haben,
überreichen unserem jungen Bruder zu seinem Ehrentag als Zeichen der
Freundschaft und der Kameradschaftlichkeit einen Fahnennagel... - In
vorgerückter Stunde brachte man die Fahne heim und blieb bis zum grauen Morgen
zusammen.
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1994: Die Altmajestäten stiften eine neue Fahne