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Westfälische Rundschau vom Dienstag, 10. Juli 1951 Paul Bergmann "der Einzige" und
Zwei frohe Tage für das Grünetal - Der alte Geist lebt noch
Plettenberg. Nach
zwölfjähriger Unterbrechung beging die Schützenvereinigung Grünetal am vergangenen
Wochenende ihr diesjähriges Schützenfest. Kaum wiederzuerkennen war das Straßenbild
mit seinen prächtigen Ehrenpforten und seinem grünweißen Fahnen- und Häuserschmuck,
als am Sonnabend gegen 14.30 Uhr unter festlichen Böllerschüssen sich ein
stattlicher Festzug zum Abholen des Vogels formierte.
Dazu im ST v. 09.07.1951: "Im geschlossenen Schützenzug wurde
zunächst der prächtig gschnitzte Vogel abgeholt, den der Biergerichtspräsident
Alb. Hoffmann (bei der Fa. Thamer) in meisterlicher Arbeit gefertigt hatte.
Unter Vorantritt der Festmusik - der Feuerwehrkapelle und des wiedererstandenen
Tambourkorps des Grünetal - ging's dann zur Festwiese 'Im Liemänneken', wo bald
der Kampf um den Königsvogel begann."
WR: "Der stellvertrende Bürgermeister Arndt, der als Vertreter
der Stadt den ersten Schuß zu Ehren der Bundesrepublik abgab, erklärte in
seiner Ansprache, daß er, sowie auch Stadtdirektor Kordes und Bürgermeister
Halfmann stolz darauf seien, Kinder der Grüne zu sein. Es sei ein Beweis für
die über allen Klassengeist und Standesdünkel erhabene Kameradschaft unter
den Bürgern, wenn nach einer zwölfjährigen Pause der Schützenverein wieder
in alter Frische neu erstanden wäre. Der Sprecher beschloß seine Ausführungen
mit dem Wunsch, daß das nächste Schützenfest in einem freien und geeinten
Vaterland gefeiert werden könne.
Volle zwei Stunden dauerte das Schießen der rund 400 Schützen,
die dem Verein angehören; bis gegen 18.20 Uhr Paul Bergmann zum diesjährigen
Schützenkönig ausgerufen werden konnte. Unter dem Jubel des Volkes wurde der
neue König zusammen mit seiner zur Königin erwählten Frau Dora Woita, der
Frau seines Adjutanten, in feierlichem Zug zum Festzelt auf der Schweitzerschen
Wiese geleitet, wo die Krönung stattfand."
ST: "Die Krönung wurde vom Vereinsvorsitzenden Heini Hoffmann
vorgenommen, der den neuen König Paul Bergmann als 'Paul den Einzigen' und
die neue Königin Dora Woita als 'Hilda die Kühne' proklamierte . . .
. . . Sonntagmorgen. . . zum Festzelt, wo das hochnotpeinliche
Biergericht stattfand. Unter Leitung des Biergerichtspräsidenten Albert
Hoffmann, von seinem Stellvertreter Reinh. Pfeiffer und den anderen Schöffen
unterstützt sowie mit Assistenz von drei erschröcklich anzusehenden Gendarmen
mit Pickelhauben ging die Sitzung über die Bühne, von immer neuen Lachsalven
unterbrochen. Das Biergericht schreckte nicht vor exemplarischen Strafen zurück,
wobei sogar diverse 'Hinrichtungen' vollzogen wurden - teils mit hölzernem
Hackebeil, teils mittels eines Galgen, dessen Seil dem Delinquenten um den
Bauch gelegt wurde - und auch verschiedene Verhaftungen und Einkerkerungen
waren infolge der Schwere der Untaten notwendig geworden.
. . . Nach dem Antreten vor dem 'Hauptquartier' von Minna,
die mit ihrem Willi zusammen den Geist des Grüner Schützenvereins verkörpert,
und dem Abholen der Majestäten ging es dann in einem prächtigen Zuge durch die
ganze Grüne. Radfahrer mit blumengeschmückten Rädern, Mädchen mit tragbaren
Blumengirlanden, dazu vorneweg das zackige Tambourkorps in weißen Uniformen -
all das gab dem großen Festzug ein besonders eindrucksvolles Bild. Der Zug
ging bis zur Siedlung am Landemerter Weg und zurück Unterm Grünen Berg her
und über die verlängerte Königstraße, dann über die Uhlandstraße und die
Grünestraße und schließlich durch Brachtstraße und Steinbrinkstraße zurück
zum Schützenzelt.
Konzert und Jubilarehrung sowie ein gemeinschaftliches
Kaffeetrinken füllten den Nachmittag harmonisch aus. Die schneidigen Weisen
der Feuerwehrkapelle unter Stabführung von Obermusikzugführer Kraus fanden
lebhaften und verdienten Beifall, der sich zum Orkan steigerte, als Obermusikmeister
a. D. Hausen, selbst ein 'Grüner Junge', den von ihm komponierten Schützenmarsch
sowie einige andere Musikstücke dirigierte."
Dem (neuen) Hofstaat, der aus insgesamt zehn Paaren besteht, gehören
an: Adjutant Hans Woita mit Frau Malik; Hofmarschälle: Erich Schauerte mit
Frau Malik, Willi Malik mit Frau Schauerte, Wilhelm Reineke mit Frau Grueber,
Ludwig Nagel mit Frau Kochskämper, Ernst Kochskämper mit Frau Nagel, Otto
Niebling mit Frau Reineke, Erwin Grueber mit Frau Niebling, Fritz Reineke mit
Frau Reineke.
Ehrungen: Als Jubilare, die dem Grüner Schützenverein vom
Gründungstage an die Treue gehalten haben, wurden Fritz Vogt, Fritz Schweitzer,
Fritz Lienenkämper, Franz Pfeiffer und August Reineke geehrt.
Insignienschützen: Gerd Guth (Krone), Hans Woita (Zepter),
Ernst Kochskämper (Apfel), Friedhelm Melzner (li. Flügel), Werner Segräwe
(re. Flügel), Schützenoberst Paul Bergmann (820., 18.30 Uhr, Vogel)
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